3. Kapitel

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Facade Reprise 1
"Willst du hier reüssiern, musst du adelig sein!
'Ne Fassade kreieren, und untadelig sein!
Ja, mein Kind, hier ist Fassade gefragt!"

Total verpeilt betrat ich die Eingangshalle, in der ich schon von Mia erwartet wurde. "Hey. Du warst vorhin gar nicht im Bus. Ich dachte schon du kommst nicht", sagte sie und umarmte mich. "Ich wurde mit dem Auto hergefahren", murmelte ich. "Ist alles in Ordnung? Du warst gestern Nachmittag  schon so komisch." "Ja, alles in Ordnung. Ich habe bloß wieder schlecht geschlafen." "Sicher dass es nur das ist?", hackte sie nach. Ich nickte nur.
Als es klingelte, gingen wir zu unserem Klassenraum, jedoch konnte Mia es sich nicht verkneifen mich noch einmal besorgt zu mustern.
Der Unterricht bis zur Mittagspause zog sich hin wie Kaugummi. Ich war die ganze Zeit in Gedanken versunken und wenn ich versuchte mich zu konzentrieren, hatte ich keine Ahnung was ich wie machen sollte. Als das heiß ersehnte Klingel kam, war ich froh dem stickigen Zimmer entfliehen zu können.
In der Cafeteria setzte ich mich an einen leeren Tisch in der hintersten Ecke, mit der Hoffnung meine Ruhe zu haben, doch ich hatte die Rechnung nicht mit Mia und ihrem Freund Ben gemacht, die sich zu mir setzten. "Ich mache mir ernsthafte Sorgen um dich. Also was ist mit dir los? In der Schule ging es dir gestern noch gut, aber als du am Nachmittag, mit einer Verspätung von fast einer Stunde zu mir gekommen bist, bist du so merkwürdig drauf. Und eine Stunde Verspätung ist selbst für dich schon komisch", kam Mia gleich zum Punkt. "Ich wurde auf dem Weg zu dir aufgehalten." "Mensch Lexie, lass dir dich nicht alles aus der Nase ziehen. Was ist passiert?", seufze meine beste Freundin verzweifelt. "Ich habe Mr. Landford getroffen. Ihm ist Emmy abgehauen und ich habe ihm geholfen sie zu suchen", meinte ich ausweichend. Ich wusste nicht warum, aber mein Bauchgefühl sagte mir ich sollte den beiden nicht die ganze Wahrheit sagen. "Wer ist Emmy?", fragte Mia verwirrt. "Emmy ist der Hund von Mr. Landford. Eine ganz süße Labrador Hündin. Sie hat total weiches Fell und-" "Das erklärt aber noch lange nicht warum du die ganze Zeit in Gedanken bist", unterbrach sie mich. "Ich...naja...es ist halt so, dass....ähm", druckste ich herum und versuchte mir etwas plausibel klingendes auszudenken.
"Ist es vielleicht ein Typ an den du die ganze Zeit denken musst? Ist unsere Lexie etwa verliebt?", mischte sich Ben mit einem breiten Grinsen ein. "Was? Nein, ich bin nicht verliebt", stritt ich gleich ab. "Bist du dir da sicher? Ist er nicht groß, blond, mit Anzug und hat ein echt teuer aussehenden schwarzen Wagen?" Ein Klos bildete sich in meinem Hals. "Er ist nicht mein Freund", meinte ich mit belegter Stimme. Soviel zu ich werde ihnen nichts von den Geschehnissen erzählen. "Also so sah das heute morgen nicht aus. Ich bezweifle, dass du dich von Fremden umarmen lässt und dann hat er dich auch noch geküsst." Immer noch breit grinsend sah Ben mich an. Mia hingegen sah zwischen ihrem Freund und mir immer wieder mit großen Augen hin und her. "Du hast einen Freund und hast mir nichts davon erzählt!", empörte sie sich. "Wie oft den noch er ist nicht mein Freund!" "Ach und wer ist es dann?", fragte Ben siegessicher. "Er ist...