Rauchschwadengeflüster

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Chase steckte Mike mehrere kleine Plastikbeutel in die Tasche. Alle beschrieben mit kleinen Heftzetteln. Wie viel in welchen Abständen er die darin enthaltenen Tabletten einnehmen dürfte. Waren es doch vier verschiedene Arten von Schmerzmitteln. Allesamt in dem gewöhnlichen New York City verboten. Es war mit dem zu gleichen, wie man im Zeitkrieg Morphium verwendete, um die Schmerzen der Soldaten zu lindern. Morphium war schon seit geraumer Zeit verboten worden.
Doch was erwartete sich Chase, wenn er in einer Medizinertasche der Punkeranhänger kramte.

Sam versuchte Mike immer noch davon abzubringen, in diesem Zustand arbeiten zu gehen. Doch Shinoda blieb stur und hielt fest, was er wollte. Wäre er nicht halb bewusstlos gewesen, hätte er wahrscheinlich nicht viel geschlafen.
Und konnte er sich auch an einige Schmerzen erinnern, von denen er nicht wusste, ob sie real gewesen waren. Hatte er auch noch ein paar Bilder im Kopf, bei deinen Rob ihn festhielt.

"Du hast Schmerzmittel dabei und einer von uns beiden wird immer bei dir sein, keine Sorge", kam Chase mit der Tasche umgehängt auf die beiden zu. Mike war nun sichtlich schneller und sicherer, was das Gehen und die aufrechte Haltung betraf, worauf sie entschlossen, den Weg anzutreten.
Sam wusste nicht, ob Mike nun kaum Schmerzen hatte oder sie zu überspielen versuchte; hatte er doch ein leichtes Lächeln auf seinen Lippen.

Auf halben Weg zur Firma, blieb Chase stehen. Er bat auch seine zwei Freunde kurz zu halten, worauf Mike sich an Sam lehnte und Chase sein Smartphone aus der Hoodietasche zog. Sofort war er in ein Gespräch asiatischer Sprache verwickelt und wirkte aufgebracht, wenn nicht zugleich etwas erfreut. Und dieses Telefongespräch hielt auch nicht lange an.

"Leute, wir müssen vor der Arbeit noch etwas erledigen", deutete er ihnen in die Richtung, von der sie gekommen waren und fing sich leicht verwirrte Blicke ein, "Mister B besuchen."

Beide nickten, ebenfalls überrascht wie Chase zuvor. Doch Mike war nur wieder in seine Gedanken gesunken und fragte sich nun nur noch eine Sache. Etwas, was ihm nicht so recht in den Kopf gehen wollte.

Warum hat er Joe und Dave nicht erkannt.

Eine simple Frage die schwerer nicht zu beantworten war. Doch Mike erinnerte sich zurück, als er damals seine Familie auf Papier bringen wollte. Nur verschwommene Bilder in seinem Kopf. Wie, wenn sie nicht mehr so existierten, wie sie es waren. Doch wenn er nun Sam und Chase genau ansah und sich mehr als nur ein wenig anstrengte, sah er zwischen den unbekannten Gesichtszügen doch ein wenig Ähnlichkeit. Vielleicht hat der Unfall, von dem Mike gelesen hatte, ihren Körpern zugesetzt. Er wusste es nicht.

"Mary hat uns Pressepässe besorgt", begann Chase aus heiterem Himmel zu sprechen, als sie vor einem etwas kleineren Wolkenkratzer, leicht außerhalb von New York hielten. Mike betrachtete alles nur mit leichtem Staunen, während er Sam und Chase folgte.
"Das ist unsere Eintrittskarte zu Chester", hauchte er nun und hielt vor einem verlassenen Eingang.
Dort, nach mehreren verflogenen Minuten, kam eine junge Frau, etwas kleiner als die drei Männer, heraus. Sie war in schwarz gekleidet, mit einer Weste, wie man sie aus Filmen kannte und nicht nur leicht bewaffnet.
"Du bringst mich in große Schwierigkeiten, Brüderchen", murmelte sie und kramte drei blaue Karten heraus, wobei sie jeweils eine an jeden verteilte, "nicht nochmal mach' ich da mit."

Sam und Mike sahen auf die Frau, der man fast nur zutraute, als zierliches Model durchzugehen. Doch ein Gefühl in Mike verriet, dass sie mehr auf dem Kasten hatte, als man ihr ansah.
"Mike, Sam, das ist Mary. Meine große Schwester", deutete Chase auf die Dunkelhaarige, die kurz noch einen festen Händedruck an jeden verteilte.

