K A P I T E L 3

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K A P I T E L 3

Zu früh riss mich mein Wecker am nächsten Morgen aus meinem Traum. Es waren nur wirre Fetzen ohne Zusammenhang, doch immer wieder konnte ich Hunter darin erkennen. Er sollte gefälligst aus meinen Träumen verschwinden!

Noch viel zu Müde um aufzustehen rollte ich mich aus dem Bett, schleppte mich zu meinem Schrank und zog wahlos einige Klamotten hervor. Ein prüfender Blick in den Spiegel verriet mir, dass dabei ein großer, dunlelroter Kapuzenhoodie und eine schwarze Jeans mit Löchern an den Knien, welche sich an meine schlanken Beine schmiegte, rausgekommen war.
Nachlässig brüstete ich mir die langen, schokobraunen Haare, nur um sie anschließend wieder in einen mega Messybun zu verwandeln. Ein schwarzer Choker um meinen Hals rundete mein Outfit ab.

Ich tapste ins Bad, putzte mir die Zähne und verlieh meinem Gesicht mit etwas Make-Up neue Frische. Meine dunklen, braunen Augen wurden durch meine dichten, schwarzen Wimpern perfekt in Szene gesetzt.

Ich überprüfte noch ein letztes Mal alles im Spiegel, stellte fest das ist super aussah und verließ schließlich das Bad.

Als ich die Treppe ins Erdgeschoss hinter mir hatte verriet mir ein Blick auf die Uhr über dem Schuhschrank das ich spät dran war. Ich legte also etwas an Tempo zu.
Wie ein kleiner Wirbelwind sauste ich durch die Küche, drückte meiner Mutter einen Kuss auf die Wange, griff nach einem Apfel, wirbelte zurück in den Flur, schlüpfte in meine weinroten Schuhe, schnappte meine Tasche und verließ das Haus.

•••

»Guten Morgen, Sonnenschein«, wie aus dem Nichts stand plötzlich Scarlett neben mir und strahlte mich an.

Was zur Hölle? Wo kam die denn auf einmal her?

»Guten Morgen«, grüßte ich höflich zurück und knallte die Tür meines Schließfachs zu.

»Was hast du jetzt?«, fragte sie und trabte neben mir her.

»Literatur.«

»Super!«, quietschte sie. »Ich auch.«

Super! Ich hatte gehofft, dass du mich in Ruhe lässt, dachte ich mir und rollte innerlich mit den Augen.

Meine schlechte Laune war kaum zu übersehen und auch nicht zu überhören, aber Scarlett musste irgendwie so wohl blind als auch taub sein.

Die Gedanken an Hunter verfolgten mich regelrecht und verursachten einen riesen Chaos in meinem Kopf.

Ich schüttelte wie wild mit dem Kopf, so dass einige dunkle Strähnen aus meinen Dutt herausflogen.

»Alles in Ordnung?«, fragte Scarlett stirnrunzelnd und schaute mich mit einem prüfenden Blick an.

Ich rollte mit den Augen. »Ja, klar. Alles super.«, antwortete ich gleichgültig und setzte meinen Weg fort.

»Oh, okay, super! Wir lesen in Literatur im Moment Hamlet. Aber ich verstehe da nur Bahnhof!«, rief die Blondie schmollend und versucht mich einzuholen.

»Aha.«, gab ich zurück und zuckte mit den Schultern. Hamlet habe ich schon letztes Halbjahr zu Ende gelesen, also wären die nächsten Wochen in Literatur für mich nur noch Wiederholung. Na toll, noch mehr Langeweile!

Vielleicht sollte ich mich einfach krank melden, das würde mir auch mehr Chancen geben im Laufe des Schultages Mr. Nicholson nicht entgegen zu laufen.

In die Innenwange beißend blieb ich plötzlich stehen und grübelte darüber nach  was ich Scarlett und den Lehrern vormachen könnte.

»Scarlett?«, sagte ich mit gespielter, geschwächter Stimme und schaute sie traurig an.

Das war meine Chance!

Diese riss ihre Augen auf und blickte mich unmittelbar besorgt an. »Ja? Was ist los? Geht es dir nicht gut?«

Ich schüttelte langsam mit dem Kopf. »Ich fühle mich nicht gut. So - so schwach und ausgelaugt und ich habe so wahnsinnige Kopfschmerzen.«, flüsterte ich und legte meine Hand theatralisch an die Stirn, dabei schloss ich meine Augen. Ich konnte mir nicht vorstellen das ich wirklich überzeugend war, aber Scarlett war anscheinend nicht die hellste Birne im Leuchter.

»Ich bringe dich sofort zum Krankenzimmer, da muss ein Lehrer sein.«, rief sie panisch und zog mich mit.

Ein leichtes Grinsen breitete sich in meinem Gesicht aus. Sie würde mir sogar glauben, wenn ich sagen würde, dass ich von Justin Bieber schwanger bin. Wie naiv sie doch nur war. Natürlich konnten sich auch nur solche Mädels in Ryder verlieben. Ich riss mich zusammen um nicht zu kichern.

Ich biss mir auf die Lippe und quetschte ein »Ich muss mich Zuhause dringend auskurieren.« raus.

»Ja, das musst du wohl.«, stimmte mir Scarlett sanft zu.

Mein Grinsen wurde immer breiter. Dann blieben wir stehen und ich öffnete meine Augen.

»Da ist das Krankenzimmer.«, informierte mich Scarlett und zeigte auf das gelb gestrichene Zimmer. "Komm." Erneut zerrte sie an meinem Hoodie rum.

Mit einem Lächeln folgte ich ihr. »Oh, schau mal da ist Mr. Nicholson! Super, er hat wohl heute die Schicht im Krankenzimmer, dann kann er ja auf dich aufpassen. Ich muss los! Werde schnell gesund.«, plapperte Scarlett schnell und ließ mich auch schon alleine vor dem Raum stehen. Na toll, so war das nicht geplant.

Natürlich war Hunter's Aufmerksamkeit voll und ganz auf mich gerichtet. Mein Grinsen erlosch direkt und ich formte meine Lippen zu einem Strich.

»Melya, was ist denn los? Was fehlt dir?«, fragte Hunter mit einem amüsierten Lächeln und trat ein wenig näher. 

Ich schluckte hart und starrte ihn wortlos an. Sollte ich ihm etwa sagen das er mir den Schlaf und nun auch noch meine ganze Konzentration raubte? Eher nicht.

»Ah, kannst du nicht mehr sprechen? Ist das dein Problem?«, lachte er und zog abwartend seine Augenbrauen in die Höhe.

Ich schüttelte stumm mit dem Kopf und fixierte ihn mit meinem Blick.

»Na dann, sprich mit mir.«

Ich atmete tief ein und aus.

»Ich- Ich fühle mich nicht so gut, ich habe Kopfweh.«, stotterte ich zaghaft und blickte auf den Boden und irgendwie war das nicht mal gelogen, denn meine ständig um ihn kreisenden Gedanken bescherten mit tatsächlich Kopfweh.

»Ich weiß, was dir gegen Kopfschmerzen helfen könnte.«, sagte Hunter schelmisch und zog mich geradewegs in das kleine Krankenzimmer rein.

Oh mein Gott. Was hatte der Kerl bloß vor?

In Love With My Bad Boy TeacherWhere stories live. Discover now