K.O.?

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"Mik?", kommt es leise von der Tür. Mal wieder war Kostas spät nachts nach Hause gekommen. "Ja?", gab ich zurück und legte mein Tablet weg. Er kam zu mir. Ein Knutschfleck zierte seinen Hals und alles zog sich in mir zusammen. Seit Wochen hatte ich immer mal wieder einen solchen Fleck bemerkt, aber nichts gesagt. Ich wusste, dass der mich betrog. Doch ich wollte es von ihm hören. "Ich muss dir was sagen.", er klang traurig. Ich schaute ihn emotionslos an: "Erzähl schon. So schlimm kann es nicht sein.", meinte ich, auch wenn ich es besser wusste. Allein der Gedanke, dass eine andere Person meinen Babyboii so berührte wie ich es tue, machte mich wütend. "Ich hab dich betrogen.", sagte er und wich meinem Blick aus. "Mit wem?", fragte ich kalt. Er schwieg. "Kenne ich die Person?" Er schüttelte den Kopf: "Nein, ich denke nicht. Ich hab ihn auf ner Veranstaltung in Berlin kennen gelernt. Ich weiß auch nicht, wie es dazu kam.", Tränen stiegen ihm in die Augen, "Mik, ich weiß, dass du mir das niemals verzeihst. Aber du sollst wissen, dass ich dich liebe. Ich kann verstehen, wenn ich gehen soll." Ich stand auf: "Mach was du willst.", fauchte ich und ging ins Schlafzimmer.

Heute morgen lag er noch auf der Couch. Ich ignorierte ihn und machte mir Frühstück. "Mik?", er war aufgestanden. Ich sah ihn kurz an. "Lass es mich erklären." "Was gibt es da zu erklären? Du fickst mit nem anderen und behauptest du liebst mich. Weißt du was?", wütend sah ich ihn nun direkt an. Er schüttelte den Kopf. "Es ist mir egal. Ich weiß es, seit Wochen. Ich bin nicht blind. Ich fasse es nicht, dass du erst jetzt den Mumm gefunden hast, es mir zu sagen.", ich wurde immer lauter. Tränen sammelten sich in meinen Augen. "Ich wollte dir nicht weh tun. Ich konnte es dir nicht sagen. Ich kann ja nicht mal sagen, warum ich es getan habe.", er klang verzweifelt. "Kostas, hör auf. Lass gut sein. Geh einfach.", knurrte ich und konzentriere mich wieder auf die Zubereitung meines Frühstücks. Er verschwand im Schlafzimmer. Ich schnappte mir Ivys Leine und ging mit ihr raus.

Als ich nach zwei Stunden wieder kam, war er verschwunden. Ich seufzte. Das musste Karma sein. Ich hatte Tommy damals betrogen, mit Kostas. Tränen sammelten sich in meinen Augen. Plötzlich überrollte mich dieser Schmerz. Meine Lunge war wie zugeschnürt. Mein Herz fühlte sich an als würde es im tausend Teile zerbersten. Ich ließ mich auf den Boden sinken. Ivy kam zu mir und legte ihren Kopf auf  Schoß. Ich lächelte ein bisschen und kraulte sie.

Am Nachmittag hielt ich es nicht mehr aus. Ich nahm Ivy mit und fuhr zu meiner Oma nach Berlin. Zu meinen Eltern wollte ich grad nicht und meine Oma wusste immer einen Rat. Ich klingelte und sie öffnete auch nach einigen Minuten. "Marik, dich hätte ich nun nicht erwartet.", sagte sie fröhlich, doch dann sah sie meinen Blick. Sofort zog sie mich in ihre Arme. Ivy rannte in die Wohnung und machte es sich bequem. Meine Oma hielt mich fest, während ich weinte. Als ich mich beruhigt hatte, führte sie mich zur Couch. "Ich mach dir jetzt erstmal einen Tee und dann erzählst du mir alles." Ich nickte nur und ließ mich nieder. Ivy kuschelte sich an meine Beine. Meine Oma kam wieder. "Jetzt erzähl mal. Was ist passiert?", sie zog mich an sich. Ich genoss es, obwohl ich mich plötzlich wieder ganz klein fühlte. "Er....er hat mich be...betrogen.", brachte ich hervor. Meine Oma schwieg. Sie strich mir einfach über den Rücken. "Ich liebe ihn.", hauchte ich plötzlich kraftlos. Ich löste mich von meiner Oma. Sie lächelte mitfühlend: "Ich weiß, aber du bist stark. Du schaffst das." Ich nickte nur und versank in meinen Gedanken. Ich konnte ihm das nicht verzeihen. Wer einmal betrügt, tut es immer wieder? Oder? "Ich kann ihm nicht verzeihen. Aber wenn ich drüber nachdenke, hab ich dasselbe damals auch getan. Ich hab Tommy betrogen." Meine Oma sah mich mitfühlend an: "Dann solltest du Kostas doch verstehen können." Ich dachte nach. Mit Tommy war ich nicht mehr glücklich gewesen und ihm ging es auch so. Aber jetzt? Kostas schien nicht unglücklich zu sein. Ich war absolut glücklich. Ich ließ den Kopf auf ihre Schulter sinken. Sie strich mir wieder über den Rücken. "Er hat nicht gewirkt, als sei er unglücklich. Mir hat man es damals angesehen. Ich war zu feige gewesen. Genau wie Kostas jetzt. Er hat es mir auch Wochen später erst gesagt.", erzählte ich kraftlos. "Ach Marik, vielleicht sollte es so sein." Ich seufzte: "Ich glaub nicht an Schicksal oder so was." Sie lachte: "Ist ja jetzt auch egal."

