0°C, Schneefall - 2

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Für einen Moment ist nur das Klacken der Gartenscheren und das knisternde Geräusch zu hören, das ertönt, wenn das nächste Blatt in den Transportkasten geworfen wird.

»Ich habe gehört, dieses Jahr wirst du mit Ciel den Frühling übernehmen?«, erkundigt sie sich scheinbar beiläufig, das Thema wechselnd. Für heute hat sie es aufgegeben - aber sie wird es wieder versuchen. Und wieder. Und wieder. Rosie als »hartnäckig« zu bezeichnen, wäre deutlich untertrieben.

»Crystal zwingt mich dazu«, erkläre ich und verpasse dem blassblau blühenden Rosenbusch vor mir den letzten Schliff. Perfekt. Jede Blüte ein Lichtblick - der ganze Busch vervollkommnet. Kein einziger Makel ist zu entdecken. Ich begebe mich stolz zum nächsten Exemplar - eine jungfräulich weiß blühende Boule de Neige.

»Das ist toll! Deine Schwester hat die Voraussicht deiner Mutter geerbt. Es wird dir guttun, vertrau mir.«

Ich bedenke sie mit einem vernichtenden Blick.

»Du meinst wohl hoffentlich nicht Ciel?«, frage ich angriffslustig.

Sie lächelt nur geheimnisvoll.
Zur Hölle, wieso ist mein Schutzeis in ihrer Anwesenheit nur nie zu retten?

»Wie kannst du nur glauben, ich könnte mich je auch nur für einen Moment auf das Niveau dieses idiotischen Sommerelfen herablassen!«, brause ich auf.

Rosie bleibt unbeirrbar.

»Siehst du? Deine Mutter war genauso, als sie deinen Vater zum ersten Mal traf. Damals waren die Höfe noch verfeindet, und sie wollte ihn anfangs gar nicht mögen ...«

»Und jetzt sind beide tot«, sage ich kalt. Rosie zuckt zusammen.

Es heißt vielleicht, die Zeit heile alle Wunden, aber für diese gilt das offensichtlich nicht. Oder die Seelenheilkräfte sind in unserer Familie einfach nicht genetisch verfügbar, wer weiß. Der Schorf auf dieser Wunde scheint zumindest ziemlich dünn zu sein.

»Jeder stirbt einmal«, stellt sie bekümmert fest, »aber deine Eltern hatten ein erfülltes, glückliches Leben, in dem sie nie etwas bereut haben. Nicht jedem ist solch ein strahlendes Schicksal vorherbestimmt.«

»Wie auch immer«, erwidere ich gespielt freundlich, werde aber wieder ernst.

»Ich hab dich lieb, Oma«, sage ich entschuldigend.

Sie lächelt mich liebevoll an.

»Das weiß ich doch, Fyre. Solltest du aber nicht langsam anfangen, zu packen?«

Bevor ich mich stoppen kann, habe ich schon die Schere beiseitegelegt und finde mich in einer Umarmung wieder. Der Orangenduft ihres Parfüms riecht wie Zuhause und erinnert mich an tausende winzige, von Zufriedenheit durchdrungene Begebenheiten.

Verdammt, wann bin ich nur so sentimental geworden?!

Ärgerlich auf mich selbst löse ich mich von ihr. Zeit zu gehen, bevor ich noch mehr kaputt mache.

»Rhia ist bereits dabei, aber vielleicht sollte ich mal nach ihr sehen«, verkünde ich, »Bedienstete machen doch immer etwas falsch.«

Sie lächelt ihr sanftes Großmutter-Lächeln, ohne auf meinen spitzen Kommentar einzugehen. Ich seufze.

»Ich werde dich vermissen!«, gestehe ich. Ohne auf ihre Erwiderung zu warten, haste ich aus dem Garten.

SnowFyre. Elfe aus EisTempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang