1. Kapitel

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Facade
"Jeder formt sein Gesicht,
Trägt es im Tageslicht
Und dies Maskengesicht
Ist für uns Standespflicht"

Die Straßen waren überfüllt mit Menschen. Sie liefen kreuz und quer und ein Gedränge entstand dadurch. Immer wieder wurde man geschubst oder dafür beschimpft, dass man im Weg war. Selbst die Musik konnte mich nicht von der Außenwelt abschirmen, denn immer wieder drängen die Schreie von Kindern, das Hupen der Autos oder die teilweise sehr laut geführten Gespräche meiner Mitmenschen an mein Ohr.
Ich folgte der breiten Masse die Straße entlang. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass ich noch genügend Zeit hätte. Jedoch hatte ich die Befürchtung würde ich weiter in diesem Schneckentempo laufen, wäre ich mit großer Wahrscheinlichkeit nicht mehr ganz so pünktlich. Aber da ich nicht das Verlangen hatte mich zwischen den Menschen durch zu quetschen, ging ich langsam meinen Weg weiter.
Ich ließ meinen Blick zu dem Café schweifen, an dem ich gerade vorbei ging. Es war wie immer gut besucht und hätte ich heute nicht schon etwas vor, hätte ich mich dort hingesetzt und ein Eis gegessen. Plötzlich erregte etwas meine Aufmerksamkeit und ich bliebt stehen. Ich ignorierte die Leute die sich wegen mir aufregten, da ich mitten im Weg stand und vergewisserte mich ob ich mich nicht täuschte. Ich löste mich von der Masse und ging zu einem der vielen Tische, die draußen standen und hob das Handy, welches auf dem Boden lag, auf. "Verzeihen Sie bitte, aber ist das ihr Handy?", fragte ich den Mann, der an einem Tisch in der Nähe saß. Irritiert schaute er erst mich an und dann auf den Gegenstand in meiner Hand. "Nein, das ist nicht meins", sagte er kopfschüttelnd. Etwas ratlos sah ich das Handy an. Was mach ich jetzt damit? Als hätte der Mann meine Gedanken gelesen meinte er: "Du solltest es lieber zu Polizei bringen, dann kann derjenige es dort abholen." Das klang plausibel.
Ich bedankte mich und machte mich auf den Weg zur Polizei, doch weit kam ich nicht, denn plötzlich fing das Handy an zu klingeln. "Mason" stand dort in großen Druckbuchstaben. Mit dem Plan diesem zu sagen, dass der Besitzer das Handy bei der Polizei abholen konnte, ging ich zögernd ran. "Verdammt, wo bleibt ihr so lange? Keiner von euch Idioten geht ans Handy. Ich habe dich jetzt schon gefühlt hundert Mal angerufen. Wann seid ihr-" Er brach seine Schimpftirade ab, als plötzlich etwas im Hintergrund knallte. "Da seid ihr ja endlich... Moment! Wo ist dein Handy?... Aber wenn du es nicht hast, wer ist dann gerade dran?" Ich nutze den kurzen Moment der Stille und meldete mich zu Wort. "Ähm, verzeihen Sie. I-ich h-habe gerade das Handy gefunden u-und w-wollte es zur Polizei bringen." "Du bleibst da stehen und wehe du bewegst dich ach nur ein paar Meter von da weg! Und untersteh dich auch nur daran zu denken zur Polizei zu gehen!" Damit legte er auf. Ich hatte ihn zwar noch nie gesehen, aber ich hatte jetzt schon Angst vor ihm. Und wenn er schon so war, wie war dann erst der Besitzer des Handys?
Ich lehnte mich gegen eine Hauswand, steckte mir wieder meine Kopfhörer in die Ohren und betrachtete das Handy nachdenklich. Ich hatte ihm gar nicht gesagt wo ich mich befand, fiel mir nach einiger Zeit ein.
Ich beobachte die Leute, die wie Ameisen an mir vorbei liefen. Mein Blick schweifte zu drei Männern, die vor einem schwarzen Auto mit getönten Scheiben standen.
Ein braunhaariger Lockenkopf, mit Brille tippte die ganze Zeit auf seinem Tablet rum. Neben ihm stand ein schwarzhaariger Muskelprotz, der aufgebracht mit einem blonden Mann sprach. Irgendwie gaben die Drei ein recht merkwürdiges Bild ab, was mich schmunzeln ließ. Der Lockenkopf blickte plötzlich von seinem Tablet auf und schaute direkt in meine Richtung. Er musterte mich und sein Blick bleib kurz an dem Handy in meiner Hand hängen, ehe er wieder in meine Augen guckte.
Erst jetzt verstand ich es. Sie suchten nach mir oder besser gesagt das Handy. Ich nickte dem Mann kurz und bahnte mir einen Weg durch die Menschenmenge. Als ich bei den Männern angekommen war, diskutierte der schwarzhaarige immer noch mit dem Blonden und der Lockenkopf war wieder auf sein Tablet fixiert.