Am Abend lag ich dann wieder in meinem Bett. Ich konnte nicht schlafen. Immer wieder dachte ich darüber nach. Ich wusste jetzt, wie Tommy sich gefühlt haben musste. Wieder weinte ich und verzweifelte immer mehr. Ich wollte Kostas. Mein Herz, meine Seele, mein ganzer Körper sehnte sich nach ihm. Ich schnappte mir mein Handy und schrieb ihm einfach, ohne nachzudenken.

Kurze Zeit später klingelte es an der Tür. Ich öffnete und fiel ihm um den Hals. Er hielt mich einfach fest. Irgendwann löste er sich von mir. "Ich bin ein Idiot.", sagte er leise. Kleine Tränen kullerten über seine Wangen. "Ja, da muss ich dir sogar recht geben.", murmelte ich. Wieder zog er mich an sich. "Mik, bitte glaub mir, dass ich dich liebe. Nur dich.", flüsterte er mir ins Ohr. Ich seufzte und löste mich wieder von ihm. Jetzt wollte ich seine Erklärung hören. "Warum hast du es dann getan?" Er schaute zu Boden. Er suchte nach Worten. "Ich hab keine Ahnung. Es ist einfach so geschehen. Es tut mir so unfassbar leid." "Wer war es denn?", wollte ich wissen. Kostas seufzte: "Ben heißt er. Ich kenne ihn von den Tanzworkshops, die wir in Berlin gegeben haben. Danach waren wir immer noch was trinken. Mik, ich hab echt keine Ahnung, wie es dazu kam. Ich bin dann immer einfach nur nachts neben Ben aufgewacht mit Knutschflecken übersät. Glaub mir, ich liebe dich." "Hattest du Filmrisse?", fragte ich plötzlich skeptisch. "So könnte man es nennen. Ich kann mich immer nur daran erinnern, dass wir was trinken gehen und dann daran, dass ich neben ihm aufwache." Ich sah ihn nachdenklich an. "Du glaubst doch nicht etwa, dass..." "Doch, dieser Ben könnte dir was untergemischt haben." Er schlug sich die Hände vors Gesicht. Ich zog ihn an mich: "Kostas?" Er nahm die Hände weg. Ich lächelte und gab ihm einen Kuss auf die Nase.

Ein paar Tage später hatte er wieder so einen Workshop. Gegen Ende fuhr ich zu dem Studio nach Berlin und holte ihn ab. "Hast du Lust noch was mit Ben trinken zu gehen?", fragte Kostas und zwinkerte, ohne dass Ben es sah. Ich lächelte: "Klar." Kostas nahm meine Hand und wir folgte Ben in eine Bar. Ich nahm was ohne Alkohol, weil ich fahren musste. Ich beobachte Ben. Irgendwann ging Kostas auf die Toilette. Als Kostas wieder kam, lehnte er sich an mich. Er war schon ganz schön drunk. Er leerte das Glas, dass er noch auf dem Tresen gestanden hatte. Danach tat er es mir gleich und trank nur noch Nichtalkoholisches. Plötzlich veränderte sich etwas. Kostas verlor die Kontrolle. Ich musste ihn festhalten. Ich nahm ihn mit nach draußen, wo er zusammen brach. Er war kaum bei Bewusstsein. Ich nahm mein Handy und rief einen Krankenwagen. Ben kam mir zur Hilfe und meinte, dass der Krankenwagen nicht nötig sei. Ich sah ihn fassungslos an: "Mein Freund ist gerade ohne Grund zusammengebrochen. So viel hat er nicht getrunken, also muss ich sehr wohl nen Krankenwagen rufen." Die Sanitäter kamen recht schnell.

Die ganze Nacht wartete ich auf dem Flur, bis eine Schwester mir mitteilte, dass Kostas nun wieder bei Bewusstsein war. Ein Arzt stand noch bei ihm. "Sie können froh sein, dass ihr Partner so schnell reagiert hat. Wissen sie, wer ihnen das Zeug untergemischt hat?", fragte der Arzt. "Ben.", sagten wir gleichzeitig.

Ein paar Stunden später durfte er nach Hause. Auf dem Weg nach draußen kam uns Ben entgegen. "Du mieser kleiner Fuckboy.", fluchte er und packte Kostas, "Du hast mich angezeigt." Ich zog ihn von meinem Freund weg: "Zurecht.", fauchte ich und sah Ben in seine giftgrünen Augen. "Wag es nicht noch einmal meinen Freund anzufassen.", drohte ich und schubste ihn weg.

Zu Hause kuschelten wir uns auf die Couch. "Mik?", fragte Kostas und sah mir in die Augen. "Ja?", hauchte ich leise. "Ich liebe dich. Danke, dass du mir verziehen hast." Ich lachte auf: "Er hat dir K.O. Tropfen unter gemischt. Natürlich verzeihe ich dir. Auch wenn es immer noch weh tut. Der Gedanke, dass ein anderer dich berührt.", ich schüttelte mich. "Das wird nie wieder passieren. Ich pass ab jetzt auf.", versprach er leise. Ich lächelte: "Ich liebe dich. Ohne dich wäre ich zusammen gebrochen.", gestand ich und zog ihn eng an mich. Er erwiderte nichts, sondern legte seine Lippen auf meine. Der Kuss wurde stärker. Seine Hände wanderten unter mein Shirt. Ich wäre jetzt nirgends lieber, als hier mit Kostas auf der Couch.

Ich hoffe es gefällt euch! Lasst mal nen Kommentar da.

Btw könnte es die nächsten Wochen still um mich werden. Ich ziehe nächste Woche um und hab dann erstmal kein WLAN. 😭

Bis dahin will ich euch meinen neuen tumblr-Blog ans Herz legen! "itskleinerebellin" schaut da vorbei, da kommt heute Abend was!

Kostory - OneShotsammlung #Wattys2017Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt