Schlägerei

375 21 1
                                    

Die Gang wartet schon als ich am Bahnhof ankomme. Sandy sieht mich als erste. Erstaunlicher Weise winkt sie mir freundlich zu und lächelt mich an. "Hi,Julien!"ruft sie mir zu. Die anderen Jungs drehen sich um. Viktor ist nicht dabei. Sandy bemerkt meinen Blick. "Viktor kommt später"informiert sie mich. Ich setze mich auf die Bank, die von der Gang in Beschlag genommen wurde, und höre den Gesprächen zu. Sie alle sprechen von einer Revanche. Ich habe nicht die geringste Ahnung von was genau sie reden aber nach einer viertel Stunde deutet Basta mit einer Handbewegung auf den Südeingang. Dort betritt eine weitere Gruppe von Jugendlichen das Gebäude. Alle beginnen ihre Sachen zusammen zu packen und stehen auf. Inzwischen ist die andere Gang bei uns angekommen. Ihr Anführer wendet sich an Sandy. Sie wechseln Worte in einer Sprache, die ich nicht zuordnen kann. "Das ist Russisch."erklärt K.C. mir. "Was ist hier eigentlich los?"frage ich. K.C. sieht mich nur mitleidig an. "Man merkt, dass du nicht von hier bist. Also. Diese Gang dort mag uns nicht wirklich. Oder besser gesagt hat ihr Anführer, Jerry genannt, etwas gegen Viktor. Was genau wissen wir auch nich so genau. Jedenfalls haben die Lucky vor ein paar Wochen, als er allein unterwegs war, gemessert .Hinterrücks! Sandy wollten diese Hurensöhne sogar entführen. Naja, is auch egal. Die kriegen auf jeden gleich voll  aufs Maul!" Ich bin verwirrt. Eine Schlägerei? Jetzt? Hier? Anscheinend schon, denn jetzt zieht dieser Jerry ein Messer und geht auf Sandy. Die Jungs hinter ihm setzen sich in Bewegung und kommen auf uns zu. Ich kann nicht einschätzen, ob eine Gang in der Überzahl ist, denn ich habe genug damit zu tun nicht eine Faust ins Gesicht zu kriegen. Der Junge vor mir ist zwei Köpfe größer als ich und mindestens drei Mal so breit. Er erwischt mich in der Magengegend. Alles dreht sich. Im Gegensatz zu ihm, ist Sandy ein Nichts, was Kraft angeht. Ich gehe zu Boden. Mein Kopf knallt auf die rissigen Steinfliesen. Ich kämpfe gegen die Übelkeit an. Ein Fuß landet in meinem Gesicht. Dann noch einer. Und einer zwischen meinen Beinen. "Man merkt, dass du nicht von hier bist..."hallen K.C.'s Worte in meinem Kopf nach. Dann kommt noch das Bild von seinem Blick dazu. Der Blick, der nur so von Mitleid triefte. Ich brauche kein Mitleid! Ich brauche es einfach nicht!!!!!!!

Viktor biegt um die Ecke. Wir alle sitzen wieder auf der Bank und haben die Prügelei mehr oder weniger heil überstanden. Ich bin nicht der einzige, der ordentlich was abgekriegt hat. Trotzdem rennt Vik zu mir als er mein Gesicht sieht. "Ach du Scheiße! Is Jerry hier gewesen? Aber ich dachte er kommt schon um zwei! Und..." "Entspann dich Viki!"unterbricht Sandy ihn "Ist doch nichts weiter mit ihm passiert! Keine gebrochenen Knochen! Keine großen Wunden! Alles in Butter! Er hat sich sogar gut geschlagen. Gevin von den Füßen zu holen schafft nicht jeder!" Viktor hilft mir aufzustehen. "Ich bring ihn nach Hause. Kann sein, dass es später wird, Sandy!" Sie sieht ihn an, nickt und dreht sich um. Ich muss mich sehr auf Viktor stützen um nicht umzufallen. Den ganzen Weg sagt er nichts. An der Haustür angekommen zieht er mir wortlos den Schlüssel aus der Hosentasche und macht selbst auf. Ich versuche die Treppen zu erklimmen aber es dauert so lange auch nur eine Stufe zu schaffen, dass Viktor mich kurzerhand hochhebt und mich im Brautstyle bis nach oben trägt. Oben angekommen legt er mich auf mein Bett, geht in die Küche, holt ein Kühlakku, zieht mir mein T-shirt aus, wickelt das Akku darin ein und legt es auf den größten Bluterguss den er finden kann. Er setzt sich auf die Bettkannte. "Warum warst du die ganze Zeit nicht da?"frage ich ihn und versuche mich aufzusetzen aber Viktor drückt mich zurück in mein Kissen. "Hallo? Viktor? Antwortest du mir auch mal?!" "Arbeit."kommt die einsilbige Antwort. Ich frage nicht weiter. Vik streicht mir durch die Haare, drückt mir einen sanften Kuss auf die Stirn und geht. Er zieht meine Zimmertür zu. Er lässt mich allein. Schon wieder.


City of god [Jublali]Where stories live. Discover now