The Return Of Josephine

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Zusammengekrümmt und hoffnunglos zerfetzt lag der Körper des Mädchens neben der Straße.
Der Rasen unter ihr war blutgetränkt, er glänzte dunkel im flackernden Licht der nahestehenden Straßenlaterne.
Schon längst war das Lebenslicht in ihren Augen erloschen, zurück blieb nur die kühle Finsternis des Todes.
Eine einzelne Träne lief über ihre Wange, ein silberner Funken Hoffnung, der sich immer mehr und mehr verlor, bis er schließlich von ihrem Kinn tropfte und sich mit dem Blut am Boden vermischte.
Game over, Lizzy.

Neben dem Körper kauerte eine zierliche Gestalt.
Ein Mädchen, dessen Grinsen unglaublich fehl am Platz wirkte.
Generell passte sie mit ihren rüschenbesetzten Sachen und den goldenen Löckchen so gar nicht ins Bild.
Ihre kleine, blasse Hand strich immer wieder zärtlich über die Wange des Mädchens, dessen Blut das Gras bedeckte.
"Schlaf gut, Lizzy", wisperte sie leise.
Ihre Stimme klang so hell und klar wie Vogelgezwitscher,
"Für immer..."
Dann ließ sie ein glockenhelles Lachen ertönen, grausam und wunderschön zu gleich.
Ihr Lachen schwoll an, verwandelte sich nach und nach in eine gesunge Melodie.
"...Rache ist süß, Rache ist mein...
...Bald werden wir alle im Tode vereint sein..."
Leise summte sie weiter, während sie sich langsam zu Lizzy herabbeugte.
Je näher sie deren Gesicht kam, desto stärker begann die zarte Mädchengestalt zu flackern, die Straßenlaterne passte sich ihrem Rythmus an.
Dem Rhytmus des Todes.

An, aus, an, aus, an, aus, an...

Dann, ganz plötzlich, verhaarte das Mädchen in der Bewegung.
Ihr immer noch verträumt lächelndes Gesicht schwebte direkt vor Lizzies lebloser Miene.
Ihr Lächeln wurde immer breiter, als ihrem Opfer Auge in Auge gegenüber war, bis es sich schließlich in ein irres Grinsen verwandelte.
Langsam und bedächtig öffnete sie ihre vollen Lippen, während ihre Gestalt und die Laterne wieder wild zu flackern begannen.
Ein rötlicher Rauch löste sich aus dem Mund der mädchenähnlichen Kraetur und verschwand nach und nach zwischen Lizzies blassen Lippen.
Es war, als ob sich die komplette Lebenskraft der einen in die anderen ergoß, ein Strom aus beständiger Energie.
Schließlich versiegte der seltsame Rauch und die Mädchengestalt brach scheinbar erschöpft zusammen.
Ein leises Kichern lag in der Luft, als ihr Körper lautlos zu Staub zerfiel.
Fast im selben Moment tönte ein langgezogenes Keuchen durch die Nacht und Lizzies Körper begann wie wild zu zucken.
Eine Hand krallte sich an die Stelle, an der such früher einmal ein schlagendes Herz befunden hatte.
Ungelenk kam das blonde Mädchen wieder auf die Beine, doch ihre Bewegungen waren ruckartig und verzerrt, so als würde ein Puppenspieler an unsichtbaren Fäden ziehen, um ihre durch den Unfall zerschmetterten Gelenke zu bewegen.
Ein diabolisches Grinsen umspielte ihre Lippen, als sie ihren Körper inspizierte.
"Schööön..."
Fasziniert hob sie erst die eine, dann die andere blutüberströmte Hand.
Kichernd warf sie den Kopf zur Seite, als sie sich mit Schwung herumdrehte.
Dabei gab ihr Nacken ein knackendes Geräusch von sich, was sie aber scheinbar nur noch mehr zum Lachen brachte.
"Und jetzt", kicherte sie,
"Besuchen wir  Mama und Papa."

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