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Die nächsten Wochen lebte Ethan einfach den langweiligen Alltag dahin. Es war jeden Tag das gleiche, immer der gleiche Ablauf. Einmal in der Woche gab es vielleicht eine größere Schlägerei zum zuschauen, aber das war es dann auch schon. Er konnte sich gut vorstellen das die meisten hier irgendwann an Langeweile starben.

Mit Aiden hatte er seit seinem Uniformwechsel nicht mehr geredet, der kleinere ignorierte ihn immer noch. Mit Stanley und Alice kam er noch ganz normal klar, dafür wollten dessen Kumpel auch nichts mehr von ihm wissen. Umso besser verstand er sich mit dem farbigen Mädchen, Cassy, tatsächlich war sie erst 18 Jahre alt.

Wie er war sie erst seit kurzem hier und würde nie wieder raus kommen. Sie hatte auch sehr starke Ähnlichkeiten mit Alice, da sie am liebsten den ganzen Tag redete und redete. Durch die beiden hatte er gemerkt das er es mochte wenn er anderen zuhören konnte ohne selber etwas sagen zu müssen.

Als sie sich nach dem Tag ihres Flirtversuches das nächste mal getroffen hatten, waren sie gleich ins Gespräch gekommen und Cassy hatte ihm ihre komplette Lebensgeschichte erzählt. Zwar hatte es ihm seine ganze Freizeit die er hatte gekostet, aber das war es wert gewesen.

Dadurch hatte er erfahren das sie in einem Armenviertel aufgewachsen war und schließlich auch in eine der dortigen präsenten Gangs aufgenommen wurde. Sie wurde in den Verkauf von Drogen verwickelt und erschoss auch mehrere Menschen während der Gangkriege. Irgendwann wurde sie von der Polizei geschnappt und musste hierher. Nun war sie seit knapp zwei Monaten da und langweilte sich zu Tode.

Währenddessen hatte sie ihm auch noch in sämtliche familiären Nebeninformationen eingeweiht, die eigentlich die meiste Zeit beansprucht hatten. Zwar war es meistens spannend gewesen, trotzdem wäre er beinahe dabei eingeschlafen. Das hatte sie ihm dann auch übel genommen.

Aus Wochen wurden schließlich Monate und bald wurde es draußen kälter bis der erste Schnee fiel. Ethan war noch nie ein großer Fan vom Winter gewesen, er ging in den Pausen nur hinaus weil Cassy sonst sauer werden würde. Wegen ihr hatte er sich auch schon eine Verkühlung zugezogen und seine Gelenke schmerzten. Aber sie bestand darauf das er zum Zaun kam, da sie ihn unbedingt volllabbern wollte.

Wäre er noch mit Aiden befreundet hätte dieser ihn für das was er sich antat schon hundert mal den Kopf abgehackt, aber inzwischen bekam er ihn kaum noch zu Gesicht. Stanley meinte zwar das das bei dem Zwerg völlig normal war, aber ihm gefiel diese Zurückgezogenheit nicht. Wenn er ehrlich war würde er am liebsten zu ihm hingehen und ihm für sein Verhalten einmal eine runterhauen.

Dieses blöde Rumgeschmolle nervte einfach nur.

Wie schon so oft saß er am Zaun und hatte seine Arme um seinen Körper geschlungen, ihm war extrem kalt. Immerhin saß er hier mitten im Schnee und musste dem Mädchen auf der anderen Seite zuhören was sie den ganzen Tag bis jetzt gemacht hatte. Und irgendwie erinnerte es ihn an die Tage von denen sie ihm letztes mal erzählt hatte.

Das Mädchen erlebte jeden Tag das gleiche und erzählte ihm auch immer das gleiche. Langsam wurde das auch langweilig. Noch dazu schien sie Kälteresistent zu sein, ganz im Gegensatz zu ihm. Gut möglich das sie tagelang ohne Kleidung in einer Eishöhle leben könnte ohne zu erfrieren.

Während sie ihm lebhaft von ihrem Streit mit einer anderen Frau berichtete, hatte eine ganz andere Person auf seiner Seite seine Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Er war überrascht das er Aiden hier draußen mal wieder sehen würde und dann auch noch während dieser Eiseskälte. Wie sonst auch immer stand er mit ein paar anderen Männer um sich herum einfach mitten im Garten und starrte vor sich hin.

