XI

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Cassy wackelte mit den Augenbrauen und pfiff einmal unüberhörbar als er zu ihr zurück kehrte. ,,Junge, das war heeeiß!", das sie das Wort so lang zog gefiel ihm gar nicht und so laut wie sie das eben gesagt hatte wusste es bald das ganze Gefängnis. Er rollte mit den Augen und setzte sich niedergeschlagen auf den Boden.

,,Frag bloß nicht nach.", murmelte er und legte seinen Kopf auf seinen Knien ab. Möglicherweise hatte er gerade sein Todesurteil unterschrieben. Trotzdem, der Kuss hatte sich gut angefühlt und eigentlich bereute er ihn nicht. ,,Wie nicht nachfragen? Du knutscht Aiden Moore, einer der heißesten Typen hier, ab und dann soll man nicht nachfragen?"

Sie grinste ihn breit an und pickte ihn durch den Zaun in den Rücken. ,,Jetzt sag doch mal, was war das? Wieso hast du das gemacht? Hat es sich gut angefühlt? Du weißt schon das er auch ein Mann ist? Wie war es? Stehst du auf ihn? Der Arme ist total verwirrt!", bei so vielen verschiedenen Fragen konnte sich Ethan gar nicht entscheiden welche er nun zuerst beantworten sollte.

,,Keine Ahnung....", das war alles was er raus brachte und irgendwie beantwortete es ja alle Fragen zusammen. Das er Aiden damit vielleicht was angetan hatte war ihm bewusst, aber irgendwie musste er das tun. Würde ihn jemand fragen ob er es nochmal tun würde, würde er ja sagen.

Er richtete seinen Kopf wieder auf und warf den Zwerg einen unauffälligen Blick zu. Das er den kleinen äußerst attraktiv fand war ihm ja schon seit dem ersten Treffen klar, aber das es so ausarten würde hatte er nicht erwartet. Er verstand selbst nicht was in ihm vorging, es fühlte sich wie ein großer verwirrender Knoten an den er nicht lösen konnte.

Der Schwarzhaarige stand immer noch regungslos an der selben Stelle wo er ihn stehen gelassen hatte und strich sich in Gedanken versunken über die Lippen. Es schien als hätte er überhaupt keine Ahnung was er von dem Geschehnis von eben halten sollte, was Ethan sehr gut nachvollziehen konnte.

Plötzlich trafen sich ihre Blicke und er spannte sich an. Kurz starrten sie sich gegenseitig nur unsicher an, dann lief der Zwerg dunkelrot an und begab sich schnell in das Gebäude. Ethan sah ihn nach und ließ dann die ganze Luft hinaus die er bis eben angehalten hatte. Das Verhalten von Aiden war schwer vorauszusehen, daher hatte er ein bisschen Angst davor was ihn in Zukunft erwarten würde.

,,Wir haben ein neues Liebespärchen!", kicherte Cassy hinter ihm nicht gerade leise und ließ ihn so zusammen zucken. Er hatte schon wieder vergessen das sie hier war. ,,Gar nichts sind wir. Das war nur so!", fauchte er sie schon fast an. Sie sollte endlich aufhören herum zu schreien.

,,Natürlich, Natürlich! Ich laufe auch immer durch die Zellen und knutsche alle ab, weil ich gerade Lust habe!", so viel Sarkasmus auf einmal. Er fuchtelte mit seinen Händen herum und suchte nach einer glaubwürdigen Erklärung. ,,Nein, du verstehst das nicht! Es war nicht wie es aussah. Er ist nicht in mich verliebt oder so! Es...argh!", er hatte keine Ahnung wie er das sagen sollte.

Cassy sah ihn nur mit einer hochgezogenen Augenbraue an und signalisierte ihm damit das sie ihm kein Wort glaubte. ,,Wenn du willst das er von dir abhängig wird musst du ihn nur schwängern, das weißt du eh, oder?", sie sagte das so als wäre es das normalste der Welt. Sein Unterkiefer klappte hinunter und er sah sie fassungslos an.

Er fühlte sich als wäre seine ganze Unschuld mit einem Mal verflogen.

,,Was redest du da?! Ich kann doch nicht...!! Außerdem ist er ein Mann!!", sein Gesicht glich einer Tomate, dieses Mädchen machte ihn fertig. Sie schnippte ihm fest gegen den Kopf, woraufhin diese Stelle anfing zu schmerzen. ,,Hälst du mich für blöd? Ich weiß das und das war Sarkasmus!", es klang vorwurfsvoll. Das er immer alles ernst nahm war einfach eine blöde Eigenschaft von ihm.

Wie eine Katze rollte er sich zusammen und versuchte im Boden zu versinken. Das funktionierte natürlich, da er alles vorher blöderweise platt getreten hatte. Außer ständig klagende Laute von sich zu geben, wusste er nicht was er tun konnte. Er fürchtete sich vor dem Pausenende, wer weiß was ihn drinnen erwarten würde.

