Hysterische Gebete

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"Willst du uns alle umbringen?!", kam es hysterisch von Delson, der sich nun als Beifahrer in solchen Situationen als ungeeignet herauskristallisiert hatte und starrte auf Chester. Dieser hatte nun die dritte rote Ampel in Summe ignorierend hinter sich gelassen und war auf geraden Kurs ins Krankenhaus.
Rob, der es sich auf der Rückbank bequem gemacht hatte, versuchte zwischen den immer wieder flehend und teils auch geglaubt gesprochenen Gebeten von Brad mit Anna zu kommunizieren, die er in der Leitung hatte. Er sprach mit ihr, seit sie aus dem Studio gerannt und in das Auto gehüpft sind.

Sie klang verzweifelt. Wo sie doch sonst immer die Stärke in Person war. Im Hintergrund hörte er immer wieder einen der Zwillinge weinen, von welchen er wusste, kam Daddy nicht um Punkt 5 Uhr abends nachhause, veranstalteten sie ein Konzert aus nassen Tränen und Gepolter. Otis, der krank und mit hohem Fieber im Bett liegen müsste, meldete sich nun auch zu Wort, indem er mit einem Schrei seine Schwestern zur Ruhe brachte. Rob hielt nur sein Smartphone etwas von seinem Ohr, um nicht die komplette Ladung des Schreies abzubekommen. Hörbar vererbt von Onkel Chaz.

"Brauchst du Erika? Sie kann bestimmt auf die Kinder aufpassen. Sie war mit Linsey heute unterwegs. In Bronx glaube ich", bot Bourdon ihr diese Alternative an, da er wusste, dass Anna nicht weg konnte, aber zu Mike wollte. Waren die zwei schier unzertrennlich seit der Jugendzeit.

Ein Seufzen kam ihm entgegen: "Das wäre wirklich nett von dir. Ich bin Erika schön langsam etwas schuldig, sie immer zu stören."

Rob lachte nur kurz: "Sie liebt die Kinder, das weißt du doch. Ich hab' ihr schon vor zehn Minuten bescheid gesagt. Sie müsste sicher gleich auf der Matte stehen."

Rob konnte keine Abschiedsworte mehr sprechen, da Chester so die Kurve schnitt, dass er gegen die Autotür gedrückt wurde und das Smartphone unter den Beifahrersitz rutschte.
"Chester, bitte beruhige dich. Mike hat nichts davon, wenn wir uns auch noch auf der Intensiven die Zeit vertreiben", murmelte vor sich hin, während er nach seinem iPhone zu Tasten begann.

Chester sprang aus dem Wagen und warf Brad den Schlüssel zu, der gerade erst seinen Kopf aus der Tür gesteckt hatte. Eine stille Geste, dass Delson das Auto absperren sollte. Rob wurde endlich fündig und kroch vom Rücksitz hervor, während Brad sich nun zu ihm drehte und seinen Mund öffnete. Worte flossen keine.

"Verdammt, Chester gibt sich die Schuld", sprach Bourdon an seiner Stelle.

"Für was auch immer Mike nun hat", beendete Brad den Satz und sie rannten​ dem Eingang des großen Wolkenkratzers entgegen. Das rote Kreuz war kaum zu übersehen, da es sogar am Tag beleuchtet war. Viele Menschen tummelten sich vor dem Krankenhaus und genossen den lauen Sommerabend.

Brad und Rob bremsten vor den langsamen Automatiktüren und traten letztendlich ein. Vier Schritte weiter, war die nächste Gläserne, worauf sie den Prozess beschleunigten und Brad diese förmlich aufstemmte. Der verwunderte Blick von Bourdon war nicht zu übersehen, welcher nicht lange Zeit dafür fand und nun Chester festhielt.

Sie wusste nicht, was in Bennington gefahren war, dass er auf die junge Empfangsdame losgehen wollte.

"Lass mich los Bourdon!", schrie er mit seiner für gewöhnlich gebrauchten Singstimme. Rau und dunkel. Doch Rob ließ ihn nicht los. Kam es doch selten vor, dass Bennington den Schlagzeuger mit Bourdon anschrie. Alleine das Anschreien seiner Freunde war schon neu und ganz unbekannt.

