Religion is' kagge! - Über Religionsgebashe

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Die westliche Welt des 21. Jahrhunderts. Eine Welt, welche geprägt von Fortschritt und Industrialisierung ist. Eine Welt, in welcher der Rationalismus das Maß aller Dinge zu sein scheint. Und das, obwohl Jahrtausende lang auch hierzulande wegen Religion Krieg geführt wurde, die Kirche enorm viel Macht besaß und monarchische Herrschaftsformen durch das Gottesgnadentum legitimiert wurden.


Heutzutage wird das Thema Religion zumindest in Deutschland eher nüchtern betrachtet. Mehr als ein Drittel der Bevölkerung gibt an, gänzlich Konfessionslos zu sein [1], die wenigsten besuchen Regelmäßig eine Kirche (bzw. das ihrer Religion zugehörige Gotteshaus) und unser Staat ist – glücklicherweise –säkularisiert.


Jedoch ist mir persönlich aufgefallen, dass es in letzter Zeit gerade zu zum Trend geworden ist, Religion aktiv zu diffamieren. Damit ist natürlich nicht gemeint, dass man für sich persönlich Religion ablehnt. Das ist eine Entscheidung, die hierzulande jeder für sich persönlich treffen kann und vor allem muss. Viel mehr meine ich damit, dass es sich gar nicht mal so wenige Individuen scheinbar zur Aufgabe gemacht haben, den Menschen in ihrer Umgebung deren Religion regelrecht auszureden.


Auf eine gewisse Art und Weise gar nicht mal so unverständlich; Immerhin war Religion der Auslöser – oder eher Vorwand – für historische Tiefpunkte der Menschheit wie die Kreuzzüge, Hexenverbrennungen und Legitimationen von absoluten Alleinherrschaften im Mittelalter.


Außerdem fällt es schwer, sich die Schriften der drei großen Weltreligionen durchzulesen und nicht das Gewaltpotential zu erkennen, das aus diesen gewonnen werden kann. Als jemand, der eine Zeit lang regelmäßig die Bibel gelesen hat, kann ich sagen, dass es mehrere benennbare Stellen gibt – vor allem im alten Testament – welche als Beispiel genannt werden können.


Mir ist bewusst, dass das eine These ist, welche man im besten Fall nicht mal mit Samthandschuhen anfassen sollte, aber trotzdem möchte ich nicht verschweigen, dass ebenfalls islamisch motivierter Terror als Beispiel dafür genannt werden kann. Natürlich weiß ich, dass immer wieder und wieder beteuert wird, dass es sich dabei lediglich um eine absolute Falschauslegung dieser Religion handelt und das möchte ich auch gar nicht in Frage stellen. Jedoch stellt dies für mich schon ein Beispiel dar, in dem sich einer Religion bedient wird um Gewalt zu schüren – ob falsch ausgelegt oder nicht.


Können wir damit nun unterm Strich sagen, dass Religion im allgemeinen böse, irrational und grundlegend abzulehnen ist? Sollten wir möglichst dafür sorgen, dass religiöse Menschen gesellschaftlich geächtet werden bzw. sogar dafür sorgen, dass Religion staatlich verboten wird, auf dass wir bald in einer völlig atheistischen Gesellschaft leben? (Ich bitte zu beachten, dass das lediglich rhetorische Fragen zu Provokationszwecken sind. Solltest du, lieber Leser, diese mit einem „ja" beantworten wollen, würde ich dich recht herzlich darum bitten, dir vielleicht mal die ersten Artikel des Grundgesetzes durchzulesen.)


Nun, natürlich ist das Ganze bis jetzt eine recht einseitige Darstellung. Ich meine, wäre Religion tatsächlich so etwas verwerfliches, wäre wohl kaum mehr als die Hälfte aller Deutschen Anhänger einer Religion.


Denn – und an diesem Punkt muss ich leider auf persönliche Erfahrungen zurückgreifen, anstatt validierbarer Quellen zu nutzen – ich persönlich als nicht religiös erzogene Person habe eher positive Erfahrungen mit dem Thema, bzw. religiösen Personen gemacht. Und das, obwohl ich mich selber noch nicht mal als Anhänger einer Religion, sondern eher als Agnostiker, sehe.

