Kapitel 14

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Clarke, ihre Mutter, Roan, Miller, Jackson und ich waren auf dem Weg zurück nach Polis, um von dort aus die Lage zu klären. Wir hielten im Wald; der Tunnel zur Stadt war nicht mehr weit entfernt. Abby hielt ihre Tochter zurück, als wir gerade ausstiegen, und Roan und ich ließen die beiden allein.
»Worüber reden sie?«, fragte Roan mich.
»Seh' ich etwa aus wie ein Hellseher?«, gab ich unfreundlich zurück. Roans Miene verfinsterte sich nur und ich seufzte auf. »Sicher irgendein Mutter-Tochter-Gespräch.«
Wir waren nur ein paar Meter gelaufen, bis der Mann die nächste Frage stellte. »Wie, glaubst du, wird dein Freund reagieren, wenn er das alles erfährt?«
»Meinst du, dass die Rettung mit Lunas Blut sich wieder in Luft aufgelöst hat? Ich hab' mit ihm bereits darüber gesprochen. Er klang verzweifelt.«
»Nein, das meint' ich nicht.« Roan blieb stehen. »Wenn Luna das Amt des Commanders beansprucht -«
»Was sie sicher nicht wird«, sprach ich dazwischen.
»Wenn sie es tut«, wiederholte der König Azgedas mit ernster Stimme, »wird man sie sicher wählen. Sie wäre keine gute Führerin. Du hingegen -«
»Okay, nein, Roan, lass es«, unterbrach ich ihn sofort, als ich verstand, worauf er hinauswollte. Ich lief ohne auf ein weiteres Wort zu warten, bis irgendwann Kane auftauchte.
»Rose!«, rief er mir zu. Er winkte auffordernd und ich holte zu ihm, Miller und die anderen beiden Männer auf.
»Wo sind die Wachen?«, verlangte Roan zu wissen, der einige Meter von uns entfernt stehengeblieben war.
»Unsere Leute sind noch nicht aus Arkadia zurück«, meinte Kane.
»Kane, nicht. Roan!«, schrie Clarke auf einmal, die zwischen Bäumen aufgetaucht war. Ich bemerkte sofort ihre panische Stimme und auch Roan, der augenblicklich sein Schwert zog.
»Was ist hier los?«, verlangte ich zu wissen. Ich wandte mich an Kane. »Was haben Sie getan?«
Da erschienen Trikru-Krieger neben uns, die mit gezückten Waffen auf Roan zuliefen. Ich stellte mich ihnen in den Weg, doch da wurden sie bereits von Pfeilen getroffen. Azgedakru, angeführt von Echo, waren aufgetaucht, die uns sofort zu Boden warfen und uns fesselten.
»Willkommen zurück in Polis, mein König«, sagte Echo und ernst nickte Roan ihr zu.

Man brachte Clarke und mich in den Thronsaal. Gefesselt. Roan und Echo standen an dem Tisch und unterhielten sich, schwiegen jedoch, als wir vor ihnen stehen blieben.
»Los«, befahl Roan und demütig verließ Echo den Raum, und ebenso die Krieger, die uns hereingeführt hatten.
Roan riss Clarke das Tuch vom Mund und beugte sich finster blickend zu ihr hinunter. »Seit wann hast du das gewusst?«
»Ich habe es gerade erfahren«, versuchte sie sich zu verteidigen.
Der König Azgedas zückte sein Messer und durchtrennte erst Clarkes, dann meine Fesseln. »Vielen Dank für den Versuch, mich zu warnen«, sagte er an die blonde Frau gewandt.
»Das muss nicht zu einem Krieg werden.«
»Es ist bereits einer«, meinte ich.
»Nur, wenn man darin kämpft«, erwiderte Wanheda.
Roan wandte sich ab. »Deine Leute haben mich verraten, Clarke. Was soll ich deiner Meinung nach tun?«
»Leben?«, fragte sie. »Die Strahlung wird in sechs Tagen hier sein. Du warst bereit, den Bunker mit uns zu teilen. Warum nicht auch mit Trikru teilen?«
»Weil Trikru das niemals zulassen würde«, meinte ich. »Clarke, du kennst uns nicht. Jeder Clan hat nur Eines im Sinn: das Beste für seine Leute herauszunehmen. Es sind nicht umsonst zwölf Clans. Sie leben für ihr Volk, sie sterben für ihr Volk, sie kämpfen für ihr Volk. Die anderen Clans sind ihnen egal.«
»Aber Azgeda steht jetzt an den Tempeltüren. Indra hat keine andere Wahl, als mit Roan zu sprechen. Er muss die Erlaubnis geben. Er hat die Macht.«
Roan lachte und ließ den Kopf sinken. »Gut«, sagte er nach einer Weile. »Wir werden reden. Aber ich halte weiterhin deine Leute fest.«
»Mein Kanzler muss bei diesem Treffen dabei sein, Roan«, meinte Clarke.
»Dein Kanzler hat Glück, dass er seinen Kopf noch hat.« Roan lief auf sie zu. »Außerdem, wenn jemand Todfeinde davon überzeugen kann, zusammenzuziehen, dann du. Ich werde die Versammlung einberufen.«
Und mit diesen Worten war das Gespräch für Roan beendet.

