Kapitel II - Impuls

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Ich spürte, wie die Sonne auf mein Gesicht schien. Sie war so warm, es löste ein unangenehmes Gefühl in mir aus. Aber das war nicht der Grund weshalb ich aufgewacht war. Meine linke Wange pochte wie verrückt, und plötzlich, wie auf einen Schlag fiel mir alles wieder ein. Der Abend, die Jungs, einfach alles. Wo war ich überhaupt? Ich spürte einen kalten Lappen auf meiner Stirn.

Ich öffnete meine Augen und stand ruckartig auf. Anscheinend zu schnell für meinen Kreislauf, denn mir wurde sofort schwindelig und schlecht. Ich sakte zurück auf das Bett und versuchte zuerst die Übelkeit zu verscheuchen.

»Geht es dir gut?« Ich wollte mich nicht daran erinnern, wann ich das letzte Mal diese Frage gehört hatte. Dennoch konnte ich meine Erinnerungen nicht zurückhalten.

Ich öffnete wieder meine Augen und schaute mich um. Ich lag auf einem weißen großen Bett, die Wände des Zimmers waren aus Holz und zu meiner linken befand sich ein großes Fenster. Das Zimmer war generell mit vielen Pflanzen beschmückt.

Ich drehte meinen Kopf zur rechten Seite und erblickte in zwei dunkelbraune Augen. Das war der Junge aus dem Studio, der Junge dem ich mein Leben schuldete. Er schaute mich mit einem besorgten, aber dennoch kühlen Blick an.

»Ja, ich denke schon. Meine Wange tut nur ein bisschen weh. Wie lange liege ich hier schon?«

"Drei Tage."

»Bitte?« Vor lauter Schreck fiel mir die Kinnlade zu Boden.

Wenn ich hier seit drei Tagen lag, müssten meine Eltern außer sich sein. Keiner hatte ihnen Bescheid gegeben.

»Kannst du . . .« ich räusperte mich, da ich nur ein schwaches Flüstern herausbekam ». . .Kannst du mir bitte meine Tasche geben?«

Er stand nur stumm auf und ging in das andere Ende des Zimmers und holte meine Tasche aus einer Ecke. Als er dann wieder bei mir war überreichte er mir die Tasche ohne ein Wort zu sagen.

Sofort kramte ich in ihr herum bis ich mein Handy fand, um dann verzweifelt festzustellen, dass mein Akku leer war.

»Verdammt«, murmelte ich vor mich hin.

Er stand erneut auf und verließ das Zimmer. Komischer Typ. Verzweifelt versuchte ich das Handy anzubekommen, doch vergebens. Ich zog die Bettdecke weg und versuchte aufzustehen. Langsam bewegte ich mich im Zimmer auf und ab, bis die Tür aufgerissen wurde und dieser Junge wieder hineinkam. Und das mit einem Ladekabel in der Hand.

»Hier, das müsste passen.«

Ich nahm das Kabel ohne ein Wort zu sagen entgegen und rannte wie ein verzweifeltes Huhn durch das Zimmer, um eine Steckdose zu finden.

"Rechts neben dem Bett", sagte er nur stumm.

Als  ich dann mein Handy angeschlossen hatte und es anging, fing es plötzlich an, auf dauer zu klingeln. Unzählige Anrufe und Nachrichten meiner Eltern. Ich beschloss, sie direkt anzurufen.

Es klingelte keine drei Male und sofort ging mein Vater an das Telefon.

»Alyssa bist du es?«

Die Stimme meines Vaters war brüchig.

»Hey Dad, ich bin es. Tut mir leid dass ihr drei Tage nichts von mir hören konntet. Ich. . . ich brauchte eine Auszeit und bin Freitag spontan zu einem Freund gefahren. Und unterwegs war dann mein Akku leer. Da ich mein Ladekabel nicht gefunden habe . . .«

"Kind bist du wahnsinnig? Wir sterben vor Sorge seit drei Tagen! Deine Mutter hat seit drei Tagen kein Auge zugedrückt! Genauso wie ich."

»Dad, es geht mir gut, wirklich und . . .«

Run (abgeschlossen)Where stories live. Discover now