Padmé - I

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Erinnerst du dich, an die Zeit in Naboo? An unser abendliches Gespräch, in dem ich dir offenbarte, dass mich die Sehnsucht nach dir Qualen leiden lässt? Damals wusste ich noch nicht, was es bedeutet Qualen zu leiden.

In den vielen Tagen des Schmerzes warst du das Einzige, woran ich denken konnte. Mir wurde klar was ich gesagt und getan hatte, in unserem letzten Moment. Mir wurde klar, dass du Darth Vader gesehen hast, nicht mich - aber dass der Schmerz, ihn als mich zusehen, dir Qualen bereitet hat. Ich habe versucht, dich zu retten. Uns zu retten. Dich, das Baby - und mich.
Du warst mein Anker, der Platz an den ich zurückkehren konnte, wenn ich mich verloren fühlte - und das geschah sehr häufig dieser Tage.
An dem Tag an dem meine Mutter starb fühlte ich Schmerz. Unbeschreiblichen Schmerz. Und ich spürte etwas in mir sterben. Etwas zerbrechen. Angst und Hass stiegen in mir auf, und sie trieben mich zu den Fehlern, die ich an diesem Tag beging.
Ich erinnere mich an dein Gesicht, als ich dir davon erzählte, genau so, wie ich mich an den Schmerz erinnere, den ihr Tod in mir auslöste. Den Ausdruck in deinen Augen, voller Entsetzen. An diesem Tag schwor ich mir und meiner Mutter zwei Dinge: Ich würde jene beschützen, die mir etwas bedeuten - und jeden der meinen Schutz verdient. Dass ich nicht wieder zulassen würde, das dieser Ausdruck in deine Augen tritt. Ich wollte mich eines Jedi würdig erweisen,  mich dir als würdig erweisen.
Dann sah ich dich sterben. Ich spürte es in mir, wie ich den Tod meiner Mutter gespürt hatte. Wieder glaubte ich, Qualen zu erleiden. 
An diesem Abend begann ich, mich selbst zu hassen, für eine Zeit. Unser Kind liebte ich, denn es war ein Teil von dir, doch wie konnte ich mich nicht hassen, wo ich mich doch so machtlos sah? Wie konnte ich mich nicht Momente lang hassen, dafür dass ich auch eine Mitschuld an deinem Tod tragen würde, weil es mein Kind war? Dann wurde mir klar, dass dieser Hass kein Gefühl ist, dass ich in mir tragen sollte. Nicht als Jedi, nicht als Mann, nicht als Vater eines ungeborenen Kindes. Nicht als Vater unseres ungeborenen Kindes, Padmé.
Am nächsten Tag bat ich Meister Yoda um seine Hilfe. Ich erinnere mich an seine Worte:
"Trainiere dich darin, jene loszulassen, die zu verlieren du fürchtest."
Da war Wahrheit in seinen Worten, doch ich konnte es nicht ertragen, meine Vision wahr werden zu lassen. Mir war klar, dass ich mich nicht darin trainieren konnte, dich loszulassen. Du warst der einzige Mensch, in dessen Nähe ich mich wie der Mensch fühlte, der ich bin, statt dem, den alle zu sehen schienen.
Einige Tage verdrängte ich meine Gedanken, bis Palpatine an mich herantrat. Ich vertraute ihm. Hatten wir ihm denn nicht beide vertraut? Kannten wir ihn denn nicht beide schon jahrelang? Ich hielt ihn für meinen Freund.
Und als solcher erzählte er mir die Geschichte von Darth Plagues, der so mächtig war, dass er selbst den Tod bändigen konnte. Wie hätte ich eine Sekunde verstreichen lassen können, wenn es meine Hoffnung war, dich zu retten? Wie, wenn ich doch wusste, dass ich die Macht schon in mir trug. Wer hätte dich retten können, wenn nicht ich. Und wer hätte mich retten können, wenn nicht du?
Aber ich verstand auch schnell, was Palpatines Angebot bedeutete. Ich fühlte mich dem Menschen der ich niemals sein wollte wieder so nah wie am Todestag meiner Mutter. Ich sah den Ausdruck des Entsetzens in deinen wunderschönen Augen und er war unerträglich, noch unerträglicher, als mir deine Nähe damals vorgekommen war - in der Zeit, in der ich unter meinen Gefühlen für dich litt. Dieser Mensch durfte ich nie wieder sein. Nie wieder durfte ich der Mensch sein, der dich solche Schmerzen hat fühlen lassen.
Ich erinnerte mich daran, wie viel ich meinem Meister in Wahrheit zu verdanken hatte. Daran, wie viel ich selbst dem Rat der Jedi schuldete. Was ich dir und meiner Mutter schuldig war.
Sie drängten mich zu warten, doch ich konnte nicht. Dieser Mann, den ich für einen Freund gehalten hatte, war zu stark, als dass Meister Winduu in hätte allein besiegen können. Meine Angst leitete mich.
Und mein Glaube in den Codex der Jedi, den ich versucht hatte wieder zu finden, konnte mich nicht zulassen lassen, das Palpatine stirbt. Ich glaubte an die Republik, denn in meinen Augen warst du die Republik. Es ist mir unmöglich, nicht an dich zu glauben. 
Meine Entscheidung wurde Meister Winduus Todesurteil. Meine Entscheidung hatte ihn getötet, und mit ihr starb ein weiterer Teil von mir, ein weiterer versank in Hass und Angst. Ich fürchtete mich davor, mich endgültig zu verlieren. Ich wusste dass ich es würde, sollte ich dich verlieren. Du würdest mir meinen Weg zeigen, doch ich musste einen finden, damit dies geschehen kann. Ich glaubte, du würdest mir meinen Pfad ebnen, wenn ich deinen nur verlängern würde. Und gleichzeitig hasste ich mich für den Schritt, den ich dafür ging, ich hasste mich für alle Fehler der Vergangenheit, die ich begangen hatte. 
Ich habe getötet, bis ich selbst nicht mehr war als das, vor dem ich mich immer gefürchtet hatte - dann war ich nicht mehr ich, sondern das, was die dunkle Seite aus mir gemacht hatte. Der einzige Wunsch, der einzige Drang den ich noch verspürte war der, dich zu retten. Doch die dunkle Seite nahm mir alles, mein Leben, mein Vertrauen, selbst das in dich.

Sie nahm mir dich. Und es waren meine Entscheidungen, mein Verrat an dir und an mir selbst. Ich selbst hatte die dunkle Seite Macht von mir ergreifen lassen. Und so war ich es selbst, der dich mir nahm.

Bitte verzeih. Bitte verzeiht mir, denn ich kann es nicht. Jetzt erst weiß ich, was Qual wirklich bedeutet, denn es ist die größte, dich zu verlieren. Zu wissen, als welcher Mensch ich in deinen Augen gestorben bin. Zu wissen, dass ich es war, der diese Entscheidung traf.

- Anakin


[Brief wird regelmäßig Verbesserungen unterzogen]

Die ungelesenen Briefe des Anakin SkywalkerWhere stories live. Discover now