Irgendwie schaffte er es Cassy's Stimme komplett auszublenden und sich nur auf den Zwerg zu konzentrieren. Er wusste nicht einmal warum, eigentlich war nichts anders an ihm als sonst. Trotzdem, irgendwas bewegte ihn dazu aufzustehen und auf ihn zuzugehen. Er hörte nicht einmal mehr Cassy's Schreie das er zurück kommen sollte.

Zielstrebig setzte er einen Fuß vor den anderen und blieb schließlich vor Aiden stehen. Er sagte nichts, da er nicht einmal wusste wieso er überhaupt hergekommen war. Der kleinere sah zu ihm hoch und funkelte ihn an. Er konnte seinen Blick nicht deuten, alles wirkte etwas merkwürdig.

Er spürte einen stechenden Schmerz in seiner Brust, der Zwerg hatte ihm wieder eine verpasst. Aber dieses Mal war es nicht annähernd so schlimm wie sonst. Er sah dem Schwarzhaarigen tief in die Augen und suchte nach etwas das ihm verraten würde was er dachte.

,,Idiot....", murmelte Aiden fast unverständlich, dann tat er etwas das Ethan definitiv nie erwartet hätte. Er hatte gar nicht bemerkt das der kleinere seine Hand gehoben hatte und ihn nun ruckartig an seinem Kragen zu ihm nach unten zog. Zuerst wurde ihm nur die Luft abgeschnitten, aber dann spürte er etwas weiches auf seinen Lippen.

Er riss überrascht seine Augen auf, woraufhin Aiden ihn noch näher an sich zog. Er bewegte seine Lippen fest gegen Ethan's und verwickelte ihn in einen wilden Kuss. In ihm explodierte alles und ihm wurde unheimlich warm. Er erwiderte fast ohne zu zögern und legte seine Hände auf die Hüften des Zwerges. Irgendwie gefiel ihm das.

Langsam drang er mit der Zunge durch Aiden's Lippen und entlockte dem Kleineren einen Stöhner. Daran das es eigentlich zu schön war um wahr zu sein dachte er gar nicht.

Das waren dann Momente wo man die Realität verabscheute, denn vor seinem inneren Auge nahm er eine nervige winkende Bewegung vor seinem Gesicht wahr. Genervt schlug er die fuchtelnte Hand vor seinen Augen weg und kam langsam wieder in das Hier und Jetzt zurück.

Vor ihm stand Aiden und sah ihn leicht verwirrt an. Sein Blick war immer noch kalt, er war also immer noch wütend auf ihn. Ethan schüttelte seinen Kopf, er wusste nicht was eben passiert war. Der Zwerg wurde nun ungeduldig und schien nicht mehr lange darauf warten zu wollen das er endlich seinen Mund aufmachte.

Als Ethan merkte das alles von eben nur in seinem Kopf passiert war legte er fassungslos seine Hände auf sein Gesicht und ließ sie langsam nach hinten durch seine Haare fahren. Wie konnte das passieren? Wieso hatte er so merkwürdig Vorstellungen?

Jetzt konnte er Aiden nie wieder in die Augen schauen ohne das er sich unheimlich schämte. Er ließ sich zu Boden sinken und versteckte sein Gesicht in seinen Händen. Am liebsten würde er sich jetzt eingraben und nie wieder heraus kommen.

,,Was ist mit dir?", hörte er die Stimme von Aiden über sich, traute sich aber nicht aufzusehen. Er rieb sich über die Augen, was war nur mir ihm los. Wann war er so geworden? Er seufzte laut auf und fing an sich langsam wieder aufzurichten. Über das was er als nächstes tat hatte er gar nicht richtig nachgedacht, er tat es einfach.

Er packte den Zwerg an den Schultern und drückte ihn einen schnellen Kuss auf die Lippen. Genauso schnell löste er sich wieder von ihm und achtete auf seine Reaktion. Aiden war wie versteinert und sah ihn mehr als nur überrascht an. Es dauerte eine ganze Weile bis wieder Leben in seinen Körper zurück kam. Öfters machte er den Mund auf und schloss ihn dann schnell wieder.

,,Wa...was...?", fing er an zu stottern, dann legte er zwei Finger auf seine Lippen. ,,D-Das war mein erster Kuss..." Ethan schluckte schwer, er wusste nicht was er noch sagen sollte, geschweige dem was in ihn gefahren war.

Deshalb drehte er sich einfach ohne ein weiteres Wort um und ging zurück zum Zaun. Zurück ließ er eine völlig verwirrten Aiden.

Deep Black (Boy×Boy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt