Kapitel 46 - Happy Birthday, Hannah

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Als ich am nächsten Morgen aufwachte, rechnete ich mit Konfetti und Luftballons, doch nichts davon war der Fall. Im Gegenteil. Das Zimmer war leer und Mara nicht da. Halb erleichtert und halb enttäuscht quälte ich mich aus dem Bett und machte mich fertig. Zur Feier des Tages wühlte ich mich durch das Make-up meiner Freundin und schminkte mich. Das Ergebnis war so unscheinbar, dass ich mir die Zeit auch hätte sparen können. Seufzend verstaute ich die Wimperntusche wieder und verließ das Badezimmer. Dann schlüpfte ich in meine Ballerinas und schlenderte durch die menschenleere Akademie. Kein Geräusch war zu hören. Unwillkürlich beschleunigte ich meine Schritte und trat aufatmend ins Freie. So früh am Tag war es noch ziemlich frisch, doch ich mochte es so am liebsten.

Ich kramte den Schlüssel zum Haus meiner Mutter aus der Hosentasche und schloss auf. Alles wirkte ruhig. Schlief sie noch?

„Mum?", rief ich und warf flüchtige Blicke in die Räume unten. „Mara?"

Plötzlich legten sich Hände von hinten auf meine Augen und ich erschrak.

„Mum?"

„Falsch", raunte eine Stimme und die Hände entfernten sich. „Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag." Meine beste Freundin zog mich in eine stürmische Umarmung, die ich erwiderte.

„Danke."

„So und jetzt komm mit." Sie packte meinen Arm und zerrte mich wieder nach draußen in Richtung Elaras Haus. Erwartungsvoll ließ ich sie machen und stolperte ihr hinterher.

Die Tür war offen und meine Freundin schob mich in den Flur.

„Sie ist da!", brüllte sie durch die Wohnung und ich zuckte bei der Lautstärke zusammen.

„Sie steht neben dir und wollte nicht taub werden", erinnerte ich sie, doch in dem Moment wurde ich auch schon ins Wohnzimmer dirigiert. Ich hatte nicht einmal Zeit, mich genauer umzusehen, denn es war das erste Mal, dass ich weitere Räume dieses Hauses besuchte, als meine Mum mich auch schon in den Arm nahm.

„Happy Birthday, mein Schatz", murmelte sie sanft und ihre Augen leuchteten stolz.

„Danke, Mum", erwiderte ich leise und sog ihren vertrauten Duft ein. Dann trat Elara vor und für einen Moment wusste ich nicht, was ich machen sollte, ihr schien es ähnlich zu gehen, was mich lächeln ließ. Aber dann fiel die Anspannung von ihr ab und sie umarmte mich vorsichtig.

„Alles Gute", hauchte sie mir ins Ohr.

„Danke."

Auch von James bekam ich eine Umarmung und meine Glückwünsche, bevor Mara, die es sich scheinbar zu Aufgabe gemacht hatte, die Führung zu übernehmen, mich umdrehte und ich auf die schönste Torte schaute, die ich je bekommen hatte.

Sie sah aus wie eine Feder, überzogen mit weißer Glasur, fein verziert und mit einer achtzehn in dunkelblau.

„Wow", flüsterte ich und bewunderte den Kuchen von allen Seiten. „Mum, du hast dich mal wieder selbst übertroffen."

„Danke, aber dazu müsstest du sie erstmal kosten. Verziert hat sie nämlich Elara."

„Oh." Überrascht sah ich zu meiner Tante, die sanft lächelte.

„Sie sieht traumhaft aus."

„Das freut mich", erwiderte sie und ich bemerkte, wie sehr sie das Lob genoss.

„Können wir jetzt essen?", drängte Mara ungeduldig. „Ich bin am Verhungern." Lachend versetzte ich ihr einen Schlag gegen die Schulter und griff dann nach dem Messer, das meine Mum mir bereits hinhielt. Der Kuchen war so lecker, wie er schön aussah und ich musste zugeben, dass mir die neue Art des Geburtstagfeierns gefiel. Im Grunde waren es nur ein paar mehr Menschen.

Academy for Elementarys 1 - Verborgene KräfteWhere stories live. Discover now