Kapitel 34 - Alles nur Täuschung?!

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Gemeinsam stürmten wir vorwärts. Er feuerte Feuerbälle und ich drückte sie mit heftigen Windböen zurück. Ihre Augen weiteten sich und sie erkannten, dass sie nicht entkommen konnten. Meine Wut trieb mich an und bewirkte, dass die Magie in meinem Inneren immer heißer brodelte. Es war ein befriedigendes Gefühl, als auch unsere letzten Gegner mit dumpfem Schlag auf dem Steinboden des Gefängnisses landeten.
Nun wandte ich mich dem Mann zu, der unsere Direktorin mit Hilfe der Manschette in Schach hielt.

„Lassen Sie sie los!", rief ich fordernd, doch der Agent schüttelte nur mit loderndem Blick den Kopf. Er war sich seines Vorteils und Druckmittels durchaus bewusst und das trieb mich in die Verzweiflung.

„Bravo, ich sehe, ihr habt tatsächlich Potential!", ertönte da eine mir nur allzu bekannte wie gleichzeitig verhasste Männerstimme.

„Blake Hampton", knurrte ich zornig und drehte mich herum. Der AFE-Leiter schlenderte lässig auf uns zu und verströmte dabei wieder so viel Arroganz, dass mir schlecht wurde. Dafür, dass es mitten in der Nacht war, wirkte er eher so, als käme er nicht gerade aus dem Bett sondern von einem Meeting. Ich ballte meine Hände zu Fäusten, denn so gerne ich diesem Mann da eine Abreibung verpasst hätte, so sehr fürchtete ich die Konsequenzen, die jetzt schon hoch genug sein würden. Wills warme Hand legte sich beruhigend auf meine Schulter und ich zwang mich zur Ruhe.

„Porter", sagte er auffordernd zu seinem Agenten, der daraufhin die Direktorin auf die Beine zerrte. Sie sah unglaublich ausgelaugt aus, doch ihre grünen Augen durchbohrten den AFE-Leiter mit eisiger Intensität.

„Folgt mir", sagte dieser schließlich und ging auf die Tür am Ende des Gefängnisses zu. Ich starrte ihm verwirrt hinterher, unsicher, ob das jetzt eine Falle war oder nicht. Komischer Weise setzten meine Beine sich wie von alleine in Bewegung und folgten dem Mann in einen Gang, der von schwachen Lampen erhellt wurden. Es roch nach Staub. Hinter mir waren Wills Schritte zu hören und mit seiner Nähe fühlte ich mich gleich sicherer.

Der Gang endete wieder an einer Tür, doch diese schien aus Stahl zu sein und wirkte wie der Eingang zu einem Hochsicherheitstrakt. Blake Hampton legte seinen Zeigefinger in eine schmale Öffnung, kurz darauf piepte es und ein grünes Licht blinkte auf. Mit einem leisen Zischen glitt die Tür zur Seite und wir betraten einen geräumigen Raum. Vor Staunen blieb mir der Mund offen stehen. Ich hatte mir alles Mögliche ausgemalt, aber kein hochtechnisiertes Geheimlabor.

„Setzt euch", wies der AFE-Leiter uns knapp an und deutete auf einige bequem aussehende Stühle. Ich kam dem nur zu gerne nach, denn langsam machten sich die Folgen des mitternächtlichen Vorhabens sowie des Kampfes bemerkbar. Trotzdem blieb ich aufmerksam und behielt potentielle Fluchtwege im Auge.

„Porter, Sie können unsere Direktorin jetzt loslassen." Elara Frey schwankte bedrohlich, als der Agent von ihr abließ und griff hilfesuchend nach einer Tischkante.


„Was zu Hölle soll dieses Theater?", warf sie Hampton wütend an den Kopf.

„Das würde ich auch gerne wissen", meldete Will sich zu Wort, der bisher geschwiegen hatte.

„Alles der Reihe nach", erwiderte Hampton ruhig und setzte sich hinter einen der Tische.

„Erst einmal muss ich mich bei Ihnen entschuldigen, Mrs. Frey, aber die Verhaftung war Teil des Plans und es musste so echt wie möglich aussehen, weswegen wir Sie nicht einweihen konnten."
Ich versuchte, den Worten des AFE-Leiters einen Sinn zu entnehmen.