"Hey Jungs", kam es knapp, bevor sie ernst wurde, "folgender Plan, ihr folgt mir, sagt nichts und geht mit mir wieder raus. Verstanden?"

Nicken kam von den beteiligten Personen und die Tür wurde aufgestoßen.
Es war ein Gefängnis, wie es sich jeder vorstellte. Die Wände kalt, verdreckt und teilweise mit abgeblätterter Farbe. Die kleinen Glühbirnen ohne Lampenschirme, die an der Decke des Flurs in drei Metern Abstand befestigt waren, spendeten genug Licht, um ein wenig in die Zellen zu sehen, die sich rechts von ihnen mit schwarzen dicken Gitterstäben erstrecken. Bis langsam aus den Gitterstäben und durch mehrere Sicherheitstüren hindurch, sie zu geschlossenen, weißen Stahltüren mit kleinen Aussichtsluken wurden.
Sie waren im Trakt wo alles aufbewahrt wurde, was zu gefährlich für die Welt war. So reimte es sich zumindest Mike zusammen.

Nun hielten sie vor einer Zelle, abgeschattet von den anderen und meterweit allein stehend. Mary brauchte drei Schlüssel, ihren Daumenabdruck und zwei weitere Schlüsselkarten, um erst einmal die Tür öffnen zu können. Danach war noch eine simple alte Gitterstabtür, die mittels Schlüssel geöffnet wurde.
Es war still und ruhig. Nicht zu sprechen von dunkel.

Als Mary mit ihrer Hand den Lichtschalter betätigte und die Neonröhre an der Decke flackernd zum Leben erweckt wurde, erstarrten alle vier Personen.

Die Zelle war leer. Verlassen. Leichte Rauchschwaden mit dem Duft von Schießpulver hing im Raum, während ein beschwärztes Loch in die Wand ragte. Groß genug, damit eine Person hindurch kommen konnte.

"Sie haben es durchgezogen", murmelte Chase in das Ohr von Sam, der nur nickte. Hatte sie mit Rob doch darüber gesprochen, den gleichen Gedanken, Chester aus dem Gefängnis zu holen, gehabt zu haben. Doch hatte er ihnen nicht verraten, wann diese Aktion durchgeführt wurde und er hatte nun den Jungs einen ordentlichen Strich durch die Rechnung gemacht.

Mary schob die Männer wieder zurück auf den Flur und schlug mit der bloßen Faust auf einen roten, münzgroßen Knopf neben der Wand. Die Sirenen heulten auf. Und Mike bekam es mit der Angst zu tun, während er nur an die Decke starrte; erinnerte es doch an die gestrige Nacht.

Mary hingegen, rannte nur voraus, in der Hoffnung die Jungs würden nachkommen, was sie auch taten. Unter kräftigen Zug Mike im Schlepptau, der mehr als nur weggetreten war.

Als sie nun vor der Tür standen, befahl sie ihnen zu verschwinden. Es war zu gefährlich, noch eine Sekunde länger hier zu bleiben. Würde jemand Wind davon bekommen, dass Mary Hahn drei Männer in den Sicherheitstrakt geschleust hatte, würde sie mit Garantie beschuldigt werden, Chester Bennington bei der Flucht verholfen zu haben. Doch war ihr vorhin schon aufgefallen, das die Überwachungskameras eine Fehlfunktion hatten. War doch das allzu nervende Piepsen dieser kleinen Kameras nicht zu hören gewesen. Sie müssten kurzgeschlossen worden sein.

"Und was machen wir jetzt?", fragte Mike leicht verwirrt, während er sich drei verschieden farbige Tabletten auf Aufforderung von Chase einwarf. Sichtlich nicht begeistert davon, da er doch nicht wusste, was er da einnahm.

"Ich weiß es nicht", atmete Sam tief durch und betrat das große Gebäude von Stark Limited.

"Aber ich weiß was wir jetzt tun", lächelte Chase leicht unbegründet, "unser Plakat fertig machen."

Mike lachte kurz auf und fühlte sich wieder etwas besser, bevor sie den Aufzug betraten, der gerade mit allerlei Kartons vollgestellt war: "Ich bin gestern nicht weggelaufen, sondern du."

Paint My Life | Linkin ParkDonde viven las historias. Descúbrelo ahora