Die einundzwanzigjährige Marlene Leitner ist eine waschechte Sanitäterin im Salzburger Land. Regelmäßig sitzt sie im Hubschrauber und fliegt mit dem Bergretter-Team zu den verschiedesten Einsatzorten.
Doch als eines Wintermorgens ein Notruf gesetzt...
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In einer Wolldecke eingekuschelt saß ich auf der Eckbank und folgte gebannt den Figuren auf dem Bildschirm meines Laptops. Schon seit gestern Abend suchtete ich die gesamte erste Staffel durch. Ich glaube im Ganzen hatte ich nur fünf bis sechs Stunden Schlaf. Aber die Serie war einfach viel zu Spannend um jetzt aufzuhören sie zu sehen.
„Hallo? Wer Zuhause?", erschrocken zuckte ich zusammen und drückte auf die Leertaste. Der Film stoppte. Fragend sah ich zur Tür, wo sich Jacob breit machte. „Wie geht's dir?", fragte er mich und stellte eine weiße Tüte auf der Anrichte der Küche ab. „Gut wieso?", fragte ich zurück, bewegte mich aber nicht von Ort und Stelle.
„Gut, dachte schon du bist hier oben gestorben. Haben gestern ja nichts von dir gehört", sagte er und ließ sich mit einem Seufzen auf dem Stuhl neben mir nieder. „Du weißt doch, dass man hier oben so gut wie kein Netz hat", sagte ich mit hochgezogenen Augenbraun. „Ja, weiß ich. Was machst du da?", fragte er mich und deutete auf den Laptop.
Ich drehte diesen herum und sagte: „The 100, eine der besten Serien, die ich je in meinem Leben gesehen habe" „Die sehen der Niklas und der David auch immer an. Obwohl sie ja eigentlich zu jung dafür sind. Ich werd immer gezwungen mit zu sehen", schmunzelte Jacob und versetzte mir unabsichtlich einen Stich im Herzen.
„Bist du jetzt also die Bezugsperson für die Jungs?", fragte ich unauffällig und musterte ihn von der Seite. „Leider ja. Könnte genauso gut der Peter übernehmen", ich zog die Augenbraun hoch als er dies sagte. Leider? Aber es waren doch Vickys Kinder. War er mit seiner Rolle nicht zufrieden?
Ein kurzes Schweigen Breitete sich zwischen uns aus, wurde aber von mir unterbrochen: „Bleibst du zum Essen?" „Wenn's dir nichts ausmacht", antwortete er. Ich nickte lächelnd. „Ich hatte vor Suppe zu machen. Tomatensuppe?", fragte ich und richtete mich auf. „Aus dem Fertigpack?", fragte er mich grinsend. Seine Augen funkelten automatisch mit. „Weil es bei Peter und Vicky ja nur gesundes und frisches Zeug gibt", meinte ich und zog meinen rechten Mundwinkel nach oben. Schon früher war er nach Fertigpackungen verrückt gewesen. Er hatte sich also doch nicht so geändert wie ich dachte.
Schnell war die Suppe fertig und wir aßen gemeinsam am Tisch. Wir redeten nicht viel. Eher im Gegenteil. Wir schwiegen und an und aßen so schnell es ging die Suppe auf. Am Ende war nichts mehr im Topf übrig.
Ich nahm die Teller und fing an es abzuspülen. Als ich die Teller in den Hängeschrank stellte viel mir die Tüte auf. „Was ist da eigentlich drin?", fragte ich Jacob und sah ihn fragend an. „Das meine Liebe, ist ein Adventskranz, weil ich ja weiß, dass du den Advent und Weihnachten so liebst", sagte er und zauberte einen wunderschönen Kranz aus der Tüte.
Rote Kerzen. Zimtstangen. Getrocknete Apfel- und Orangenstücke. Ein paar Christbaumkugeln und kleine Birkensterne. Ganz Klassisch aber wunderschön.
„Du kennst mich einfach zu gut. Danke, das ist wirklich richtig lieb von dir", sagte ich und grinste ihn an. „Mach ich doch gerne", antwortete er und ging einen Schritt auf mich zu. Seine Hand verfing sich in meinen Haaren und er zog etwas heraus.
„Hattest du drinnen", flüsterte er und starrte auf ein Stück Rinde von den Kaminholz, die ich heute früh rein geholt hatte. Ich schluckte schwer. Jacob war nur noch wenige Zentimeter von mir entfernt. Wir sahen uns in die Augen.
Seine Hand lag noch immer in meinen Haaren. Unsere Köpfe bewegten sich wie automatisch aufeinander zu. „Ich habe dich vermisst", flüsterte er kurz bevor unsere Lippen aufeinander trafen.
Es war ein kurzer Kuss. Ein kleiner, wie ein ganz gewöhnlicher. Nicht lange. Vielleicht nur eine Sekunde lang. So wie ein Alltäglicher Kuss. Doch mir stieg Röte ins Gesicht und ein schüchternes Grinsen breitete sich auf meinem Gesicht aus. Meine Lippen kribbelten Leicht, während es sich so anfühlte, als würde mein Bauch zerplatzen, weil dort die Schmetterlinge Samba tanzten.
Ich sah zu Boden. Unsere Hände waren ineinander verschränkt. Ich sah darauf. „Das ist falsch. Du hast dir doch sicherlich eine neue Freundin gesucht, nachdem ich abgehauen bin", murmelte ich. „Aber die hat das hier nichts anzugehen", meinte er. Ich sah auf und ihn fragend an. „Sie ist nichts im Gegensatz zu dir", hauchte er und unsere Lippen trafen wieder aufeinander.
Sie waren so unheimlich weich, dass man sie schon fast mit geschmolzener Butter vergleichen konnte. Jedoch schmeckten sie nach schwarzem Kaffee. Sein Geruch stieg mir in die Nase, als ich meine Arme um seinen Nacken schlang. Eine Mischung aus Zimt und dem Geruch der frischen Bergluft.
Wir ließen wieder von uns ab. „Kommst du morgen runter zur Rettung und dann mit auf den Hof?", fragte er mich und lehnte seinen Kopf gegen meine Stirn. „Es ist Weihnachten", murmelte er und fuhr die Kontur meines Wangenknochens nach. „Ich habe aber keine Geschenke", flüsterte ich zurück. „Ist doch egal. Du bist wieder da und das ist die Hauptsache", meinte er und seine Hand verharrte auf meiner Wange. Ich grinste kurz auf.
„Wir sehen uns morgen", flüsterte er, drückte mir einen kurzen Kuss auf die Wange und verschwand mit einem leichten Grinsen aus dem Haus. Verloren und verwirrt ließ er mich in der Küche stehen.
Die Backe kribbelte noch leicht. Ich berührte die Stelle mit meinen Fingern. Die Alte Liebe war auf jedem Fall noch da.