Ich räusperte mich. Der Schwarzhaarige drehte sich zu mir um und schaute mich wütend an. "Was willst du?" Ich schluckte schwer. "Ähm. A-also i-ich bin d-diejenige die d-die das Handy gefunden hat", stotterte ich und zeigte auf das Handy. Gerade als ich ihm dieses geben wollte, ertönte hinter mir eine dunkle Stimme. "Ich denke das gehört mir." Erschrocken zuckte ich zusammen und fuhr herum. Vor mir stand ein Mann, der ein schwarzen Anzug und ein eben so schwarzes Hemd anhatte. Er hatte kurze braune Haare und seine braunen Augen musterten mich kalt. Der Mann machte mir Angst. Alles an ihm strotze nur so vor Macht und Einfluss.
Er nahm mir das Handy aus der Hand, jedoch unterbrach er nicht unseren Blickkontakt. Lange hielt ich dem aber nicht stand und schaute zu Boden. "I-ich a-also, i-ich d-denke ich sollte jetzt-", doch weiter kam ich nicht, denn ich wurde plötzlich geschubst und stieß gegen die Brust des Unbekannten. Sofort richtete ich mich wieder auf, drehte mich um und hoffte er sah meine roten Wangen nicht. Doch als ich sah was mich so umgehauen hatte, konnte ich nicht anders als entzückt zu quieken.
Vor mir war ein brauner Labrador, der mich erwartungsvoll anschaute. Ich ging in die Hocke und streichelte den Hund ausgiebig, dabei entging mir nicht wie der Braunhaarige mich unentwegt anstarrte. "Emmy! Emmy! Emmy, da bist du ja!", rief jemand. Außer Atem bleib dieser vor mir stehen, die Hündin ließ von mir ab und ging erfreut zu ihrem Besitzer. "Tut mir leid. Sie ist einfach abgehauen.", sagte er und schaute mich nun zum ersten Mal an. "Lexie?!", kam es überrascht von ihm. Ich nickte nur. "Ihr Hund ist echt süß, Mr. Landford", gab ich entzückt von mir und lächelte. "Ja, dass ist sie nur macht sie nie das was ich von ihr will." Ich schaute zu ihm auf, da ich immer noch auf dem Boden hockte. Er trug ein kariertes Hemd, hatte eine Brille und blonde Haare die langsam immer weniger wurden.
Plötzlich ertönte ein Räuspern, was mich so sehr erschreckte, dass ich das Gleichgewicht verlor und nach hinten gegen die Beine des Braunhaarigen fiel. Als ich zu ihm aufsah, hätte ich schwören können das Belustigung in seinem Gesicht auftauchte, doch diese verschwand so schnell wie sie auch kam und ich stand mit knallrotem Gesicht auf.  "Phil, lange nicht mehr gesehen. Wie ich sehe geht es dir gut." "Jackson", kam es nur verächtlich von seinem Gegenüber. "Du kennst ihn?", wandte sich Mr. Landford zu mir. Ich schüttelte den Kopf. "Ich hatte ihm nur sein Handy wiedergegeben." Mit zusammen gekniffenen Augen schaute er mich an. "Ich denke, ich gehe jetzt lieber und das solltest du auch tun, denn der da", er deutete auf den Braunhaarigen,"ist ein Monster.", besagter schnaubte verächtlich. "Und jemand wie du sollte nichts mit so jemandem zu tun haben. Bis morgen", sagte er und ging. Verwirrt schaute ich ihm nach. Was war das denn gerade?
"Bis Morgen? Du kennst ihn also?", fragte der Blonde, der die Szene aufmerksam mitverfolgte. Ich nickte. "Er ist mein Englischlehrer." Die vier Männer lachten. "Der und Lehrer, das kann ich mir nicht vorstellen. Ich sag dir eins Kleine. Auch wenn er dir lieb und nett erscheint, der Typ hat Dreck am stecken und das nicht gerade wenig", meinte der Blonde. Mit großen Augen schaute ich ihn an. "Ähm. I-ich denke, ich gehe jetzt auch" Ich schaute auf die Uhr und seufzte. Soviel zu überpünktlich da sein. Ich werde zwanzig Minuten zu spät sein. Der Blonde bemerkte meinen Blick und sah mich fragend an. "Sollen wir dich noch irgendwo hinbringen?" "Ähm n-nein d-danke. E-es ist nicht so weit", stotterte ich. Wieso sollte ich auch bei Fremden ins Auto steigen? "Du bist eine wirklich schlechte Lügnerin, Lexie", flüsterte der Braunhaarige mir ins Ohr. Erschrocken zuckte ich zusammen. "P-passen Sie gut auf I-ihr Handy auf. Tschüss", sagte ich hastig und ging. "Man sieht sich immer zwei Mal im Leben!", rief er noch hinter mir her.

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Ich hoffe es hat euch gefallen.

Wie Jekyll & Hyde nur andersWhere stories live. Discover now