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Die nächste halbe Stunde verlief lustiger, als ich mir ein Treffen in einem Café hätte vorstellen können. Auf meine Frage, wie es dazu gekommen sei, erzählte er mir, dass er irgendwo mal gelesen hätte, wie jemand sagte, er hätte kein Schild um den Hals hängen, auf dem 'Schwul und Single' stehe. Das hatte ihn dazu inspiriert, es einfach mal auszuprobieren. Im Gegenzug wollte er wissen, was mich heute zum Ku-damm geführt hätte. Natürlich sprach ich von meinem Problem mit der Jogginghose, und dass ich heute nicht dazu gekommen war, nach einem T-Shirt für mich zu suchen.

"Keine Jogginghose in irgendeinem Laden hat dir gepasst?", rief er gespielt entsetzt, woraufhin ich ihm ebenso gespielt gegen die Schulter schlug. Auf meine Antwort musste er jedoch warten, denn die Frau von der Theke stand neben uns und räusperte sich.

"Es tut mir wirklich leid, euch bei eurem Date zu unterbrechen" - ich wackelte anzüglich mit meinen Augenbrauen in seine Richtung - "aber wir schließen in wenigen Minuten. Ich muss euch leider bitten zu zahlen und das Café zu verlassen."

"Kein Problem", meinte ich, doch eigentlich war es für mich schon ein Problem. Wer wusste schon, ob ich diesen Jungen je wieder sehen würde?

Schnell kramte ich mein Portmonee aus und bezahlte für uns beide. Mein Gegenüber öffnete den Mund, um zu protestieren, doch ich verabschiedete mich flüchtig von der Theken-Frau und zog ihn auf die Beine.

"Was sollte das?", beschwerte er sich und verkreuzte die Arme vor der Brust, als wir nun draußen vor dem Café standen. Ich ignorierte ihn.

"Nope, keine einzige Jogginghose hat mir gepasst", kam ich wieder auf das vorherige Thema zu sprechen. Der süße Junge seufzte nur und ließ sich auf das Gespräch ein, indem er erwiderte: "Es kann doch nicht sein, dass in so einer großen Einkaufsstraße kein einziger Laden eine passende Hose hat!"

Irgendwie hatte ich nicht geglaubt, dass er das Thema so schnell fallen lassen würde. Er schien mir nicht wie jemand, der ohne einen Widerspruch aufgab, aber so konnte man sich irren. Auch ich beschloss, mich nicht mehr weiter damit zu beschäftigen, immerhin war es zu meinen Gunsten.

"Ist aber so", meinte ich lachend, während wir durch die immer leerer werdenden Straßen schlenderten. Die Läden hatten geschlossen und auch sonst hielt einen kaum etwas draußen. Es sei denn natürlich, man hatte einen heißen Typen kennen gelernt und wollte sich noch nicht von ihm trennen. Doch anscheinend sah eben dieser heiße Typ das anders, denn er blieb stehen und drehte sich entschlossen zu mir um.

"Das glaube ich erst, wenn ich es mit eigenen Augen gesehen habe. Morgen, selber Ort, um 5!"

Das klang weniger nach einem Vorschlag als nach einem Befehl, aber so oder so, ich hätte nichts anderes gekonnt, als verdattert zu nicken. Eine richtige Verabschiedung gab es auch nicht, er winkte mir nur zu und ich konnte ihm etwas traurig hinterher starren.

Erst als er leider schon in der Dunkelheit verschwunden war, sickerte in mein Gehirn, was er gerade gesagt hatte: Er wollte mich wieder sehen. Morgen. Am selben Ort, wo wir uns getroffen hatten. Mein Herz machte einen aufgeregten Hüpfer. Vor Freude würde ich am liebsten nach Hause tanzen, ließ es dann aber doch bleiben. In der Öffentlichkeit hatte ich mich schon zu oft blamiert.

Kaffee? | bxbWhere stories live. Discover now