„Was für ein Plan?", fragte Will mit gerunzelter Stirn.

„Es ging darum, den wahren Täter in Sicherheit zu wiegen, ihn glauben zu lassen, dass wir auf der falschen Spur sind." Noch immer kam ich nicht ganz mit, was wahrscheinlich aber auch an der bleiernen Müdigkeit lag, die schleichend von mir Besitz ergriff. Die Direktorin jedoch schien begriffen zu haben und Fassungslosigkeit huschte über ihr Gesicht.

„Das alles war geplant?!"

„Naja, bis auf diese Befreiungsaktion", gab Hampton zu.

Jetzt kochte Elara vor Wut und ihre Augen sprühten förmlich Funken. Magie knisterte trotz der Manschette, was bewies, wie stark die Direktorin wirklich war und die Spannung im Raum stieg.

„Haben Sie eigentlich eine Ahnung, was für Auswirkungen diese angebliche Verhaftung auf meine Stellung als Direktorin dieser Akademie hat? Und die Manschette? Das Verhör?"
Beschwichtigend hob Blake Hampton die Hände, denn auch er schien endlich begriffen zu haben, dass mit einer wütenden Elara nicht zu spaßen war.

„Wie gesagt, es musste echt wirken."

„Ich glaube es nicht", stieß die Direktorin hervor und fuhr sich durch die Haare. „Und jetzt nehmen Sie mir auf der Stelle dieses Teil ab!" Sie streckte ihm ihren Arm hin. Fast sofort löste sich ein Agent von der Wand und erst jetzt registrierte ich die Männer, die bewegungslos dastanden und beinahe mit der Umgebung verschwammen. Schnell und mit geübten Handgriffen entfernte der Mann die Manschette von Elaras Handgelenk und augenblicklich lief ein Zittern durch den Körper der Direktorin. Sie holte tief Luft und ich spürte wieder die vertraute Macht, die in Wellen von ihr ausging. Auch das Kribbeln auf meiner Haut verstärkte sich.

„Was ich jetzt zu sagen habe, ist nicht für alle Ohren bestimmt", fing Blake Hampton an und nickte seinen Männern zu, die schweigend den Raum verließen.

„Du gehst auch mit", meinte er mit einem Blick auf Will, doch der schüttelte entschieden den Kopf.

„Ich bleibe."

Mein Herz machte einen Satz, als er meine Hand ergriff und den AFE-Leiter entschlossen ansah.
„Was auch immer Sie zu sagen haben, es geht mich genauso etwas an wie Hannah."

„Es tut mir leid, Junge, aber nein." Der Satz klang endgültig und ich spürte, wie Will sich neben mir versteifte. Er hasste es, herumkommandiert zu werden und da ich nicht wollte, dass die ganze Sache eskalierte, drückte ich seine Hand.

„Es ist schon in Ordnung", murmelte ich, auch wenn ich mich ohne ihn deutlich hilfloser fühlte.

„Geh."

„Aber Hannah ...", protestierte er und ich blickte ihm eindringlich in die schönen Augen. Ich hoffte, dass dieser Blick ihm sagen würde, dass ich ihm doch sowieso alles erzählen würde und dass ich allein klarkommen würde.

„Okay", brummte er, obwohl ich ihm von der Nasenspitzte ablas, wie sehr er sich dagegen sträubte. Zusammen mit dem letzten Agenten verschwand er durch die Tür und zurück blieben nur Blake Hampton, die Direktorin und ich.

„So, was soll diese Geheimniskrämerei?", fragte ich bissiger als beabsichtigt und verschränkte die Arme vor der Brust.

„Immer der Reihe nach. Ich habe Nachforschungen angestellt. Zu Ihnen Mrs. Frey. Aber bevor Sie jetzt ausfällig werden, hören Sie mir erst zu. Es war notwendig."

Die Direktorin starrte den Mann aus kalten, grünen Augen an. Wut blitzte in ihnen auf, doch sie schwieg, obwohl es sie sehr viel Beherrschung kosten musste und ich konnte fühlen, wie die Spannung im Raum stieg.

Academy for Elementarys 1 - Verborgene KräfteWhere stories live. Discover now