K A P I T E L 1

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K A P I T E L 1

Es war der erste Tag nach den Sommerferien und gleichzeitig auch mein erster Tag an meiner neuen Highschool – oder auch Gefängniszelle – nennt es wie ihr wollt. 

Ich hasste es die Neue zu sein. Jetzt mal im Ernst – alle starrten mich an und verfolgten mich mit ihren neugierigen Blicken, als ich zum Sekretariat lief.

Heilige Scheiße – wieso glotzten sie denn so? Hatten sie noch nie einen Engel gesehen? Oder hatte ich doch etwas im Gesicht? Ich zückte mein iPhone aus meinem Hotpants und checkte mein Gesicht im Display. Nichts auffälliges. Nur mein normales, wunderschönes Ich. Perfekt!

Spaß bei Seite – so schlecht sah ich wirklich nicht aus. Wirklich!

Die anderen ignorierend setzte ich meinen Weg fort und landete schließlich vor dem Sekretariat. Ich klopfte an und trat ungeduldig ein.

Hinter dem Tresen saß eine Frau mittleren Alters. Ihre Straßenköterblondenhaare waren zu einem strengen Zopf gebunden und sie trug eine eckige Brille mit schwarzem Gestell. Ihre schmalen Lippen waren zusammengepresst. Sie sah aus als würde sie Kinder hassen. 

«Ähm», räusperte ich mich.

Sie blickte mich aus ihren graublauen Adleraugen eisig an.

Äh – ich glaube, sie hatte das Lachen verlernt. 

«Ich bin Melya Morgan und neu auf –»

«Hey, Mrs. Muller. Können Sie mir kurz weiterhelfen?», hörte ich eine tiefe, rauchige Stimme hinter mir erklingen. Erschrocken fuhr ich zusammen.

Kurz darauf drehte ich mich aber auch schon grimmig um und stemmte meine Hände in die Hüften. Respekt war wohl nicht so sein Ding – und Geduld schon garnicht. 

«Sag mal, merkst du nicht, dass ich hier noch was zu besprechen habe?»,  schnaubend schüttelte ich den Kopf.

Ich hob den Blick und schaute direkt in seine dunkelbraunen Augen. Seine Augen sahen mich neugierig und abschätzend an.

Erneut zuckte ich zusammen, als würde ein Stromschlag durch meinen Körper gehen. Wie gelähmt starrte ich ihn an. Seine Lippen zuckten. Mit einem Grinsen schüttelte er langsam den Kopf.

Okay? Was war das denn? 

Mrs. Muller's Lachen riss mich aus den Gedanken und mein Blick ging zu ihr.

Oh, hey – sie konnte doch noch lachen. Halleluja. Aber was war jetzt so lustig daran?

Diese Frau schüchterte mich echt ein. Ihr - und ich erwähne es extra - kokettes Lachen galt wirklich nur dem Typen hinter mir. Mich durchbohrte sie eher weiter mit ihrem Blick ehe sie monoton fragte: «Klasse?»

«11b.», murmelte ich irritiert. 

Sie hämmerte auf die Tastatur ihres Computers ein, druckte etwas aus und drückte mir dann ein ganzes Bündel Blätter in die Hand.

«Der Unterricht beginnt in drei Minuten», setzte sie mich noch in Kenntnis, beachtete mich aber schon gar nicht weiter und schenkte ihre Aufmerksamkeit viel lieber dem Typen.

«Oh, Hunter. Was brauchst du denn? Und nenn' mich doch bitte Kathrin!», rief sie ihm fröhlich zu – ugh!

Hunter also.


Ich schnitt ihr noch schnell eine Grimmasse und verließ das Sekretariat wieder. Ganz oben auf dem Stapel Blätter lag mein Stundenplan. Erste Stunde Chemie?!

Mein Tag war ruiniert. So schnell ging das.

Ich hasste Chemie. Es gab wirklich kein Fach auf der ganzen weiten Welt, das ich mehr verabscheute als Chemie.

Zum Teil lag das aber auch an meinem alten Chemielehrer. Ein kleiner Mann mit Bauchansatz und schütterem Haar, der noch dazu oft unfreundlich war und meiner Meinung nach ein persönliches Problem mit mir hatte. Ein Glück war ich den los.

Unglücklich setzte ich mich in Bewegung, ortientierte mich an den Nummern der Klassenzimmer, trabte zwei Treppen hinauf und hatte dann endlich den richtigen Raum gefunden. Eilig stopfte ich sämtliche Papiere in meine Umhängetasche, richtete mir die Haare und klopfte dann an die massive Tür.

Nichts passierte.

Ich klopfte noch einmal ungeduldig und dann wurde mir die Tür endlich geöffnet. Auf der anderen Seite stand ein blondes Mädchen mit blauen Augen. Verwirrt schaute sie mich an.

«Hi. Ist das die Klasse 11b? Ich bin die Neue. Melya.»

«Ah ja, komm rein», sagte sie und hielt mir die Tür auf.
Im Klassenzimmer herrschte ein heilloses durcheinander. Alle redetet und lachten, saßen auf den Tischen oder liefen herum.

«Der Lehrer ist noch nicht da», informierte mich das Mädchen.

«Achso», na toll. Wie sollte ich in diesem Chaos denn einen freien Platz finden.

«Los komm, du kannst neben mir sitzen», lächelnd deutete sie mir ihr zu folgen.

Konnte sie Gedanken lesen? Creepy, aber gut für mich.

Ich ließ mich neben ihr auf einem Fensterplatz fallen und war gerade dabei meine Sachen auszupacken, als die Tür erneut auf ging und Hunter herein trat.

Prima – wieso musste er unbedingt in meiner Klasse sein?

Ich verdrehte die Augen und schaute ihn genervt an. Auch sein Blick blieb an mir hängen und das wohlbekannte Grinsen schmückte wieder sein Gesicht. 

«Sorry für die Verspätung. Wer möchte heute freiwillig zur mündlichen Kontrolle? Wenn sich niemand meldet, dann nehme ich einfach jemanden dran.» 

Er lehnte sich an dem Lehrertisch an und ging mit seinem Blick durch die Tischreihen.

Meine Augen weiteten sich, während er sich, als er bei mir ankam, amüsiert durch die kurzen, dunklen Haare fuhr.

Nein. Das war doch unmöglich  – war dieser Typ wirklich mein Chemielehrer? 

In Love With My Bad Boy TeacherWo Geschichten leben. Entdecke jetzt