Durch Freunde und Bekannte war ich schon des öfteren in der Lage, mir ein direktes Bild davon zu machen, was für ein Klima in (evangelisch) christlichen Gemeinden vorliegt. Zumindest in jenen, in welche ich einen persönlichen Einblick erleben durfte.


Mir ist aufgefallen, dass in besagten Gemeinden das Klima sehr offen war. Ich selbst hatte nie ein Problem in dieser Umgebung, mich mit Leuten zu unterhalten oder Diskussionen zu führen (teilweise auch über das Thema Religion). Beachtlich ist auch, dassich stets den Eindruck hatte, mit einer sehr inhomogenen Gruppe Kontakt zu haben. Damit meine ich, dass sich die Mitglieder dieser Gemeinden starke Unterschiede in den Bereichen Bildung, Interessen und politischen Überzeugungen aufwiesen. Auch konnte ich noch nie miterleben, dass die Integration von Menschen mit Behinderung irgend ein Problem darstellen würde.


Ebenso ist zu erwähnen, dass Religion im Allgemeinen eine sehr positive Auswirkung auf die Entwicklung einer Person haben kann. Es ist natürlich das absolute Standartargument so etwas zu sagen wie „Religion kann einem helfen, aus schwierigen Zeiten wieder heraus zu kommen", jedoch macht es dieses Argument nicht weniger wahr. Von Überwundener Trauer über eine beendete Beziehung, bis hin zum Motivieren zur Suche nach Hilfe für Menschen mit Suizidgedanken – in meinem Umfeld konnte ich schon oft miterleben, wie Religion das Leben eines Menschen bereichern kann.


Des Weiteren ist mir auch noch aufgefallen, wie großzügig und sozial die Menschen, mit denen ich da Kontakt hatte eigentlich waren. Vom freiwilligen und vor allem unentgeltlichen arbeiten in Suppenküchen bis hin zum aushelfen in Flüchtlingsunterkünften. Und das ganze ohne jeglichen Versuch, den Menschen, denen geholfen wurde, die eigene Religion aufzudrücken. Natürlich muss jemand, nur weil er oder sie religiös ist, damit nicht automatisch ein guter Mensch sein – Arschlöcher gibt es schließlich überall, teilweise auch dort – jedoch muss ich sagen, dass die Tendenz allgemein recht sozial ist.


Was ich mit diesem Text aussagen möchte ist, dass es falsch ist, Religion von Grund auf als etwas schlechtes abzutun. Auf keinen Fall sollte man außer Acht lassen, in was für einer gefährlichen Art und Weise Religion instrumentalisiert werden kann. Jedoch ist es schon ziemlich undifferenziert, dieses Thema – oder sonst irgend eins – nur von einer Seite aus zu betrachten.


Ich möchte mit diesem Text auch stark an den Leserinnen und Lesern appellieren, auf dass diese nicht zwanghaft versuchen, Anderen deren Religion schlecht- oder auszureden. Euch würde es vermutlich auch auf den Sack gehen, wenn jemand religiöses versucht, euch sein Weltbild aufzudrücken, bzw. euch zu bekehren. Also seid doch bitte so nett und behandelt andere Menschen so, wie ihr auch behandelt werden wollt.


Übrigens denke ich (und ich glaube, dass diese Meinung theoretisch gesehen das Potential dazu hätte, eine Diskussion vom Zaun zu brechen), dass es nicht unbedingt als

„Bekehrungsversuch" gelten muss, wenn man zu einem Gottesdienst o.Ä. eingeladen wird. Ich als nicht christlicher Mensch wurde auch schon von Freunden mehr als einmal zu Gottesdiensten eingeladen, nur um mir ein eigenes Bild machen zu können.


Damit ist natürlich nicht gemeint, dass man mit religiösen Menschen nicht über deren Glauben diskutieren darf. Das habe ich auch schon oft genug gemacht und dabei haben sich so einige recht interessante Diskussionen ergeben. Man sollte allerdings immer den Glauben des Gegenübers respektieren und auf das, was das Gegenüber sagt tatsächlich eingehen.


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Quellen:

[1]https://fowid.de/meldung/religionszugehoerigkeiten-deutschland-2015

Was 1 nices MeinungsbuchWhere stories live. Discover now