1. Kapitel - ALEX

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Alles um mich herum stand in Flammen. Die Wände drohten einzubrechen und die Hitze war unerträglich. Ich hörte das Schreien des kleinen Jungen von Oben. Thank God, er war noch am Leben.
Auch die Treppe war kurz vor dem Einbrechen und ich wusste, dass ich kaum noch Zeit hatte. Doch ich hatte keine Wahl und bahnte mir deshalb den Weg durch die Flammen zur Treppe.

Glücklicherweise schaffte ich es bis ins obere Stockwerk, wo der Junge anscheinend gefangen war. Die Zeit rannte, denn das Haus würde jede Sekunde einfallen. Ich öffnete die Tür rechts von mir und betete, dass er sich dort befand.
Verdammt.
Nächste Tür.
Sie ließ sich nicht öffnen und ich vermutete, dass der Kleine hier war.

"Hallo, ist da jemand?" Fragte ich laut und mit ziemlich großer Sorge in meiner Stimme, weil der Junge nichts mehr von sich gab.

"Ja, ich bin hier, ich brauche Hilfe!" Man konnte hören wie verängstig er war und das er weinte. Ich stöhnte erleichtert auf.

"Hey, hab keine Angst. Ich hole dich da raus, aber du musst ganz genau machen was ich dir sage, Okay?"

"Okay." Hustete er. Das war gar nicht gut. Er atmete zu viel Rauch ein und je länger ich jetzt brauchte, desto schlimmer würde es werden.

"Geh so weit von der Tür weg wie es geht, Ja?" Es kam keine Antwort. Daraufhin ging ich einen Schritt zurück und stieß dann meine Schulter mit aller Kraft gegen die Tür, sodass sie nach gab und sich öffnet.

Ich stürmte in das Zimmer hinein.
Scheiße.
Der Junge lag bereits bewusstlos auf dem Boden. Es blieb keine Zeit mehr. Wir mussten so schnell wie möglich hier raus. Er war nicht sonderlich groß, geschweige denn besonders schwer und so nahm ich ihn in meine Arme. Immer noch keine Reaktion von ihm.
Fuck!

Ich wollte eigentlich über die Treppe wieder runter, aber diese hatten mittlerweile die Flammen in ihrer Gewalt.
Fuck, Fuck, Fuck.
Es blieb nur eine Option. So rannte ich zurück in das Zimmer.
Das Fenster.
Ich öffnete es.
Endlich war das Glück auf meiner Seite, denn es gab ein Vordach, welches noch nicht vom Feuer zerstört war. Ich wusste nicht wie stabil es war, aber ich musste es versuchen.

Ich sprang ...

"Verdammt, Alex. Da hattest du ja mal wieder Schwein." Ja, Luke hatte Recht. Ich hatte verdammtes Glück gehabt. Die Situation hätte auch leicht anders ausgehen können.
Aber ich hatte es mit ein paar Kratzern heraus geschafft und den Jungen gerettet. Er lebte.

"Als ob du nicht das Selbe getan hättest." Sagte ich nur beiläufig.

"Klar hätte ich auch, wenn du Mr.Held nicht zuerst reingestürmt wärst." Ach Luke. Luke und ich waren Freunde seitdem ich hier nach Chicago gezogen war. Aber um ehrlich zu sein, er kann auch ein ziemliches Arschloch sein, denn er hat eine ziemlich große Fresse, die er manchmal einfach nicht halten kann.

"Mach dir nur was vor Luke... Aber jetzt Mal Themenwechsel. Hast du gehört, dass ein Neuer auf die Wache kommt?"

"Quatsch, red keinen Scheiß. Wieso sagt mir denn nie irgendjemand etwas."

"Vielleicht, weil du nie zuhörst." Sagte ich mit einer hochgezogenen Augenbraue.

"Was hast du gesagt? Ich hab nicht zugehört.
Ist es ein heißes Chick? Wir könnten davon mehr auf der Wache gebrauchen, wenn du weißt was ich meine." Antwortete er mir mit einem Zwinkern. Typisch, einfach nur typisch. Das war wohl auch der Grund für sein dauerhaftes Singleleben. Welche Frau würde sich das auch antun.

"Schmidt, hat gesagt, der neue Typ kommt aus New York und ist so wie wir Ende 20."

"Ist ja witzig, vielleicht kennt ihr euch ja." Scherzte er.

Ich fand das allerdings gar nicht witzig und nickte nur. Er sollte nicht sehen wie ich versuchte meine Nerven zusammen zu halten und war dabei mich zu distanzieren.

"Alex? Alles okay bei dir?"

"Klar, bin nur ein bisschen k.o." Log ich ihn an. Ja okay, ich bin echt im Arsch, aber sobald ich auch nur den Namen dieser Stadt höre kommen alle Erinnerungen wieder hoch. Und wenn das passiert wird mir einfach nur verdammt übel. Und das ist genau der Grund warum ich nicht darüber nachdenken, geschweige denn reden will. Nicht mal Luke, hatte ich irgendetwas über mein Leben vor Chicago, über meine Vergangenheit erzählt, obwohl er mein bester Freund ist. Und ehrlich gesagt habe ich es auch nicht vor, denn für mich ist es nicht mehr existent. Ich glaube er weiß auch, dass ich darüber einfach nicht sprechen will. Er nimmt es so hin und das schätze ich sehr an ihm.
Mir ist selbst bewusst, dass ich diese Gedanken und Gefühle nicht ewig in mich hineinfressen kann. Doch im Moment ist das weniger schmerzhaft und trotz dieses riesigen Ballasts auf meinem Rücken hab ich mich nie freier gefühlt.

Finding Happiness (menxmen) Where stories live. Discover now