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Wieder dieser betäubende Lärm in den Ohren. Wieder das Gefühl, schwächer zu werden. Wieder Angst um das eigene Leben. Sam liegt wie gelähmt am Boden, während Tora sie unter einen Vorsprung in der Wand in Sicherheit zieht. Tod und Verderben brechen auf die Gruppe ein. Riese Korallstücke krachen auf den Boden, wo sie in tausend kleine Splitter zerbrechen. Nathalie kniet plötzlich neben Samantha, spricht beruhigende Worte, die die Jugendliche allerdings nicht hört. Ihr Inneres ist aufgewühlt, nahezu stürmisch. Wie zuvor in Aer wandert ihr Blick nach oben.  Das Déjà-vu setzt sich fort. Ein Loch in der Decke. Eine lila glühende Saphira. Feuerbälle, die auf sie herunterregnen. Samantha versteht die Welt nicht mehr und ehe sie sich versieht, wird alles um sie herum in ein tiefes Schwarz getaucht.

Als sie gefühlte Stunden später aufwacht, treibt sie in buntem Wasser. Weiche, warme Hände halten ihren Rücken und bewahren sie somit vor dem Untergehen. Sie hört ihr vertraute Stimmen, Knurren. Schwerfällig öffnet das junge Mädchen ihre Augen. Erst ist ihre Sicht verschwommen, doch nach wenigen Augenblicken wird alles etwas klarer und sie erkennt Lorena, die besorgt auf sie hinab sieht. 
"Hey Pabo.", flüstert sie.
"Lorena... Gott sei Dank. Wie, was, warum?", versucht Samantha in Erfahrung zu bringen, doch Lory bedeutet ihr mit dem Zeigefinger auf ihren Lippen zu schweigen. 
Schon im nächsten Moment erscheint Nathalie bei ihr, die wahnsinnig geschwächt wirkt. Gemeinsam mit ihrer besten Freundin bringt sie Sam an das sichere Ufer. Dort wird sie in Avalans schweren Mantel gehüllt. Ratlos blickt sie den Beiden vor sich entgegen.
"Was ist passiert? Wo sind Avalan und Caleigh?", fragt Sam, "Und seit wann bist du hier?"
Lory setzt sich zu ihrer besten Freundin. Keine Sekunde später platzieren sich Tora und Saja, in den sich Sangeo verwandelt hat, als er zu nah ans Ufer gekommen ist, neben den Mädchen. Besorgt legt der Tiger seinen Kopf auf den Schoß seiner Besitzerin, die sofort mit ihren Fingern durch das weiche, warme Fell streicht.
"Saphira.", antwortet Lory knapp, was Sam allerdings nicht reicht. Nathalie scheint genau das zu spüren und beginnt zu erzählen.

"Als die Szenen aus Aer sich in Derry wiederholt haben, kam Liquis auf uns zugestürmt und hat gefragt, ob wir wüssten, was da gerade passiert und ob es vielleicht sogar Lory ist, die da gerade für Verwüstung sorgt. Ich hab ihm dann versucht, so knapp und trotzdem ausführlich begreiflich zu machen, dass es nicht Lorena, sondern Saphira ist und dass sie scheinbar versucht, alle Elementarkristalle zu zerstören. Nach kurzer Zeit wurde es richtig heftig. Seine Truppen haben versucht, sie aufzuhalten. Er ist sogar selber in den Kampf gezogen. Selbst Avalan...", ihre Stimme bricht ab, Tränen füllen ihre Augen, "Selbst Avalan hat versucht, sie aufzuhalten. Dabei ist er schwer verwundet worden. Aber schon nach wenigen Angriffen stand fest, um wie viel stärker Saphira ist. Liquis kam zu mir und Caleigh. Wir haben versucht, deinen ohnmächtigen Körper zu beschützen. Er hat uns eine Art Teleportationsstein gegeben, der uns an diesen unfassbar schönen Ort gebracht hat. Er meinte, hier wären wir sicher und dass wir Saphira auf jeden Fall aufhalten müssten."
"Ja, klar. Wir.", meint Sam zynisch. "Wie war, wie ist es überhaupt möglich, dass wir hier atmen können?"
"Derry liegt unter einer gigantischen Kuppel, Sam. Ich hab's gesehen, als ich hergeschwommen bin. Hier gibt es ganz normale Luft, wahrscheinlich durch die Algen überall. So stand es zumindest in dem Buch, dass wir im Unterricht gelesen haben. Was du natürlich nicht getan hast."
Nathalie nickt bei Lorenas Ausführung, während die Mädchen traurig nicken. 
"Wo ist er? Wo ist Avalan?", fragt Samantha.
"Caleigh hat ihn zu einer Quelle gebracht. Hier gibt es verschiedene Quellen für das jeweilige Element, die alle hier münden.", erklärt die Ältere.
"Und wo genau ist hier?"
"Die Regenbogenwasserfälle von Calladina. Ich hab immer gedacht, es wäre nur ein Gerücht. Das sie tatsächlich existieren, ist ein wahres Wunder.", gibt Nathalie zu.

Endlich lässt Sam ihren Blick schweifen. Der Anblick, der sich ihr bietet, steht im vollkommenen Kontrast zu dem, was vorhin passiert ist. Turmhohe Wasserfälle in sämtlichen Farben des Spektrums tosen in weiter ferne über weiße Klippen hinab und bilden eine Fluss, der genau zu ihnen führt. Das Wasser, in dem Lorena sie auf den Händen getragen hat, vermischt alle Farben miteinander, ohne sie tatsächlich zu verbinden. Rot neben Blau neben Gelb neben Grün neben Violett neben Orange neben Pink neben duzend anderer Farben, die Sam nie für möglich gehalten hat. Als sie nach oben blickt, sieht sie Regenbogen neben Regenbogen. Dieser Ort ist bunt, schön und friedlich. Und allein die Tatsache, dass Saphira auch diese Schönheit zerstören könnte, bringt Sam zum Weinen.

Sie vergräbt ihr Gesicht in ihren Händen, weint bitterlich. Lory legt schützend, tröstend einen Arm um sie. Während Nathalie ratlos, hilflos daneben sitzt, kommen Avalan und Caleig zurück. Saphiras Bruder kann sich kaum auf den Beinen halten. Es grenzt an göttlichen Schutz, dass er überhaupt noch lebt, nachdem er frontal von Saphira attackiert wurde und keine Möglichkeit hatte, auch nur einem Angriff auszuweichen. Geschwächt setzt Caleigh ihn neben den beiden Jüngeren ab, was deren Tiere verächtlich schnaufen lässt. Nathalie nutzt die Gelegenheit für einen Spaziergang. Jetzt, da der Rest der Gruppe wiedervereint ist, braucht sie etwas Zeit für sich. 

Elemental Children - Kinder der GötterWhere stories live. Discover now