Kapitel 5: Dorf

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»Der Wind, der durch das Haar peitscht und die Gewänder zum flattern bringt. Die Luft, die die Lunge mit neuem Sauerstoff füllt. Und die Wärme, die die strahlende Sonne spendet. All dies genügte, um sich frei zu fühlen.«

Lachend hielt ich mich an Taehyung fest und schaute an ihm vorbei, den Weg entlang, den wir ritten.
,,Wohin bringt Ihr mich?"
,

,In die Stadt. Gaeun hatte mir erzählt, dass Ihr lange nicht mehr dort gewesen seid." Gerührt schaute ich ihn an, was er jedoch nicht sah, da Taehyung seinen Blick starr voraus gerichtet hielt und die Zügel seines Pferdes fest mit seinen Händen umgriffen hielt. Er behielt die Kontrolle über sein Pferd, obwohl ich mir ziemlich sicher war, dass dieses so zahm war, dass es nicht nötig war.

,,Hat es einen Grund, dass Ihr nie eine Rüstung tragt?", fragte ich aus heiterem Himmel und hörte ein belustigtes Schnauben aus seinem Mund klingen, ehe er sich leicht zu mir drehte und ich etwas zurück wich, da unsere Gesichter in diesem Moment nur wenige Zentimeter voneinander entfernt waren.
,,Ihr entstammt einer ziemlich neugierigen Natur, Prinzessin", stellte er lächelnd fest, während ich ihn mit geweiteten Augen betrachtete. Sein Lächeln war mindestens genauso schön wie er selbst und beschleunigte meinen Herzschlag unwillkürlich.

,,Meine Mutter war eine genauso neugierige Frau wie Ihr", teilte er mir plötzlich mit, ehe er abstieg, leicht verträumt zu mir hinauf sah und mir seine Hand reichte.
,,War?" Ich legte meine Hand in seine Hand und nahn seine Hilfe beim absteigen seines Pferdes dankbar an.
,,Sie lebt nicht mehr." Seine Stimme war plötzlich viel kühler geworden und auch sein Lächeln war seinen Zügen entwichen. Stattdessen zierten einzelne Wutfalten sein Gesicht, als seine freie Hand meine Taille umgriff, um mich sanft auf dem Boden runterzulassen.
Als er nun hinunter zu mir blickte, schrienen seine Augen förmlich nach Hilfe, weshalb ich unbewusst meine Hand an seine Wange legte und der Ausdruck in seinen Augen verschwand. Die Überraschung trat ans Tageslicht.
,,Was habt Ihr gesehen, dass soviel Traurigkeit in Eurem Blick liegt?", fragte ich ihn nachdenklich und verstand erst viel zu spät, was ich gesagt hatte. Ich hatte offensichtlich eine Grenze überquert. Die rote Flüssigkeit in meinen Adern bahnte sich ihren Weg zu meinem Kopf, ich trat einen Schritt zurück und blickte verlegen zu Boden.

"Verzeiht", entschuldigte ich mich und umgriff mein Gewand fest mit meinen Händen. Als Taehyung nicht sprach, wagte ich mich in sein Gesicht zu blicken. Sein Blick wirkte erstarrt, während er mich immernoch erschrocken ansah.
,,Ihr braucht Euch nicht zu entschuldigen", versicherte er mir noch immer überrascht und fuhr sich durch sein pechschwarzes Haar, ehe er die Zügel seines Pferdes ergriff und dieses in die Stadt führte.
,,Kommt Ihr?"

»Am heutigen Tage verließ die Prinzessin seit langer Zeit das Schloss wieder. Viel war in der Zeit ihrer Abwesenheit geschehen:
Häuser waren erneuert und erbaut worden, Kinder spielten auf den Straßen und auch die Kleidung der Bürger ließ auf einen höheren Wohlstand schließen.
Jedoch gab es auch unschöne Veränderungen.«

,,Geh mir aus dem Weg du Balg!" Fassungslos blickte ich den Mann an, dessen Stimme zu mir vorgedrungen war, als er einen kleineren Jungen wie einen Stein zur Seite trat, der zuvor etwas vom Boden aufheben wollte. Ein grausamer Schrei erfüllt von Schmerz und Verwirrung entkam dem Jungen, der sich auf dem Boden krümmte. Ohne zu zögern eilte ich auf sie zu und wollte den Soldat zurückhalten, jedoch kam mir jemand zuvor.
,,Wagt es, das Kind noch einmal zu berühren und ich werde dafür sorgen, dass es das letzte war, was ihr getab habt." Meine Augen und die des Soldaten weiteten sich augenblicklich und mein Blick fiel auf Taehyung, dessen Schwert auf der Rüstung über der Brust des Soldates lag und dessen Blick so emotionslos und kalt war, dass mir ein unwohler Schauer den Rücken hinunter fiel. Das war nicht der Mann, mit dem ich zuvor auf seinem Pferd gesessen hatte. Das war der Mann, der erbarmungslos Menschen umbringen konnte.

Jeonsa //k.thWhere stories live. Discover now