Kapitel 13 - Distanz

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Zephyr

Ich wusste nun wo sie war, und diese Veröffentlichung war ihr Fehler. Keiner hatte ihr geglaubt, und das war vorhersehbar. Wer würde einem schon glauben wenn er krampfhaft versucht die Existenz von Drachen zu beweisen. Sie hätte einsehen müssen, dass wir nur noch Legenden sind. Märchenfiguren, mehr nicht. Die Bösen in jeder Geschichte. 

Die bittere Erfahrung brachte sie jetzt nicht nur in die Klapse, sondern sehr bald in ihr Grab. Und mit sehr bald, meinte ich auch sehr bald. Sie wird heute Abend ihren letzten Atemzug tun. Ich habe bereits den ganzen Vormittag einen Plan geschmiedet. 

Mein kostbarer Samstag ging für diese Schnepfe drauf, und das obwohl ich mit Aron was vor hatte. Aber sie konnte nicht warten. Ich würde nicht noch einmal so nachgiebig mit ihr sein. Diesmal stirbt sie durch meine Hand. 

Ich schnallte mir den Rucksack um und checkte nochmal mein Handy. Weder eine Nachricht von Aron, noch von Carlos der gerade bei ihm sein sollte. Ich hoffe der Dummkopf verplappert sich nicht. 

Auf geht's. 

Ich zog die Tür mit einem Ruck ran und verschloss sie mehrmals. Die Abenddämmerung tauchte den Himmel in ein sattes Orange und die letzten Sonnenstrahlen waren wie Gold am Horizont. Ich sah einmal gen Sonne und ließ meine Gedanken zu dem Blonden schweifen. 

Viel lieber wäre ich jetzt bei ihm irgendwo am Meer, wie ich es ihm damals versprochen hatte. 

Ich riss mich aus den süßen Vorstellungen und schaffte Klarheit in meinen Gedanken. Jetzt war leider keine Zeit für ihn. Sobald sie tot war, würde ich genug Zeit für ihn finden, aber nicht jetzt. Wer weiß, was sie anrichten könnte. 

Ich wand meinen Blick zur Straße wo mein Baby mich bereits sehnsüchtig erwartete. Mit schnellen Schritten steuerte ich auf sie zu und schwang mich elegant und schwungvoll auf ihren Sattel. Ich zog den Helm vom Lenkrad, den ich gerade noch bereit gelegt hatte. Nachdem ich mir diesen über gezogen hatte, ließ ich den Schlüssel ins Schloss gleiten, drehte ihn und befand mich auch kurz darauf auf der Straße. Mein Visier und meine Handschuhe aus schwarzen Leder schützen mich vor dem eisigen Gegenwind.

Ich kannte den Weg und folgte meinem Instinkt. Sie war in der nächsten Stadt, in der Hoffnung, ich würde sie da nicht finden. Dummes Naivchen.

Auf der Autobahn gab ich Gas und es fühlte sich fast so an, als würde ich fliegen, nur halb so schön. Ein Auto nach dem anderen ließ ich hinter mir und steuerte dem Sonnenuntergang entgegen, den ich gerne mit Aron beobachtete hätte. Allein der Gedanke an den Kleinen motivierte mich.

Er hätte es zugelassen, und das reichte mir. Er war so gut wie mein. Viel würde nicht mehr fehlen.

Getrieben von meiner Sehnsucht holte ich alles aus dem Motorrad raus was möglich war. Wie geplant erreichte ich den Parkplatz in der Nähe von der Anstalt, um kurz nach zehn. Mittlerweile war die Sonne schon lange weg und der Mond hatte ihren Platz eingenommen. Der Abnehmende Mond spendete kaum licht, und das war auch gut so. So dunkler desto besser funktionierte eine meiner Gaben. Ich nannte sie Schattenwanderung und ihr Name war Programm. Ich habe sie in der Vergangenheit einem Drachen abgenommen der sich gegen mich aufgelehnt hatte. Mit ihr konnte ich problemlos mit dem kleinsten Schatten verschmelzen. Keine Spuren und kein Entkommen. 

Ich war ein gefährlicher Gegner geworden, aber diese Erkenntnis wird zu spät kommen für diese Schlampen. 

Nachdem ich meine Maschine im Schutz des Schattens hinter ein paar Büschen geparkt hatte, stieg ich ab, zog mir den Helm vom Kopf und setzte den Rucksack ab.  Noch einmal sah ich auf das riesige graue Gebäude und schloss meine Augen. Ich atmete ein paar mal tief durch und meine Beine fühlten sich auf einmal wie Pudding an. Ich sackte weg und fiel in fast unendliche Schwärze. 

Human's SlaveWhere stories live. Discover now