Kapitel 46: Those abortion papers (Jared)

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Im Flugzeug auf dem Rückflug nach Ibiza hatte ein etwa zehnjähriger Junge seine Zeit neben mir damit verbracht, Nintendo zu spielen, während seine Mutter geschlafen hatte. Dass er irgendwelche Kriegsspiele vor sich hin daddelte schien sie wahrscheinlich nicht zu interessieren, sodass er und ich uns kurzerhand damit beschäftigt und uns darüber ausgetauscht hatten. Wahrscheinlich hätte Tim da auch seine Freude dran gehabt.

In Ibiza gelandet streckte mir der Kleine seine Faust entgegen, verabschiedete sich mit einem Fist Bump und folgte seiner Mutter gemächlich nach draußen. Ich dachte währenddessen darüber nach, ob Melinas und Tims Kind auch einmal so sein würde. Dass es Leute mit Ghettofaust verabschiedete. Witzig wäre es.

Zurück in Tims vorläufigem Zuhause schien sich soweit nichts verändert zu haben. „Und nein, vermisst hat dich hier bestimmt niemand", kam es von Sean, nachdem ich meine Sachen hochgetragen hatte und wieder anfangen würde, mich hier einzurichten. „Ich freu' mich auch, euch wieder zu nerven", meinte ich, worauf Sean nur lachte.

Im Wohnzimmer schien das Sofa besetzt zu sein, offenbar nutzte es irgendwer hier als Schlafplatz. Die Decke war zerwühlt und das Kissen lag zerknautscht am anderen Sofaende. Kurz hielt ich inne. Wenn Tim hier nicht noch kurzerhand einen notleidenden Flüchtling aufgenommen hatte, konnte ich mir die Sache mit dem Schlafplatz nicht erklären. Vielleicht schnarchte Tim auch nachts inzwischen und Melina war umgezogen oder Laura war die Schnarcherin.

Aber das würde sich wahrscheinlich später klären. Ich stieg die Treppe wieder nach oben. Neben Sean konnte man Tim ja auch mal auf den Sack gehen.

Wie immer saß er auf seinem Schreibtischstuhl, die Finger schon auf das Keyboard vor ihm gelegt, allerdings ohne einen Ton zu spielen.

„Hey" Ich schloss die Tür hinter mir und er wandte sich um, sein Gesicht sah noch müder aus, als vor zwei Wochen.

„Hi" Er nickte mir zu und sein Blick huschte wieder in Richtung Keyboard. Ihm war deutlich anzusehen, dass er gerne weitergemacht hätte.

„Alles klar bei dir?", fragte ich und er nickte. „Sicher...Alles gut" Er wandte sich jetzt wieder dem Keyboard zu.

Ich setzte mich auf das Sofa hinter ihm, so leicht wurde er mich nicht los. „War wohl letztes Wochenende anstrengend, hm? Du siehst so aus, als hätte dir einiges an Schlaf gefehlt." Da war ich ja nicht der Einzige, der sich Sorgen machte.

„Ich komme schon zurecht, mach' dir keine Sorgen" Er unterbrach jetzt doch seine Arbeit mit dem Keyboard und sah mich an, „Ansonsten, bei dir irgendwas passiert? Irgendwelche Mädels aufgerissen? Die Dunkelhaarige aus deinen Instagram Storys vielleicht?" Er grinste jetzt und sah wieder ein wenig nach dem Tim aus, den ich kannte.

„Nee. Die Dunkelhaarige aus meinen Instagram Storys heißt übrigens Karla, du kennst sie nicht, dafür ich sie schon ziemlich lange und sie ist eine Freundin, nicht meine, okay?"

„Auch gut" Er zuckte die Schultern. Das „Kannst du jetzt gehen und mich weiterarbeiten lassen?" schien ihm schon auf der Zunge zu liegen.

Na gut, wahrscheinlich steckte er gerade in einer Wahnsinnsidee fest und wollte einfach nicht gestört werden. Ich erhob mich also wieder, doch auf halbem Weg zur Tür hielt ich nochmal inne.

„Ach ja, wer pennt da unten eigentlich auf dem Sofa?", fragte ich, „Habt ihr ein Notlager für Gestrandete eingerichtet?" Tim wandte sich mir zu, das Gesicht auf einmal fast sorgenvoll verzogen. Was war jetzt los?

„Alles okay?" Irritiert sah ich ihm entgegen. Er reagierte nicht, doch dann kam doch etwas. „Melina" Seine Stimme hatte einen eigenartigen Klang, „Melina schläft...jetzt auf dem Sofa. Seit fast einer Woche."

Feeling Good (Avicii-Fanfiction)Nơi câu chuyện tồn tại. Hãy khám phá bây giờ