Wut und Angst

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Erschrocken wache ich durch ein lautes Klingeln auf, woraufhin ich aggressiv nach meinen Dienern rufe. Murrend öffne ich meine Augen und sehe mich verwirrt um. //Ach, stimmt ja! Ich bin bei diesem Yugi gelandet!// Ich schlage die Decke zurück und erhebe mich von dem weichen Bett. Als ich barsch die Tür aufreiße und hinaus trete, beginnen meine Haare leicht im Wind zu wehen. Stöhnend lasse ich die Tür wieder ins Schloss fallen und laufe schnell die Treppe runter in das Wohnzimmer. Den Weg hier kann sich jeder Idiot merken, zumal ich auch eine weitaus größere Pyramide als diese Leute besitze!

Barsch wecke ich den noch schlafenden Yugi auf, indem ich mich genau auf seine Mitte raufsetze. Ich beuge mich vorsichtig, über den noch immer schlafenden Yugi, vor. Kurz bevor ich seine Lippen jedoch erreiche, öffnet sich auf einmal die Tür und Shimon, oder wie auch immer der Opa von diesem Yugi heißen mag, herein. Ein frustriertes Seufzen entkommt meinen Lippen, weil Yugi nun langsam seine grossen Augen öffnet und mit einem Mal in sich zusammenzuckt. Er schuppst mich mit voller Wucht von sich herunter und lässt seinen Blick zu seinem Opa schwenken.
„G-Großvater?!“ Yugis Wangen verfärben sich in ein dunkles rot, was ihm grosse Ähnlichkeit zu einer überreifen Tomate verschafft. „I-Ich k-kann das e-erklären!“

Yugis Grossvater steht mit offenem Mund in der Tür und verschwindet dann ohne ein weiteres Wort aus dem Zimmer. Gekonnt meidet Yugi meinen Blick und setzt sich wieder auf die Couch. „Was sollte das eigentlich?“ Seine Worte sind so leise ausgesprochen, dass ich sie fast überhöre. Ich verschränkte beleidigt meine Arme vor der Brust. „Ich wollte dich bloß aufwecken, weil mich so ein merkwürdiges und lautes Klingeln geweckt hat. Ich wollte dich bloss fragen, was das war!“ Kurz überlegt Yugi, als er mit einem Mal die Augen weitet. „Ach, scheiße! Ich muss in die Schule!“ Schnell rennt Yugi an mir vorbei hinauf in sein Zimmer. „Seit wann lässt man einen Pharao stehen?“, knurre ich wütend und laufe ihm eilig hinterher.

Ich reiße die Tür mit Schwung auf, die bei so einer Kraft wohl längst aus der Angel springen sollte. Perplex halte ich inne und beobachte den Jüngeren, welcher ganz offensichtlich gerade dabei war sich umzuziehen. Vor mir steht ein nackter Yugi, was mich für die ersten Sekunden sprachlos dastehen lässt. Langsam schleicht sich ein Grinsen über meine Lippen, während ich die Tür langsam zumache. Mit einem immer fetter werdenden Grinsen gehe ich auf Yugi zu, welcher zitternd die Hände über seine Mitte legt. „W-Was ha-hast du vor?“ Ich antworte nicht auf seine Frage, sondern ignoriere sie gekonnt und gehe weiter auf ihn zu. Doch Yugi weicht jedes Mal einen Schritt zurück, wenn ich einen auf ihn zugehe, bis er an eine Wand ankommt und ich genau vor ihm stehen bleibe. Meine Hände suchen nach Yugis und drücken sie gegen die kalte Wand. Wieder nähere ich mich seinem Gesicht, so dass sein warmer, unkontrollierter Atem auf meinen Wangen deutlich zu spüren ist. Ich kann sie schon fühlen… Diese weichen, unberührten Lippen, welche in diesem schönen Rotton leuchten, als wären sie nur für mich gemacht. Bevor ich sie jedoch endlich berühren kann, holt er mit seinem Knie aus, um mir mit Wucht in meine Weichteile zu treten. Vor Schmerz krümme ich mich zusammen, während ich stöhnend meine Hände auf meinen Intimbereich lege. Yugi nuschelt eine hastige Entschuldigung, woraufhin er sich ins Badezimmer flüchtet. Oh, ich werde es ihm heimzahlen! Ich werde ihn so oft nehmen, dass er nicht mehr weiss wo oben und unten ist!

