7. Muttersorgen

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PoV Minerva McGonagall:
Jedes Mal, wenn ich zu Beginn des Schuljahres zu den Erstklässlern sage: "Euer Haus wird eure Familie sein", meine ich es genau so. Und ich bin die Mutter dieser Familie. Natürlich habe ich zu einigen meiner "Kinder" eine ängere Verbindung, wie zu anderen, doch wichtig waren sie mir alle. Und natürlich bemerkte ich auch, wenn Schüler persönliche Probleme hatten oder wenn irgendwas nicht stimmte. Besonders Sorgen bereitete mir zur Zeit eine Viertklässlerin. Lily Evans war schon immer groß und schlank gewesen, doch seit den letzten Ferien wirkte sie geradezu ungesund dürr. Sie bestand so zu sagen nur noch aus Haut und Knochen. Ihr Gesicht sah eingefallen aus und ihr lockiges rotes Haar war stumpf. Eigentlich war Lily immer ein recht hübsches Mädchen gewesen, was aber auch an ihrer Körperhaltung und ihrem Charakter zu tun haben könnte. Irgentwie erinnerte sie mich an eine junge Version von mir selbst. Lily war klug, strebsam und aufmerksam. Aber leider auch sehr sensibel, eine Charaktereigenschaft, die mich an mir selbst immer gestört hatte. Den Sensibilität macht schwach, dachte ich damals. Doch ich war älter geworden und hatte verstanden, wie man eine vermeintliche Schwäche zu einer Stärke machen kann. In diesem Moment beschoss ich, mit dem jungen Mädchen zu reden. Aber wie sollte ich das anstellen? Ich hielt mich äußerst selten im Gemeinschaftsraum von Gryffindor auf und wenn ich es jetzt tat würde das nur für Verwirrung sorgen. Ich könnte Lily nach dem Unterricht abpassen und sie bitten, noch kurz in mein Büro zu kommen, aber sie war, genau wie ich in dem Alter, sehr um ihre Noten bemüht und würde deshalb sofort das Schlimmste befürchten. Ich musste vorsichtig an die Sache herangehen. Zum Glück war meine nächste Unterrichtsstunde in dieser Klasse. Ich betrat das Klassenzimmer und die Schüler beendeten ihre Gespräche, wie immer. Nur Sirius Black und James Potter tuschelten noch. "Meine Herren, wären Sie so freundlich, mir ihre Aufmerksamkeit zu schenken?", fragte ich. Sirius drehte sich zu mir um und antwortete mir mit einem strahlenden Lächeln: "Natürlich, Professor, nichts lieber als das!" Auch wenn er kein besonders aufmerksamer Schüler war, mochte ich diesen Jungen wirklich. Als einziger Black in Gryffindor hatte er es sicherlich nicht ganz einfach zu Hause. Bei jedem anderen Schüler hätte ich längst eine Eule an die Eltern geschickt, aber bei ihm werde ich mich hüten. Ich möchte mir gar nicht ausmalen, was Mrs Black tuen würde, wenn ich mich bei ihr über ihren älteren Sohn beschweren würde. Die Unterrichtsstunde verlief normal, die einzige Ausnahme machte Lily Evans. Das sonst so fleißige Mädchen wirkte heute, als wäre sie geistig nicht wirklich anwesend. Sobald ich die Stunde beendet hatte, wollte Lily nach draußen stürmen, doch ich hielt sie davon ab. "Miss Evans, haben Sie einen Moment für mich?" "Natürlich Professor", antwortete sie, jedoch sah ich ihr an, dass sie sich unwohl dabei fühlte. "Keine Angst, Sie haben sich, wie immer, vorbildlich verhalten. Aber es geht Ihnen nicht besonders gut, oder? Sie wissen, dass Sie zu mir kommen können, wenn es Probleme gibt. Sie wissen ja, wo Sie mich finden." "Ja, Professor. Ich hatte in letzter Zeit einige persönliche Probleme, aber ich versuchere ihnen, dass sich das in den nächsten Tagen bessern wird. Wäre es in Ordnung, wenn ich jetzt zum Mittagessen gehen würde?" "Wie sie möchten. Auf Wiedersehen, Miss Evans" Das Mädchen verabschiedete sich noch und verließ dann mein Büro. Mir war eigentlich schon vorher klar gewesen, dass sie sich nicht helfen lassen würde, doch jetzt hatte ich Lily wenigstens noch mitgeteilt, dass ich für sie da war. Und ich glaubte, dass sie mein Angebot annehmen würde, wenn sie es wirklich brauchte.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Oct 17, 2017 ⏰

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