Während Clarke und Roan das Gespräch miteinander suchten, begab ich mich zu den Kerkern, um mit Kane zu sprechen. Die Wache ließ mich widerwillig durch - sehr widerwillig -, doch dass ich letztendlich innerhalb der Zelle war, das zählte.
»Was, verdammt, war das für ein Geniestreich?«, verlangte ich zu wissen.
»Überdenke, mit wem du sprichst, Rosana -«, setzte der Mann an.
»Ich scheiß darauf«, zischte ich. »Sie hätten beinahe alles gefährdet. Ist es das, was sie wollen? Dass wir alle tot sind?«
Kane musterte mich nachdenklich. »Woher auf einmal diese Rücksicht auf andere Clans?«, wollte er wissen.
Ich verschränkte die Arme vor meiner Brust. »Ich denke nur an mein Volk und daran, dass wir überleben und nicht beinahe durch einen idiotischen Plan draufgehen.«
»Und wer ist dein Volk? Skaikru, Trikru oder Azgeda?« Sein Blick war herausfordernd.
Langsam ließ ich meine Arme sinken. »Was meinen Sie?«
»Keine Ahnung. Gibt es etwas, woran du gerade denkst? An etwas Bestimmtes, was du uns vorenthälst?«
Er spielte mit mir. Er hatte eine Ahnung und jede nächste Antwort würde ihm entweder mehr die Bestätigung oder die Verneinung geben.
»Rosana«, erklang auf einmal die Stimme einer Wache. »Roan schickt mich. Du sollst augenblicklich in den Thronsaal kommen.«
»Jetzt nicht«, zischte ich, ohne mich umzudrehen.
»Er meinte, dir reicht das Wort »Natblida«, um deine Entscheidung zu überdenken.«
Sofort spannte sich meine Haltung an. »Wie meint er das?«
»Ich habe keine Ahnung, aber die Botschafter aller Clans sind einberufen worden. Sie haben sich im Thronsaal versammelt. Anscheinend wurde doch noch ein Nachtblut gefunden, welches sich als Commander zur Wahl stellen will.«
Augenblicklich wandte ich um und so schnell ich konnte, lief ich zum Thronsaal. Dies dauerte ziemlich lange, so dass allmählich Panik bekam, viel zu spät zu kommen. Die Tür war bereits aufgestoßen. Azgeda-Krieger versperrten mir den Weg und ich drängte mich zwischen sie, bis alles frei wurde. Clarke und Abby standen vor mir und entsetzt starrte ich die junge Frau an.
»Clarke?«, fragte ich leise. »Du willst -«
Weiter kam ich nicht, denn da ergriff Roan das Wort: »Wanheda hat bei einer Sache recht: Einen Krieg zu führen, ist ein schlechter Weg, zu entscheidem, wer überleben darf.« Er wandte sich an die Botschafter. »Ihr habt all eure Späher für einen Aufstieg versammelt, doch ihr habt den besten Teil ausgelassen.«
»Ein Konklave«, sagte Indra.
»Ein letztes Konklave«, verbesserte Roan. »Ein Champion pro Clan. Ein Tod anstatt von Tausenden. Wer gewinnt, bekommt den Bunker.« Der Mann hielt Indra die Hand entgegen.
»An den Sieger geht die Beute«, sagte sie in meiner Sprache. »Trikru ist dabei.« Alle Clans legten ihre Hände ebenfalls darauf - es war beschlossen.

1106 Wörter

Es sind nicht mehr viele Kapitel, dann ist das Buch vorbei.

Wie würde eigentlich der Shipname zwischen Rosana und Roan sein? 🤔

Radioactive || The 100 Staffel 4Where stories live. Discover now