Nach einigen Minuten kommt Yugi mit frischer Kleidung aus dem Bad und flüstert noch einmal eine leise Entschuldigung, ehe er sich schon an mir vorbei drängt. Wütend sehe ich ihm hinterher, deutlich ist mir die schlechte Laune ins Gesicht geschrieben, doch langsam schwillt sie ab und ich sehe mich ein wenig in seinem Zimmer um. In seinem Kleiderschrank sehe ich immer nur das Gleiche. Welche Probleme hat dieser Junge? Da ich nichts finde, was meinem Gewand ähnlich sieht, greife ich einfach nach dem, was sich in diesem Kleiderschrank befindet. Ich versuche wirklich irgendwas davon  anzuziehen, aber anscheinend ist mir ALLES zu KLEIN! Toll und was soll ich jetzt anziehen? Mein Blick schweift zu den Sachen von gestern Abend. Normalerweise gehört es sich nicht als Pharao Kleidung anzuziehen, die schon getragen und noch nicht gewaschen ist, doch mir bleibt wohl oder übel nichts anderes übrig. Seufzend hebe ich die getragenen Sachen auf und ziehe sie mir an. Ein unbehagliches Gefühl breitet sich in mir aus, da ich mir so etwas einfach nicht gewohnt bin. Argh, sowas nervt mich einfach. Ich will wieder zurück in meine eigene Zeit und das am besten gleich mit Yugi…

//Yugi’s Sicht//

Großvater hat mich nicht einmal angesehen, als ich die Treppen runter gegangen bin. Na toll, wer weiss, was er sich bei unserer Position bloss gedacht hat? Ein unbändige Wut steigt in mir auf, was eigentlich so ziemlich untypisch für mich ist. Ich lasse mich doch sonst auch nie so provozieren. Je  näher ich der Schule komme, desto mehr schwillt diese Wut ab und macht Platz für die Angst tief in mir drin.

„Na, kleiner Yugi!“ Joey grinst mich boshaft an und mein Körper verspannt sich auf einmal. Muss ich auch ausgerechnet zuerst auf ihn treffen? Fehlt nur noch Tristan…
Und wenn man vom Teufel spricht…
Ich seufze leise auf und versuche an den beiden Jungs vorbei zu gehen, aber wie nicht anders zu erwarten, packt mich Joey und presst mich gegen die nächste Wand. „Joey, hör auf!“, rufe ich verzweifelt aus. Langsam bin ich es wirklich Leid von den Beiden ständig fertig gemacht zu werden. „Willst ’ne Tracht Prügel oder was?!“ Drohend hebt der Blonde eine Faust, woraufhin ich ängstlich meine Augen schliesse und den Schmerz erwarte. „Joey! Lass Yugi gefälligst runter!“ Laut erklingt die zornige Stimme von Tea und augenblicklich lande ich auf dem harten Boden.
Erleichtert Tea zu sehen, seufze ich kurz auf, aber dennoch schleicht sich nun die Nervosität in mir hoch. Ein Mädchen sollte einem Jungen nicht helfen, eher umgekehrt. Sie kommt schnaubend auf uns zu und stemmt ihre Arme streng in die Hüfte. „Hab’s kapiert, Tea!“ Joey ist sichtlich verärgert, dreht sich dann zu mir um und flüstert drohend: „Heute nach der Schule.“
Ich schlucke kaum merklich.
„Komm Tristan!“ Sein Kumpel nickt nur und beide begeben sich in das Innere des Schulgebäude. Ich spüre förmlich die Erleichterung aufkommen, aber ich muss heute wirklich aufpassen, wenn ich nicht wieder Knochenbrüche erleiden möchte.

Tea kniet sich besorgt zu mir, während ich den Jungs stumm hinterher sehe. „Yugi ist alles in Ordnung?“ Ihre sanfte Stimme dringt durch meine Ohren und ich sehe beschämt zu ihr auf. Meine Wangen nehmen einen leichten Rotton an. „J-ja!“ „Sicher?“ Sie zieht einer ihrer Augenbrauen in die Höhe und mustert mich skeptisch. Ich lächle sie an und stehe langsam mit zittrigen Beinen auf. Sie möchte mich zwar stützen, aber ich lehne dankend ihr Angebot ab. Gemeinsam gehen wir in die Schule hinein. Den Weg bis zu unserem Klassenzimmer schweigen wir uns nur gegenseitig an und dennoch kann ich ihre besorgten Blicke auf mir spüren. Was wünsche ich mir stärker und größer zu sein. Vielleicht wie der Pharao? Ich schüttle gedanklich den Kopf. Ich möchte jetzt nicht an ihm denken…

In unserem Klassenzimmer angekommen, setze ich mich auf einem Stuhl, während sich Tea sogleich neben mich hinsetzt. Wir sind zwar in einem Abstand, genauso wie die anderen, aber es ist trotzdem schön neben ihr zu sitzen. Seit einiger Zeit spüre ich so ein seltsames, angenehmes Gefühl. Es kommt immer, wenn sie in meiner nähe ist. Mein Herz beginnt dann immer so schnell zu schlagen und meine Haut beginnt zu kribbeln, wenn sie mich berührt. Ich weiss, es ist Liebe, aber ich weiss nicht, ob sie es je erwidern wird. Ich meine, ich bin klein und schwach. Sie will bestimmt einen starken Mann an ihrer Seite wissen, der sie auch beschützen kann und ich kann ihr gar nichts davon geben. Traurig wende ich den Blick zu unserem Lehrer und beginne dem Unterricht zu lauschen. Es bringt nichts darüber nachzudenken, ich tue mir nur selbst weh…

Fesseln der Begierde Where stories live. Discover now