Ich sehe was, was du nicht siehst

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Ich sehe was, was du nicht siehst



Gemeinsam mit Aria, Emily, Spencer und Hanna saß ich am nächsten Morgen in unserer Küche. Im Hintergrund liefen die 9 Uhr Nachrichten. Die gestrige Party steckte uns allen noch irgendwie in den Knochen, doch jeweils aus anderen Gründen. ,,Ein Augenzeuge bringt neue Hinweise" erklärte der Nachrichtensprecher, während ein Bild von Wilden auf dem Bildschirm auftauchte. Das Läuten an der Haustür ließ mich aufstehen. Ich öffnete schwungvoll die Haustür, doch niemand war zu sehen. Stattdessen lag ein schmales Paket auf der Fußmatte. Verwirrt hob ich das Päckchen auf und las die Adresskarte. ,,Aria, Belle, Emily, Hanna und Spencer" stand dort in feinen Buchstaben. Das konnte nur von einer Person stammen, -A. ,,Es ist an uns alle adressiert" sagte ich den Anderen, als ich die Küche wieder betrat. Ich stellte das Paket in die Tischmitte, wo wir sofort alle fünf begannen, das Geschenkband zu lösen und das Papier zu entfernen. Übrig blieb eine schlichte schwarze Kiste mit Blumenemblem auf dem Deckel. Aria klappte den Deckel auf und zum Vorschein kamen fünf Billardkugeln. Jede von ihnen trug einen Namen. Wir nahmen unsere heraus. Auf der unteren Seite stand eine Nachricht, die sich aus einzelnen Bruchstücken zusammensetzte. ,,Wenn sie freikommt" las Hanna als erste vor. ,,Hört ihr von mir" machte Spencer weiter. ,,Das Spiel beginnt" fuhr ich fort. ,,Küsse" kam es von Emily. ,,-A" endete Aria. ,,Das heißt, wenn meine Mutter freikommt" setzte Hanna an. ,,Wird uns Cece fertig machen" entgegnete Aria. ,,Na dann mal los" sagte ich entschlossen. ,,Wenn sie dann unsere Eltern verschont" erwiderte Emily. ,,Oder hat -A uns gerade den Weltkrieg erklärt" warf Spencer erschrocken ein.


,,Ihr erinnert euch bestimmt alle an die Hexen aus Macbeth und an die Feen und Wälder aus dem Sommernachtstraum" begann Ezra nahe zu am Endeder Englischstunde. ,,Aber neben einem Zauberer als Protagonisten, geht es im Sturm auch um die Magie der Liebe auf den ersten Blick. Die Liebe zwischen Miranda und Ferdinand ist eine Naturgewalt. Es ist eine Liebe, die Länder wiedervereinigt und gefangene Seelen befreit." Das Klingeln zur Pause unterbrach seinen Monolog. Erleichtert schnappte ich mir meine Tasche und hing sie mir über die Schulter. ,,Lest bitte bis nächste Woche den ersten Akt." Ich nahm meinen Ordner und das Buch, Der Sturm, unter meinen Arm und folgte Emily und Spencer. ,,Miss Montgomery könnte ich sie bitte kurz sprechen." Wissend sahen wir drei uns an, ehe wir den Raum schleunigst verließen. Noel lehnte an meinem Spind, als ich darauf zusteuerte. Ich wusste nicht, ob der Kuss zwischen uns etwas geändert hatte, doch selbst wenn hatte ich dafür im Moment keinen Kopf. Es hatte sich anders angefühlt, da war kein Feuerwerk gewesen, wie bei Jason, doch es hatte sich auf eine andere Art richtig angefühlt. Außerdem konnte ich die Beiden auch nicht mit einander vergleichen. Das zwischen Jason und mir würde immer besonders bleiben, irgendwie einzigartig. ,,Der Sturm" las Noel mit einem Blick auf das Buch in meiner Hand vor. ,,Das lesen wir gerade in Englisch" erklärte ich und verstaute meine Sachen in meinem Schließfach. ,,Hast du Pläne für heute Abend" fragte er, als ich meine Spindtür schloss und mit ihm zusammen zu meiner nächsten Stunde lief. ,,Nein, noch nicht. Heute Nachmittag bin ich mit meinen Freundinnen verabredet, aber Abends hätte ich Zeit. Willst du vorbeikommen?" ,,Gern. Ich besorge einen Film." ,,Okay." Erdrückte mir einen Kuss auf die Wange, bevor ich im Französischraum verschwand.


Unsere Stimmung am Nachmittag war deutlich entspannter, als noch heute Morgen, denn es gab etwas zu feiern. Die Anklage gegen Mrs Marin wurde fallengelassen, da Travis für sie ausgesagt hatte. Damit wäre diese Sache endlich aus der Welt. ,,Mrs Marin, sie sehen großartig aus" sagte ich bewundernd, als Hannas Mum strahlend die Treppe nach unten zu uns in den Flur kam. ,,Pfarrer Ted wird die Kinnlade herunterfallen, wenn er sie sieht" stimmte mir Emily zu. ,,Ist bestimmt nicht zu viel" fragte sie uns unsicher. ,,Nein" riefen wir einstimmig und mit breiten Grinsen im Gesicht. ,,Mum es ist perfekt" meinte Hanna überglücklich. ,,Ted hat vielleicht die Geduld eines Heiligen, aber er ist trotzdem ein Mann. Er hat lange gewartet. Geh aus und amüsiere dich." Mrs Marin nahm Hanna fest in den Arm. ,,Ich hab dich lieb." ,,Ich dich auch, Mum." ,,Macht's gut" verabschiedete sie sich von uns. ,,Bis dann."

Never trust a pretty girl with an ugly secret → 2Where stories live. Discover now