EPILOG

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Aufgewühlt und vollkommen durcheinander stieg der braunhaarige in seinen Wagen und raufte sich die dichten Haare, bevor er schließlich den Motor startete, um sich an das andere Ende der Stadt zu begeben.

Im Rückspiegel erkannte er die Silhouetten von Finn und der Blondine, welche sich mit verzweifelten Gesichtsausdrücken um die aufgelöste und zugleich panische Mutter des Lockenkopfes zu kümmern versuchten.

"Scheiße, Harry", murmelte Louis immer wieder und versuchte sich zusammenzureißen und nicht in Tränen auszubrechen, denn er musste den Jüngeren von seinem Vorhaben abbringen.

Er trat auf das Gaspedal, wodurch der Wagen in einem Affentempo über die Straße schoss. Louis wollte keine weitere Sekunde mehr vergeuden und so riskieren, dass er zu spät zu der Brücke gelangen würde, die für den Jungen mit den smaragdgrünen Augen eine sehr bedeutende Rolle spielte.

Hin und wieder übersah der braunhaarige auf seinem Weg eine rote Ampel oder missachtete rücksichtslos die Regeln der Straßenverkehrsordnung, um so schnell wie möglich zu dem Lockenkopf zu kommen. Ihm war alles egal, nur Harry zählte.

Währenddessen wurde sein Körper von einer unbändigen Angst regiert. Angst um den Jungen, dem er mit der Wahrheit so viel Leid hinzugefügt hatte.

Angst um den Jungen, den er liebte.

"Verdammt", schrie er und krallte seine Nägel in das Lenkrad.

Ein Schluchzen drang über seine Lippen.

Louis fühlte sich schuldig. So unfassbar schuldig, dass sein Inneres zu zerbersten drohte. Er hatte dem Lockenkopf unzählige seelische Schmerzen hinzugefügt, sodass er sich selbst kaum noch ertragen konnte. Wenn Harry wirklich sterben würde, würde der letzte Rest der Menschlichkeit des braunhaarigen mit ihm gehen.

"Bitte, Harry. Bitte lass mich nicht alleine", hauchte er beinahe tonlos, während einzelne Tränen aus seinen Augenwinkeln flohen und sich ihre Wege über die Wangen bahnten.

Als er dem Stadtrand immer näherkam, begann sein Herz kräftig zu schlagen.

Letztendlich tauchte die Brücke schon bald in seinem Blickfeld auf und er musste zweimal hinsehen, um die Silhouette des Lockenkopfes zu erkennen, welcher auf der Brüstung Platz genommen hatte und die Beine über dem gefährlichen Abgrund baumeln ließ.

Ein Stein fiel dem Älteren vom Herzen, er war noch nicht zu spät.

Wie gelähmt hielt Louis den Wagen an und würgte den Motor ab, ehe er die Tür aufstieß und das Auto hinter sich ließ.

Geschätzte zehn Meter lagen zwischen ihm und Harry, welcher ihn dennoch augenblicklich bemerkt hatte und nun alarmiert in seine Richtung starrte.

Vorsichtig und mit langsamen Schritten verkleinerte Louis den Abstand zwischen ihm und dem Jungen, der ihn mit großen, von Panik besetzten Augen anstarrte. "Wie hast du mich gefunden?", wollte er mit brüchiger Stimme erfahren.

Ein kleines, resigniertes Lächeln stahl sich von den Lippen des blauäugigen. "Ich würde dich immer finden, Harry."

Er ging einen Schritt auf den grünäugigen zu.

Dieser schüttelte den Kopf, sodass seine kurzen Locken auf und ab wippten, bevor er sich hektisch erhob, sodass er nun auf der schmalen Brüstung stand. "Wenn du auch nur einen Schritt näherkommst, werde ich springen", mahnte Harry, dessen Augen bedrohlich funkelten.

Der Ältere hob die Hände, schüttelte den Kopf und flehte den Jüngeren beinahe an: "Bitte tu das nicht."

Harry seufzte. "Warum? Nenne mir einen vernünftigen Grund, warum ich dieser Trauer, die mein Leben seit Monaten besetzt, kein Ende setzen sollte."

2 AM » LARRY STYLINSONWhere stories live. Discover now