8.

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"Julian, ich heiße Julian."

Er grinste mich an, was ich nach einigem Zögern und seinem nächsten Satz erwiderte. "Ich mag den Namen."

"Ich nicht."

"Wieso nicht? Julian ist doch ein toller Name", hakte er verwundert nach. Meine Mundwinkel zogen sich bei den aufkommenden Erinnerungen nach unten.

"Nicht mehr, wenn man nach seinem Outing immer hören musste 'Wo ist dein Romeo, Julian?'. Das geht einem echt auf den Sack."

"Kann ich verstehen", er lächelte mich vorsichtig an. "Aber mein Name ist Niklas, nicht Romeo."

Automatisch lächelte ich zurück. Ich hoffte, ich hatte den Wink richtig verstanden.

In einem Café angekommen, setzten wir uns hin und warteten auf die Bedienung. Währenddessen betrachtete ich ihn, wie er nervös mit seinen Fingern spielte und sich nicht traute, den Blick zu heben. Kurz überlegte ich, ihn darauf anzusprechen, doch ich kam nicht dazu.

"Was darf ich Ihnen bringen?", erklang eine gelangweilte Stimme, die zu einem unsympathischen, Kaugummi kauenden Kerl gehörte, der seinen Notizblock gezückt neben unserem Tisch stand.

"Einen Kakao und einen Kaffee, bitte. Willst du noch etwas anderes?" Abwartend sah Niklas mich an. Stumm schüttelte ich meinen Kopf und die Bedienung verschwand wieder, sodass er sich wieder mit seinen Fingern beschäftigen konnte. Schweigend warteten wir erneut und langsam wurde es wirklich unangenehm. Aber mir fiel nichts ein, was ich dagegen tun konnte. Er schien mit sich zu ringen und ich wüsste zu gerne, was in seinem Kopf vorging.

"Geh mit mir aus!", platzte es nach einer Ewigkeit - wie es mir vorkam - aus ihm heraus.

"Was?", fragte ich verwirrt.

Verwirrt war eine völlige Untertreibung. Irgendwie hatte ich alles erwartet, nur das nicht.

"Geh mit mir aus. Ein Date, ein richtiges Date. Das hier... es kommt mir teilweise so vor, als wären wir beste Freunde, die sich einen schrecklichen, schönen Tag in einer überfüllten Einkaufsstraße machen."

Laut lachte ich auf, denn genauso hatte ich es ja auch gesehen. Außerdem war Shopping wirklich grässlich.

"Was schlägst du stattdessen vor?"

"War das ein 'Ja'?"

"Ja."

Seine grünen Augen blitzten erfreut und erleichtert auf. Es schien, als hatte es ihm wirklich schwer auf der Seele gelegen. Ich freute mich irgendwie, dass ich ihm die 'Last' abgenommen hatte.

"Ich... ich hatte nicht viele Dates. Auf deutsch: Ich habe keine Ahnung, was man da so machen könnte."

Er war süß.

"Du hast wirklich keine Erfahrungen damit?", fragte ich schmunzelnd. Er schaute etwas beschämt auf seine Hände.

"Nun ja, deswegen das Schild. Ich trau mich nicht, auf Jungs zuzugehen. Vor allem, weil ich mir nie sicher bin, ob sie tatsächlich schwul sind. Also hab ich mir das Schild umgehängt, in der Hoffnung, dass ein heißer Junge auf mich zugeht. Und es hat funktioniert, oder nicht?"

Heißer Junge. Ich grinste, doch zwang mich sofort wieder damit aufzuhören, weil es ihm anscheinend peinlich war. Außerdem bildete sich eine Frage in meinem Kopf: Wenn Niklas von sich selbst sagte, dass er schüchtern war, wieso war er dann in meiner Gegenwart so frech? Doch ich hakte nicht nach. Stattdessen brachte ich das Thema wieder auf unser Date zurück.

"Ich halte nichts von Kino. Da sitzt man nur zusammen und tut nichts. Mehr als Essen gehen fällt mir auch nicht ein", meinte ich schulterzuckend. Es war zwar nicht die beste Idee, aber schlechter als shoppen definitiv nicht.

Kaffee? | bxbWo Geschichten leben. Entdecke jetzt