ähm...der Sohn von einem Arbeitskollegen meines Vaters. Er hat mich heute morgen gesehen wie ich den Bus verpasst haben und hat mich mit genommen." "Ah ja und weshalb der Kuss?", fragte Mia misstrauisch. "Erstens er hat mich nur auf die Stirn geküsst und zweitens ist das seine Art von Verabschiedung", versuchte ich die beiden von meiner Notlüge zu überzeugen. Ich konnte beiden ansehen, dass sie mir nicht wirklich glaubten. Gerade als Mia ansetzten wollte etwas zu sagen, klingelte es und ich stand schnell auf und verließ ohne ein weiteres Wort zu sagen die Cafeteria. Ich wusste, dass mein Verhalten mich nur noch mehr verraten hatte, aber ich wollte so schnell es ging dem Gespräch aus dem Weg gehen.
Am Klassenraum angekommen versuchte ich meine Nervosität in den Griff zu bekommen. Der Grund dafür war, dass ich jetzt Englisch bei Mr. Landford hatte und nach gestern mir irgendwie komisch bei dem Gendanke war ihn wieder zu treffen. Zu meiner Verwunderung stand die Tür schon offen. Normalerweise kam er immer zu spät. Langsam ging ich rein, nur um feststellen zu müssen, dass ich die Erste war. Mr. Landford saß am Pult und betrachtete einen Gegenstand in seiner Hand. Als ich näher kam, erkannte ich den Gegenstand und musste mich beherrschen nicht fluchtartig der Raum zu verlassen. Leise ging ich auf meinen Platz, stellte die Tasche auf den Tisch und kramte meine Bücher hervor. Ich tat einfach so als hätte ich die Pistole in seinen Händen nicht gesehen und schaute meine Aufzeichnungen an.
Plötzlich spürte ich den Lauf der Waffe an meinem Nacken und eine Hand vor meinem Mund. "Das Ganze hier bleibt unter uns. Genau wie das Gespräch von gestern. Und sehe ich dich auch nur in der Nähe dieser vier Männer oder du erzählst deinen Freunden etwas, wird man dich im Wald von Tieren zerfressen wiederfinden. Hast du mich verstanden?", flüsterte er mir bedrohlich ins Ohr. Panisch nickte ich und kurz darauf nahm er seine Hand von meinem Mund. Er sagte nichts weiter, drehte sich um, setzte sich wieder ans Pult und ließ die Pistole verschwinden. Zitternd setzte ich mich auf meinen Platz und versuchte krampfhaft nicht zu weinen. Erst wurde ich von einem kaltherzigen Miesepeter und einer verrückten Grinsekatze zur Schule gebracht und jetzt drohte mir ein Verrückter mich zu töten, wobei dieser wohl gemerkt mein Lehrer war. Heute war echt nicht mein Tag.
Die anderen Schüler ließen nicht lange auf sich warten. Mia warf mir beim reinkommen ein fragenden Blick zu, doch ich schüttelte nur beklommen den Kopf. Den Unterricht über ignorierte mich Mr. Landford gekonnt oder warf mir ab und an nur einen verächtlich Blick zu. Als der Unterricht beendet war, war ich die Erste, die aus dem Raum stürmte. Panisch verließ ich das Schulgebäude und blieb ein paar Meter von diesem entfernt stehen. "Lexie! Lexie! Was ist denn heute mit dir los?" Keuchend blieb Mia neben mir stehen. "Ich fühle mich nicht so gut. Ich will einfach nur noch nach Hause", meinte ich. Sie musterte mich besorgt. Gemeinsam gingen wir schweigend in Richtung Bushaltestelle, doch ein Auto auf der anderen Straßenseite erweckte meine Aufmerksamkeit. Ich versuchte die aufkommende Übelkeit zu ignorieren und mich zu beruhigen. Was machten die denn hier?

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Ich hoffe euch hat das Kapitel gefallen. Ich kann es zwar nicht versprechen, aber ich versuche die nächsten Kapitel regelmäßiger zu veröffentlichen.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Oct 08, 2017 ⏰

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