"Beruhig' dich erstmal", kam es mit kräftiger Stimme und Brad stellte sich nun einmal vor den Tresen, hinter welchen die blonde Frau in einem violetten Krankenschwesternoutfit sichtlich blass wurde. Musste Bennington sich erst mit Delson ein Duell liefern, bevor er zu ihr vordringen konnte.
Unlängst hafteten die Blicke verschiedener Menschen auf ihnen und verschafften Brad mehr als nur ein wenig das Gefühl dieser peinlichen Momente​, die sie allzu oft in früheren Jahren erlebt hatten​. Doch nun, wo er doch immer darüber gelacht und sie bewusst herausgefordert hatte, waren ihm solche Situationen peinlich. Wenn nicht zu sagen, er schämte sich selbst dafür.

Delson wurde immer nervöser und glaubte zu wissen, dass Rob Chester nicht mehr lange halten konnte. Was auch eintraf. Bennington stürmte auf Delson los, der seine Fingernägel hinter sich in das Holz bohrte und glaubte, einen kurzen erschrockenen Aufschrei hinter sich gehört zu haben.
Im Inneren spürte er schon den Aufprall und den Schmerz. Er schloss nur seine Augen und hoffte darauf, nicht allzu viele Schrammen davonzutragen. Wie schmerzleidend er doch war.

Vor seiner Nase huschte nur ein sanfter Wind vorbei und er öffnete zaghaft seine Augen. Die dunklen Haare von Anna strahlten ihm entgegen, die er nur von hinten zu sehen bekam.
Sie hatte einen Chester Bennington im Arm, der mit seinen Nerven vollkommen am Ende war.

Nach wenigen Sekunden, in welchen er sich überraschend schnell beruhigte hatte, ließ er die Ehefrau Shinodas wieder los und stellte sich neben Rob, der ihm tröstend eine Hand auf die Schulter legte. Auch als kleine Absicherung, konnte er dadurch Bennington festhalten, würde es sich dieser noch einmal anders überlegen und schlussendlich wirklich auf die Krankenschwester losgehen.

Anna hingegen, war nicht alleine​ und hatte noch einen kleinen Passagier mit sich. Jemand, der sich nach Angaben nicht abwimmeln hat lassen. Die kleine Jojo, eine der beiden Zwillinge sah nun zu Brad hinauf, der ihr auf die Nase tippte. Ein Mittel, bei welchem sie immer zu lachen begann. Doch heute nicht. Dies ließ Delson nicht auf sich sitzen, sie nicht glücklich gemacht zu haben und hob sie auf seinen Arm, um sie genau mit großen Augen zu mustern. Eine Sache, die sie auch immer mochte​, doch heute scheint nichts zu wirken. Anscheinend wusste sie, dass es Daddy nicht gut ging und dies wiederum, schlug auf ihr eigenes Gemüt.

Anna begann nun mit der jungen blonden zu sprechen, um sich nach der Zimmernummer von Mike zu erkundigen. Und damit lieferte sie auch den Grund, warum Chester vorhin fast handgreiflich geworden war.

"Ich darf niemanden auf das Zimmer von Mister Shinoda lassen", atmete sie tief durch, "es tut mir leid Ma'am."

Anna, wie diplomatisch sie war, begann nicht zu diskutieren sondern kramte nur ihren Führerschein hervor. Nein, es war der Führerschein von Mike.

"Ich bin Mike Shinodas Ehefrau", kam es nervös und gar nicht zu Anna passend, "ich muss zu ihm. Und das sind seine besten Freunde", deutete sie über ihre Schulter.

Mit einem kurzen Seufzer, nickte die Frau und gab das kleine Dokument wieder zurück: "Intensivstation. Drittes Stockwerk, Zimmer 5."

"Vielen Dank", nickte Anna höflichst und zog Brad mit sich, der leicht überwältigt ein paar gestolperte Schritte hinlegte. Darauf begann die Kleine zu lachen und klammerte sich, wie immer, an seinen Haaren fest.
"Ach", bemerkte Brad leicht amüsiert", das gefällt dir was?"

Mit schnellen Schritten rannten die vier schier zum Zimmer und verzweifelten fast, als sie glaubten, das Zimmer wäre unauffindbar. Doch war es absichtlich in der letzten Ecke der Station platziert, da Mike der Welt nicht unbekannt war.

Als Anna die Türklinke hinunterdrückte und eintrat, war Brad der einzige, der mit Jojo nicht weiterging. Sie schenkte ihm einen verwirrten Blick und bemerkte letztendlich, dass Jojo langsam an seiner Schulter wegschlief. Wollte er ihr auch nichts antun, wobei sie für spätere Zeiten einen seelischen Schaden davontrug. Niemand wusste, wie der Zustand von Mike war und Intensivstation heißt für Delson, viel zu viele Schläuche für eine Person und mit allerlei Infusionen vollgepumpt zu werden. Zu viel, um es einem kleinen Kind sanft erklären zu können.

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