22. Kapitel - JAMIE

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Have you ever felt like nobody was there?
Have you felt forgotten in the middle of nowhere?
Have you ever felt like you could disappear,
like you could fall and no one would hear?

Let that lonely feeling wash away.
Maybe there's a reason to believe you'll be okay, cause when you don't feel strong enough to stand you can reach out your hand.

And someone will come running and I know they'll take you home.

Even when the dark comes crashing through, when you need a friend to carry you and when you're broken on the ground:
You will be found.

                - You will be found/ Ben Platt

"Alex wach auf." Ich rüttelte ihn leicht an seinen Schultern. "Alex!" Rief ich nun etwas lauter.

Plötzlich schlug er seine Augen auf und fuhr schnell hoch. Schweiß lief ihm über die Stirn und er atmete sehr schwer. Ihm war Panik und Angst ins Gesicht geschrieben, daher wollte ich ihn beruhigen und setzte mich neben ihn.
Alex schnappte nach Luft und Tränen rollten ihm über die Wangen.

"Ganz ruhig. Alles ist gut. Alles ist gut." Wiederholte ich in einer sanften Stimme und legte meine Hand auf seine Schulter.
Er zuckte allerdings bei meiner Berührung, sodass ich meine Hand wieder weg zog.
Ich kenne ihn gut genug um zu wissen, dass es ihm mehr als unangenehm ist, dass ich ihn so sehe. Ein Zeichen dafür ist, dass er seine Tränen sofort aus dem Gesicht wischt, was allerdings nicht viel hilft. Sie strömten weiter, sodass er nun sein Gesicht in seinen Händen vergräbt. Er scheint sich dennoch nicht wirklich beruhigen zu können.

"Alex, alles ist gut. Ich bin hier für dich." Versicherte ich ihm und legte meine Hand dabei wieder auf seine Schulter. Diesmal zuckte er nicht und ließ es zu. Ich ging noch einen Schritt weiter und zog ihn in meine Arme. Zu meiner Verwunderung wich er nicht aus, sondern legte seinen Kopf an meine Brust. Dann begann ich durch seine Haare zu streicheln, in der Hoffnung ihn etwas beruhigen zu können. Nach einer Weile hatte er sich auch wieder einigermaßen gefangen und entzog sich meinen Armen. Sofort wünschte ich mir, dass er noch etwas dort geblieben wäre.

"Hast du immer noch diese furchtbaren Albträume?" Fragte ich vorsichtig. Er nickte bloß und sah zu Boden. Alex hatte mir früher einmal davon erzählt, eher war er mir damals langsam eine Erklärung schuldig, da er dauernd im Schlaf schrie und mitten in der Nacht schweißgebadet aufwachte.
Die Träume handelten eigentlich immer von seinem Vater, manchmal auch über seine Mutter, aber sie waren immer sehr grausam.

"Willst du mir davon erzählen?" Er schüttelte nur seinen Kopf. Ich wollte nicht, dass er alles in sich hineinfrisst, das würde es nur noch schlimmer machen.
"Dein Vater?" Er sagte nichts und nickte abermals nur stumm.

"Er kann dir nichts mehr tun. Nie wieder. Hörst du? Du bist frei von ihm." Nun sah er mich an. Seine Augen waren rot und geschwollen. Er sah fix und fertig aus.
Ich könnte nicht anders und zog ihn wieder näher an mich ran und versuchte ihn zu umarmen. Erneut schreckte er kurz auf, ließ es dann aber zu. Ich hielt ihn nun wieder fest in meinen Armen und strich ihm sanft über den Rücken. Seinen Kopf hatte er dieses Mal in meiner Halsbeuge abgelegt. Er wimmerte leise, was mir das Herz brach.

"Es ist alles okay." Flüsterte ich ihm zu.

So saßen wir eine Weile auf der Couch bis Alex sich schließlich von mir löste. Plötzlich überrannte mich das Gefühl von Kälte.

"Warum schläfst du Idiot eigentlich hier? Das Sofa ist mega unbequem." Er zuckte mit den Schultern und ich glaube ein kleines Lächeln auf seinen Lippen zu sehen, weil ich ihn einen Idioten genannt hatte. Es freute mich, dass ich ihn zum Lächeln bringen konnte und hoffe wirklich, dass er sich jetzt zumindest ein wenig besser fühlt.
Trotzdem frage ich mich, ob er überhaupt mit jemanden darüber redete oder ob er all die Jahre ganz allein mit seinen dunklen Erinnerungen war.
Von außen ist seine Fassade nämlich perfekt und lässt niemanden durch. Ich bin nur froh, dass er wenigsten mich hineinlässt und seine Mauern für mich stückweise abbaut. Ich bin auch erleichtert zu sehen, dass er nicht an seinen Albträumen, seiner Vergangenheit zerbricht, obwohl sie ihn in seinen Träumen verfolgt. Dennoch macht mich der Gedanke traurig, dass er die vielen Jahre über, seine Probleme und Ängste in sich behalten hat und dass er damit alleine war.
Ich hoffe er weiß, dass er damit jetzt nicht mehr alleine ist.
Damit stand ich auf, nahm die Decke und das Kissen von Alex mit mir und ging in mein Schlafzimmer. Wir hatten uns früher dauernd ein Bett geteilt, da wird es jetzt auch kein Problem sein. Und tatsächlich folgte er mir.

"Wehe du schmeißt mich morgen früh wieder von der Bettkante." Scherzte er, als wir uns ins Bett legten.

"Ich doch nicht." Antwortet ich ihm ganz unschuldig. Nun fühlte es sich wie damals an, so als ob ein Lücke geschlossen wurde.
Ich kuschelte mich wieder in meine warme Decke und bevor ich noch etwas sagen konnte war ich auch schon eingeschlafen.

Finding Happiness (menxmen) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt