Kapitel 4

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Kapitel 4

Es kam mir vor wie Stunden, als wir endlich langsamer wurden und letztendlich anhielten. Türen wurden wieder auf und zugeschlagen und dann wurde ich herausgezerrt. Ich spürte wieder Kies unter meinen Schuhen, dann wurde ich eine Treppe hoch gezerrt und spürte kurz darauf, dass wir jetzt in einem Gebäude waren. Die Stimmen der Männer hallten durch die Gänge und ich spürte Fließen und Teppiche unter meinen Füßen. Es roch sehr angenehm, aber ich würde mich nicht mit glücklichen Erinnerungen an diesen Geruch erinnern. Ich schätzte vielmehr, dass sie mit Schmerzen und Scham verbunden werden würden. Ich verkrampfte mich als ich spürte, dass es kälter wurde. Das konnte entweder bedeuten, dass wir uns wieder im freien befanden oder im Keller, aber dem Geruch nach zu urteilen tippte ich auf einen Keller. Es roch nicht modrig, aber doch anders, als wenn man an der frischen Luft war. Mit einem lauten Geräusch wurde eine Türe geöffnet und mit einem metallisch klingenden dröhnen wieder geschlossen. Ich zuckte bei dem Lärm zusammen, kurz danach wurde ich auf einen Stuhl gedrückt und atmete hektisch aus und ein. Mit einem Ruck wurde mir der Sack vom Kopf gezogen und endlich konnte ich wieder frei atmen. Ich blickte mich schnell um, um die Situation einzuschätzen und dachte im ersten Moment, dass sie mich verarscht hatten und sie doch nur das FBI waren. Alles war kahl. Graue Wände, grauer Boden, ein Tisch, ein paar Stühle und sonst fand man hier nichts. Zwei Männer saßen mir gegenüber und betrachteten mich prüfend. Ich erkannte den Mann wieder, der mich getragen hatte und den der anscheinend Rhys hieß und der Anführer war.
„Was wollen sie von mir?", ich versuchte stark zu klingen, aber die Unsicherheit und die Angst die in meiner Stimme mitschwang war kaum zu überhören.
„Informationen", meinte Rhys knapp und ich sah sie mit verschlossener Miene an.
„Ich habe keine Informationen für sie", die Augen des Mannes, der neben Rhys saß wurden schwärzer vor unterdrückter Wut, aber Rhys sah mich weiterhin prüfend an. Er beugte sich ganz dicht zu mir vor.
„Wir können das auf mehrere Arten machen. Erstens du sagst uns alles was du weißt, danach lassen wir dich gehen. Zweitens du tust es nicht und es wird sehr unangenehm für dich werden, bis du uns die Informationen sagst und dann lassen wir dich gehen und drittens, du sagst uns gar nichts, dann wirst du sterben. Such es dir aus, die Auswahl ist sehr groß", ich sah sie an und lächelte.
„Wisst ihr, was ich glaube?", er zog eine Augenbraue hoch. „Das es bei allen drei Optionen zu einem Ergebnis kommt. Bei der ersten Option, werdet ihr glücklich sein die Information zu haben und ich werde tot sein. Bei der Zweiten werdet ihr genervt sein, aber dann trotzdem glücklich sein die Informationen zu haben und ich werde tot sein und bei drittens werdet ihr ziemlich sauer sein und ich wieder tot sein. Das Ergebnis ist bei allen dreien mein tot. Wisst ihr was? Ich entscheide mich für das letztere, weil ich es am besten finde euch beleidigt auf euren Stühlen sitzen zu sehen mit nichts weiter als einer Leiche, die ihr entsorgen müsst", ich wusste nicht woher ich meinen Mut nahm, das auszusprechen was ich dachte, aber ich hatte plötzlich so eine Wut in meinem Herzen verspürt, dass ich nicht anders konnte. Rhys lächelte mich an und sah auf den Tisch.
„Du hast keine Ahnung davon, wie lange man dem Tod nah sein kann, ohne wirklich zu sterben", er sah mich mit einem Funkeln in den Augen an. Ich schluckte schwer.
„Ich kann es mir vorstellen, aber weißt du was? Es ist mir egal. Wenn ich bis morgen früh nicht Zuhause bin, hat mein Leben sowieso keinen Sinn mehr. Ich würde mich dann sowieso selbst umbringen", ich zuckte leichthin mit den Schultern. Es stimmte, was ich sagte. Ich musste wie jeden Morgen pünktlich zur Arbeit erscheinen, sonst würde ich gefeuert werden. Werwölfe und Vampire hatten viele Vorteile. Sie hielten länger durch, waren immun gegen alle Krankheiten und lebten ewig. Menschen waren dagegen leicht kaputt zu kriegen. Ich hatte meinen Arsch aufgerissen um diese Stelle zu halten um wenigstens so viel zu verdienen, dass ich davon leben konnte. Mein Boss war ein gottverdammter Vampir. Um diese Stelle zu erhalten hatte ich betteln müssen und als ich sie erhalten hatte, kam er irgendwann einmal nach Feierabend zu mir und bedrängte mich. Er zwang mich Dinge zu tun, die ich niemals hatte tun wollen und drohte mir falls ich es nicht tat, wieder gekündigt zu werden. Natürlich hatte ich es tun müssen, das war meine einzige Chance gewesen auf eine Arbeitsstelle. Alle anderen hatten mich abgelehnt. Diese Arbeitsstelle hätte meinen Lebensstandard sichern sollen und von jetzt auf nachher würde ich sie verlieren, wenn ich nicht sofort hier heraus kam. Mir liefen Tränen am Gesicht hinab. Ich sah auf meine gefesselten Hände, damit sie es nicht bemerkten, aber sie tropften unaufhaltsam hinunter und sickerten in meine Jeans.
„Tja, dann würde ich dir raten, die erste Option zu wählen, dann hast du es hinter dir und kannst gehen", meinte er kalt. Wenn der Vampir meine Familie nicht bedroht hätte, hätte ich ihnen alles gesagt, aber jetzt konnte ich es nicht mehr.
„Tut mir leid, ich habe keine Informationen. Ihr vergeudet eure Zeit mit mir", ich hörte den anderen Mann seufzen.

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