Kapitel 23 - Das mit einem hektischen Morgen

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Da ich nicht damit gerechnet hatte die Nacht bei Matt zu verbringen, musste ich vor der Arbeit noch bei mir zu Hause vorbei. »Ich fahre dich zu deinem Apartment. In diesem Kleid wirst du mir ganz bestimmt nicht in der Firma erscheinen...« raunte er, während er sein Gesicht in meinen Haaren vergrub. Am liebsten würde ich ihn sofort wieder in sein Bett ziehen, doch leider war ich so oder so schon spät dran. Der morgendliche Verkehr war die Hölle und ich sah mich schon zu spät kommen. Als wir endlich vor meinem Apartmentkomplex anhielten, sprang ich förmlich aus dem Wagen. Matt hatte darauf bestanden mich auch zur Arbeit zu fahren – eben, weil es schon viel zu spät war. Der Fahrstuhl ließ eine gefühlte Ewigkeit auf sich warten, auch das dauerhafte drücken des Rufknopfes ließ ihn nicht schneller kommen. »Nun mach schon...« grummelte ich vor mich hin. Ich war bisher noch nie zu spät zur Arbeit gekommen und wollte damit auch jetzt nicht anfangen. Als ich es endlich in meine Wohnung geschafft hatte, kickte ich im Gehen meine Schuhe in eine Ecke und zog im gleichen Atemzug mir das Kleid über den Kopf. Für duschen war leider keine Zeit mehr, was mich umso mehr ärgerte.

Schnell wühlte ich in meinem Kleiderschrank nach meinem schwarzen Bleistiftrock, schlüpfte in frische Unterwäsche und zog eine roséfarbene Bluse vom Kleiderbügel. Für Strümpfe war keine Zeit mehr, meine Haare schlang ich zu einem lockeren Knoten zusammen und steckte ihn mit ein paar Haarklammern fest. Im Flur schlüpfte ich in meine schwarzen Pumps, frischte etwas notdürftig mein Make-Up auf, schnappte mir Blazer und Handtasche und war schon wieder auf den Weg nach unten. Mit einem lauten Ausatmen ließ ich mich neben Matt nieder, der sich wieder in den höllischen Verkehr einfädelte. »Wir sollten es gerade noch so schaffen« sagte er gerade, während sein Blick an meinen nackten Beinen hängen blieb. »Danke, dass du mich fährst. Ohne dich wäre ich nur noch später dagewesen.« Er grinste mich von der Seite an. »Für so eine wundervolle Frau tue ich das gerne. Und in gewisser Weise bin ich der Auslöser für deine Verspätung.« Damit hatte er recht. Hätte er mir heute Morgen nicht nochmal bewiesen, wie göttlich seine Lippen waren, wäre ich jetzt vermutlich schon da. Allerdings nahm ich es ihm nicht übel, denn schließlich hatte ich meinen Spaß gehabt - und hätte nein sagen können.

Als sich das große Geschäftsgebäude, in dem sich der Verlag befand in dem ich arbeitete, vor uns auftat, erfasste mich Erleichterung. In fünf Minuten würde ich an meinem Schreibtisch sitzen müssen und ich schickte an stummes Dankesgebet gen Himmel. »Matt, vielen, vielen Dank nochmal!« Ich beugte mich zu ihm rüber und gab ihm einen kurzen Kuss. »Nichts zu danken. Du könntest dich erkenntlich zeigen, wenn du das nächste Mal für mich kochst« zwinkerte er mir verführerisch zu. Damit konnte ich leben. Mit einem dümmlichen Grinsen auf den Lippen stieg ich aus seinem Wagen und trat auf den Bürgersteig. Ich beugte mich noch einmal ins Wageninnere. »Bis dann.« »Sehen wir uns bald wieder?« mein Grinsen vertiefte sich noch mehr. »Ja, wir sehen uns bald wieder!«

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Pünktlich saß ich an meinem Schreibtisch. Allerdings wäre es nicht weiter aufgefallen, wenn ich wirklich etwas zu spät gekommen wäre. Mein Chef war noch nicht in der Firma, daher herrschte noch eine ausgelassene Stimmung unter den Kollegen. Wie ich es bereits am Vortag mit Lisa per Mail abgemacht hatte, stand ich 12:00 Uhr wieder in dem großen Foyer und holte sie zum Mittagessen ab. Zwei Straßen weiter befand sich ein kleiner Sandwichladen, in den wir gerne gingen. »Und Marie, was gibt es bei dir neues?« Da unser letztes Essen schon einige Wochen zurücklag und wir außerhalb der Arbeit keinen großen Kontakt hatten, hatte ich ihr einiges zu erzählen. Angefangen von der Hochzeit meiner Schwester bis hin zu Matt. Allerdings schnitt ich das Thema nur kurz an, was Lisa sehr bedauerlich fand. »So viel kann ich dir dazu gar nicht erzählen. Ich weiß noch nicht einmal, ob wir richtig zusammen sind. Ein richtiges Date hatten wir bisher nur einmal. Aber ich mag ihn, sehr.« Meine Freundin wackelte mit ihren perfekt gezupften Augenbrauen. »So, so. Du musst mich unbedingt auf dem Laufenden halten, versprich mir das!«

Es hat richtig gutgetan, mit Lisa bei einem leckeren Sandwich zu plaudern. In meiner Abteilung hatte ich niemanden, bis auf Margret war ich die einzige Frau. Und mit ihr kam ich nicht sonderlich gut zurecht. Sie war 54 Jahre alt und ziemlich mürrisch. Meistens war ich froh, wenn sie mir überhaupt einen guten Morgen wünschte. Als ich in meine Abteilung zurückkehrte, stapelten sich schon wieder Unmengen an Papieren, die abgearbeitet werden mussten auf meinem Tisch. Seufzend ließ ich mich auf meinem Stuhl nieder. Bevor ich jedoch damit anfing, warf ich noch einen kurzen Blick auf mein Handy. Mein Herz fing wie wild an zu klopfen, als ich sah, dass eine Nachricht von Matt eingegangen war.

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Vielen Dank für den wundervollen Abend gestern. Ich kann mich kaum auf die Arbeit konzentrieren, jedes Mal wenn ich die Augen schließe, sehe ich deine nackten Beine vor mir ;)

Ich muss für ein paar Tage die Stadt verlassen, heute Abend geht mein Flug nach New York. Sobald ich wieder hier bin, melde ich mich bei dir! - Matt

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Meinem Herz versetzte es einen dummen Stich, als ich das las. War es Enttäuschung? Aber warum? Schließlich hatte Matt keinerlei Verpflichtungen mir gegenüber. Und die paar Tage würden mir genug Gelegenheit geben über meine Gefühle nachzudenken. Ja, vielleicht tat es mir ganz gut ihn erst mal nicht zu sehen. Ich würde Lizzy anrufen und mit ihr den versprochenen Mädelsabend ausmachen. Auch auf die Gefahr hin von ihr ausgequetscht zu werden. Wie wird sie wohl reagieren, wenn ich ihr meine nächtliche Erkenntnis schilderte? Sollte ich ihr davon erzählen? Aber natürlich! Also schickte ich meiner besten Freundin eine kurze Nachricht, ob sie am Wochenende Zeit hätte.

Unendliche LustWhere stories live. Discover now