12 Maiden in Pain

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„Hier hast du!"

Derek gab Stiles seinen Rucksack zurück.

Der Junge saß mit angewinkelten Knien am Boden, zitterte immer noch ein wenig und blickte finster zu dem Werwolf auf.

Er hatte keine Ahnung, wieso Derek wieder mal im genau richtigen Augenblick in der Nähe gewesen war.

Hatte er etwa so eine Art siebten Sinn für Situationen, in denen Stiles der Rettung bedurfte?

Oder lag es einfach nur daran, dass Situationen wie diese so alltäglich waren, dass Derek sich schon routinemäßig in seiner Nähe aufhielt, um das Schlimmste zu verhindern, als eine Art Bodyguard? Frei nach dem Motto: 'Es ist mal wieder Dienstag, also mal sehen, in welches Schlamassel sich Stiles heute manövriert hat?'

„Ich habe die Schnauze voll davon, hier immer nur das 'Fräulein in Nöten' zu sein, das von einem von euch gerettet werden muss!" knurrte Stiles.

Eine zornige Träne lief ihm über die Wange.

Derek ließ sich neben ihm auf der Erde nieder, musterte ihn nachdenklich und erwiderte schließlich:

„Das ist doch keine Schande. Dieser Kerl, der dich da gerade ausrauben wollte, war gebaut, wie ein Militärfahrzeug. Du hättest doch gar nichts tun können!"

„Pfft!" machte Stiles genervt: „Trotzdem war er bloß ein Mensch und damit tausendmal harmloser, als die Dinge, mit denen ich es sonst zu tun habe. Und nicht einmal ihm habe ich etwas entgegenzusetzen gehabt. Ich bin echt eine Null! Und dann kommst du heran gerauscht und streckst den Arsch mit nur einem einzigen Schlag nieder. Ich habe es satt! ICH HABE ES SO VERDAMMT SATT, DAS OPFER VOM DIENST ZU SEIN!"

Stiles wischte sich trotzig mit dem Ärmel über das Gesicht.

„Warum änderst du dann nichts daran?" fragte Derek sanft.

„Ach, und wie?" fragte Stiles hitzig zurück: „Soll ich mich vielleicht beißen lassen, damit ich so wie ihr werde, oder wie stellst du dir das vor?"

„Wünschst du dir das denn wirklich?" wollte Derek wissen: „Denn wenn du Scott fragen würdest, dann würde er sicherlich...!"

„Ja!" unterbrach ihn Stiles und blickte ihn intensiv an: „Ja und nein!"

Derek wirkte verwirrt:

„Was soll das bedeuten, Stiles?"

Der Jüngere zuckte unwillig mit den Schultern:

„Natürlich wäre ich gern so wie ihr; unverwüstlich und stark! Aber andererseits fürchte ich, ich wäre ein lausiger Wolf. Ich bin nicht so wie Scott, unser wahrer Alpha und von edler Wesensart. Schon jetzt bin ich oft gemein, rücksichtslos und bösartig und verletze Menschen mit meinen Worten. Mit Werwolfantrieb wäre ich mit Sicherheit ganz schnell ein Monster, wie zum Beispiel Peter!"

Mit einem Mal wusste Derek, womit er es hier zu tun hatte: Es war posttraumatischer Stress, der Stiles quälte, nachdem ihn wochenlang der Nogitsune in seiner Gewalt hatte, der die Kontrolle über seinen Körper und seinen Verstand übernommen und beinahe ihn selbst und auch alle die er liebte getötet hatte.

Und bei einigen seiner Freunde war es dem Wesen ja schließlich auch gelungen.

Derek konnte sich nicht einmal vorstellen, wie es deswegen in Stiles aussah.

„Du redest Unsinn!" erwiderte er ruhig, aber bestimmt: „Du bist nicht bösartig! Du reißt die Klappe doch nur deshalb so weit auf, weil du keine anderen Waffen hast. Das macht kein Monster aus dir!" Und mit einem kleinen Lächeln fügte er hinzu:

MagnetismusWhere stories live. Discover now