Spieglein Spieglein

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Lias POV

Was ist das nur für ein arroganter Arsch. Er hält sich wahrscheinlich für was ganz besonderes, weil er (wie ich schon zugeben muss) sehr gut aussieht, denkt er wohl, dass er sich alles erlauben kann. Falsch gedacht. Warum muss auch ausgerechnet ich auf so einem scheiß Zimmer landen? Naja hoffentlich wird er herausfinden, dass das hier mein Zimmer ist und das er und sein Mitbewohner sich ein anderes Zimmer suchen müssen.

Auch wenn ich über das alles, was eben passiert ist sehr sauer bin, hat es mich schon getroffen, als er gesagt hat, dass er verstehen kann, warum mein Vater mich hier hin gebracht hat. Wenn ich darüber nachdenke ist es ein Schlag ins Herz.

Ich starre immer noch auf die Himmelblaue Bettwäsche. Am liebsten würde ich sofort wieder verschwinden. Allmählich bemerke ich die Blicke, die mir der Junge hinter, mir auf dem Bett zuwift.

"Und du bist?" frage ich, während ich mich zu ihm umdrehe.

"John, solltest dir den Namen gut merken. Du? " fragt er grinsend.
Also noch ein arrogantes Arschloch.

" Lia " ich lächel ihn provozierend an.

Nun ist es zu einem Spiel geworden, wer wird als erstes wegschauen? Ich starre tief entschlossen in seine braunen Augen, er starrt zurück. Nach einiger Zeit scheint es ihm wohl zu langweilen und er verschwindet im Bad. Im Zimmer stehen drei Betten und das Zimmer ist, wie die Bettdecke in einem Himmelblau gehalten. Es ist ein riesiges Zimmer, doch nicht groß genug, wenn ich es hier mit diesen zwei Idioten aushalten muss.

Ich wende mich zum großen weißen Kleiderschrank und beginne meine Kleidung einzuräumen, denn eins steht für mich fest: Ich werde nicht gehen. Als ich fertig bin setze ich mich auf mein Bett. Und im selben Moment kommt ER auch schon wieder. Die Tür öffnet sich und ich spüre sofort seine Blicke auf mir. Seine blauen Augen durchdringen mich förmlich und seine braunen Haare liegen perfekt. Ich merke, wie ich meinen Blick nicht mehr abwenden kann, doch er scheint dies auch zu merken und nähert sich mir langsam bis er genau vor mir steht und uns nur noch wenige Zentimeter trennen.
Dann beugt er sich zu mir runter und sein heißer Atem streift meinen Hals.

"Gefällt dir, dass was du siehst?" haucht er mir verführerisch in mein Ohr. Ok ganz ruhig Lia. Jetzt nicht durchdrehen. Ich fange an nervös auf meiner Unterlippe zu kauen und atme tief ein. Ich spüre seine Wärme und seinen Atem in meiner Nähe. Und ich mag dieses Gefühl der Geborgenheit.

"Verpiss dich!" sage ich bedauerlich leise, während ich ihn mit aller Kraft von mir wegdrücke.

"Süße, dass willst du doch nicht wirklich." grinst er und tritt erneut einen Schritt auf mich zu.

"Ryan, lass Sie in Ruhe!"ertönt auf einmal die Stimme des anderen Jungen.

Ryan das ist also sein Name. Dankbar blicke ich zu John und gehe einen Schritt zur Seite. Was denkt er eigentlich wer er ist?

"Anstatt mich hier jetzt weiter zu nerven kannst du mir lieber sagen, was der Direktor gesagt hat. Wäre jedenfalls dein erster sinnvoller Beitrag hier." motze ich Ryan an, während ich wieder versuche ihn nicht anzustarren.
Irgendwas an ihm zieht mich an und ich hasse dieses Gefühl.

Ich schaue ihn noch ein mal fragend an, woraufhin er seine Augen verdreht und John einen undefinierbaren Blick zu wirft: "Süße, wohl oder übel scheinst du unsere neue Zimmergenossin zu sein. Das heißt wir werden uns Alle miteinander arrangieren müssen." Seine Worte klingen nicht gerade erfreut und auch John's Miene, welche bis dahin neutral gewesen ist, verdüstert sich schlagartig.

Mein Kinnladen klappt herunter. Mehr schreckliche Sachen können gar nicht auf einmal passieren. Abwechselnd schaue ich zu John, dann zu Ryan. Das kann doch nicht deren Ernst sein oder? Doch ich sehe an Ryans genervtem Gesicht, dass er die Wahrheit sagt. Was hat sich mein Vater nur dabei gedacht.

"Ich gehe ins Bad." sage ich nur noch, nehme meinen Schlafanzug und verschwinde. Ich schließe hinter mir die Tür und streife meine Klamotten ab. Das ist einfach alles zu viel für mich. Vorsichtig löse ich die Verbände um meine Handgelenke, die roten Stellen sind noch gut zu sehen und die Blutergüsse um die Wunden sehen furchtbar aus.

Ich löse meinen Blick und mache das Wasser an; es ist eiskalt ,doch das ist mir Egal. Ich setze mich auf den Boden und starre ins Nichts. All meine Gefühle sind verschwunden, außer der schrecklichen Leere.

Nach einiger Zeit schmiere ich mir das Shampoo in die Haare, wasche es aus und steige mit wackeligen Beinen aus der Dusche. Das Wasser tropft zu Boden. Sofort verbinde ich meine Arme wieder. Ich will nicht, dass es jemand sieht und ganz bestimmt nicht Ryan oder John. (Insbesondere Ryan nicht.) Dann ziehe ich einen Mickey-Mouse Pollover darüber und schlüpfe noch in meine Jogginghose. So betrachte ich mich daraufhin im Spiegel. Meine nassen braunen Haare fallen über meine Schulter und meine Augen sind rot, ich habe gar nicht gemerkt, dass ich geweint habe.

Ich nehme meine Bürste und kämme meine Haare durch. Meine blasse Haut scheint schneeweiß, meine Haare blond und meine Augen verdunklen sich. Ich schaue nicht in mein Gesicht sondern, in das von meiner Mutter. Von ihren nassen Haaren tropft das Wasser direkt auf meinen Rücken. Erschrocken drehe ich mich um. Meine Mutter steht dort, ihr Make-up ist verschmiert und sie lächelt mich an. In ihrer Hand ist eine Scherbe. Sie holt aus und ich spüre schon den Schmerz. Ich schließe meine Augen und schreie, so laut ich kann.

Als ich meine Augen wieder öffne ist sie weg, doch ich merke wie eine rote dickflüssige Flüssigkeit aus meinem rechten Handgelenk läuft. Trotzdem ist das nicht mein einziges Problem, denn John und Ryan haben meine Schreie sicherlich gehört...

The Darkness in MeWhere stories live. Discover now