,,Verkleide dich doch einfach als Mädchen und komm auf meine Seite!", kam ein hervorragender Vorschlag von Cassy. Langsam drehte er sich zu ihr um und sah sie an als wäre sie der dümmste Mensch auf Erden. ,,So verzweifelt bin ich dann auch wieder nicht."

Durch den Schnee konnte er hören wie sich ihnen eine Person näherte. Die Schritte klangen schwer, weshalb er von Stanley ausging. Das bestätigte sich auch als der dickere sich über ihn lehnte und auf ihn hinab schaute. ,,Warum liegst du im Schnee? Ich dachte du bist schon verkühlt." Ethan musste zugeben das er das komplett vergessen hatte.

Durch Aiden war ihm so übertrieben warm geworden das er die Kälte gar nicht mehr so richtig wahrgenommen hatte. ,,Vor Scham!", antwortete Cassy für ihn, vermutlich wusste er eh wovon sie sprach. Die Augen von Stanley blitzten seltsam auf.

,,Stimmt. Ich kriege ja wahrscheinlich bald Enkel!", während Cassy ihn nur verwirrt ansah wusste Ethan ganz genau was der ältere damit meinte. In den letzten Monaten hatte Stanley ziemlich die Vaterrolle für ihn übernommen die er nie kennen gelernt hatte. Aber er verstand nicht was gerade im Kopf von allen hier abging.

Als ob er und Aiden Kinder.... Unvorstellbar.

Wieder versteckte er sein Gesicht in den Händen um die Röte zu verbergen. Warum musste er sich auch immer alles bildlich vorstellen. ,,Was?! Ich finde das von vorhin war ein eindeutiges Zeichen das ihr euch paaren wollt!", ihm kam vor als hätte Stanley das gerade extra laut gesagt. Was zum...?!!

Er wollte hier und jetzt sterben, sofort. Anscheinend wollten alle hier das er den Zwerg flachlegte. Das sie gerade von zwei jungen Männern sprachen schien sie gar nicht zu interessieren. Wenn Aiden wüsste was hier geredet wurde hätte er vermutlich alle ohne ein weiteres Kommentar getötet. Da war er sich sicher.

Das Geräusch das er momentan am meisten fürchtete ertönte und ließ ihn heftig zusammen zucken. ,,Pause aus! Komm Sohnemann!", rief Stanley plötzlich übermotiviert, Ethan konnte darüber nur den Kopf schütteln. Er wollte nicht hinein. Lieber blieb er die ganze Nacht draußen als da jetzt wieder rein zu gehen.

Cassy verabschiedete sich von ihnen und er schlurfte mit kleinen Schritten den dickeren hinterher. Noch nie wollte er sich so gerne vor etwas drücken wie vor einer möglichen Konfrontation mit Aiden. Im Moment konnte er sich nichts schlimmeres vorstellen. ,,Kommst du endlich?", Stanley war längst bei der Türe angekommen und hielt sie für ihn auf.

Außer ihnen war niemand mehr im Garten, weshalb er dann doch seinen Gang etwas beschleunigte. Etwas geduckt als könnte er sich unauffällig hinein schleichen trat er über die Türschwelle und sah sich erst einmal um. Alles war leer, kein Zwerg. Erleichtert atmete er auf und entspannte sich wieder etwas.

,,Ach, Moore ist übrigens gerade um die Ecke gegangen. Es sah aus als hätte er auf jemanden gewartet." Ethan's Gesicht wurde kreidebleich. Bitte nicht. Er musste laut schlucken, seine schlimmste Befürchtung war wahr geworden.

Im Seniorentempo machte er sich auf den Gang hinunter zu gehen, wurde jedoch von Stanley angeschoben. Er wurde um die Ecke geschubst und fiel dem Zwerg quasi mitten in die Arme. Sein Herz fing an zu rasen und er wurde unglaublich nervös. Er hatte wirklich Angst vor Aiden.

Dieser war von dem plötzlichen Zusammenstoß ziemlich überrascht und schien zuerst gar nicht zu verstehen wer da eigentlich vor ihm stand. Als er es dann aber überriss wich er sofort seinem Blick aus. Genau in diesem Moment mischte sich Stanley mit der wohl bescheuertsten Bemerkung der letzten Jahrhunderte ein.

,,Ich hätte gerne einen Enkel. Mädchen geht auch, aber ein kleiner Junge wäre mir lieber!" Damit ließ er sie einfach stehen und ging weg. Ethan wollte sich an den Kopf greifen, aber er konnte sich nicht bewegen. Die Spannung die im Raum stand war von beiden Seiten einfach unglaublich hoch.

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Das Kapitel ist ein wenig verstörend von den Gesprächen her. xD

Deep Black (Boy×Boy)Where stories live. Discover now