dritte injektion

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Jin

Ich sah ihm die ganze Zeit zu. Manchmal drehte er sich hin und her und guckte veränstigt. In den Situationen hätte ich ihn in den Arm genommen und beschützt. Doch ich durfte nicht. Wenn ihm jedoch ein Haar ins Gesicht viel strich ich es raus und merkte aber dann wieder wie kalt und leblos seine Haut sich anfühlte. Ich saß alleine hier im Raum. Seit dem Tag als er einen Anfall gehabt hatte. Seit 2 Tagen. Auf der Intensivstation. Immer strich ich ihm über seinen Handrücken und flüsterte ihm meine Gefühle für ihn, dass diese ihn zum Aufwecken bringen würden. Doch keine Regung. Ich hatte zuletzt ein kleines Lächeln nach einer meiner Sätze vernommen, aber mein Kopf spielte mir warscheinlich einen Streich mit dem Gedanken, dass ich je wieder in seine Schokoladenbraunen Augen sehen würde.

Langsam wurde es wieder Abend und die Besucherzeit war fast rum. Mittlerweile schickten mich die Ärzte zwangweise nachhause damit ich nicht auch zusammenbrach. Das Piepen des Herzschlagüberwachungsapparats war mittlerweile mein Ohrwurm wenn ich nicht bei Jimin war. Viel tat ich auch nicht wenn ich nicht bei ihm war. Ich aß, weil mein Körper nach Nahrung schrie und versuchte dann mindestens 2 Stunden durchzuschlafen. Dies klappte meistens nicht. Es machte mich einfach kaputt nicht zu wissen was als nächstes mit Jimin passieren würde. Die Ärtze sprachen davon, dass sie an dem Auslöser arbeiteten. Jedoch war mir das absolut nicht genug. 

Ich hörte wie sich die Krankenzimmertür langsam öffnete und erblickte den Leitarzt und ein paar Schwestern die alles vorbereiteten für eine neue Infusion und der Überwachung meines Geliebten. Daraufhin bemerkte ich eine Hand die sich auf meiner Schulter abstützte und indirekt verlangte das ich aufstehen und den Raum verlassen sollte. Wie immer zog sich dieses hin, jedoch gab ich nach um es mir und den anderen nicht unnötig kompliziert zu machen. Als ich vor der Tür stand, hätte mich alles treffen können und ich hätte es nicht gemerkt. Ich war wie paraliziert und konnte nichts sehen außer den schwummerigen Krankenhausgang. Langsam setzte ich Fuß vor Fuß und machte mich auf den Weg zum Ausgang. Danach traf mich die Frischluft der Außenwelt, die ich nicht richtig wahr haben wollte. Ich ging nachhause und der gewohnte Ablauf nahm seinen Lauf.

Der Wasserkocher brodelte neben den nicht aufgegessenen Bechern in denen Ramen, Udon usw. sich befanden. Wieder goss ich mir einen Becher auf auch wenn ich wusste das ich nur zwei Bissen davon zu mir nehmen würde. Jedoch versuchte ich die Fassung zu behalten und mich anzustrengen um Jimin nicht zu enttäuschen wenn er mich wieder sah. Ich mich in meiner Wohnung um. Chaos. Essensreste, Klamotten und Dreck. Ich schämte mich wirklich für den Anblick meiner sonst sauberen Wohnung. Jedoch hatte ich keine Energie um auch nur einen Finger zu heben, nur meine Beine führten mich jeden Tag wieder zum Krankenhaus in das Zimmer 08 der Intensivstation. Sonst war ich nutzlos.

Wie ich es mir schon gedacht hatte, reichten mir drei Löffel der eigentlich köstlichen Suppe um mich satt zu machen. So ein Essverhalten war sicherlich mehr als ungesund, doch ich war einfach froh irgendwas in mich rein zu kriegen. Ich schaute daraufhin noch die Nachrichten die ich nicht verfolgt hatte. Für mich war egal wie viel Blut strömte und wieviele Menschen starben, denn ich hatte etwas wichtigeres zutun. Anschließend so gegen 20 Uhr betete ich. Ich betete für Jimin, dass er wieder kerngesund an meiner Seite stehen würde, ich ihn auch endlich heiraten würde und mit ihm alt werden würde. Das alles sollte nur in Erfüllung gehen und ich würde nichts weiteres verlangen. Nichts.

Gegen 21 Uhr lag ich fertig in meinem Bett. Ich hatte keine Flüssigkeit mehr übrig um noch überhaupt anzufangen zu weinen. Ich lag einfach nur still dort und wartete die Zeit ab bis mein Körper abschaltete. Dies dauerte lange und es wurde immer später und die Luft immer dünner. Mittlerweile war es 01 Uhr nachts. Ich war kurz vorm einschlafen und freute mich endlich auf ein kleines bisschen Erholung. Doch plötzlich hörte ich Schritte die sich verdächtig nah an meiner Haustür bewegten. Spielten mir meine Gedanken einen Streich? War ich zum verrückt werden verdammt? Langsam setzte ich mich auf ich hörte den Schritten zu. Sie waren langsam und schwach. Unkontrollierbar. Ich wurde sehr neugierig und stand auf um nachzusehen.

Kaum machte ich die Tür auf fiel mir ein verschlafener, erschöpfter Jimin entgegen, den ich zum Glück auffangen konnte.

"JIMIN..!", atmete ich laut aus.

"seokjinn..", flüsterte Jimin leise heraus.

Ich nahm Jimin kurz darauf im Brautstil auf die Arme und trug ihn zu meinem Sofa, wo ich ihn aufsetzte. Ich hockte mich darauf vor ihn und hielt seine Hände.

"Was machst du hier?", fragte ich vorsichtig nach.

"Ich wollte dich sehen..", Jimin fing an zu hicksen, da er anfing zu heulen.

Ich strich ihm direkt die Tränen von den Wangen und schaute ihn sorgenvoll an.

"Aber du kannst dich doch nicht einfach selbst entlassen?!", erwiderte ich leise.

"I..ich weiß nicht w.wie lange ich dich noch sehen werde.", beendete er mit einem lauten Schluchzen.

"was?", guckte ich ihn fragend an.

"Nachdem du weg warst kamen die Ergebnisse, mein Tumor.. Er ist erneut..", Jimin konnte den Satz nicht beenden, da er im lauten Weinen ausbrach.

Meine Augen fingen an zu tränen und die ersten Tränenflüsse kullerten meine Wangen runter.

"neiin..", hauchte ich leise. 

"nein.", die Verzweiflung bündelte sich in mir.

"NEIN!", schrie aus mir heraus.

Jimin schreckte mit den Schultern auf, wegen meinem plötzlicher Ausbruch.

Ich nahm Jimins Gesicht in meine Hände und küsste ihn daraufhin. Ich wollte nicht realisieren das mir die Welt bald das Wichtigste in meinem Leben wegnehmen würde.

"Jagii.. Die Ärzte haben auch gesagt..das es ein Wunder wäre.. wenn ich dieses Jahr überlebe..", offenbarte Jimin. 

Ich wollte nicht wieder anfangen vor Jimin zu heulen, ich umarmte ihn einfach und verblieb so. Wir kuschelten uns danach zusammen in mein Bett, er in meinen Armen. Ich wollte das dieser Moment einfach nie endet.

medicine ; jinminWo Geschichten leben. Entdecke jetzt