-achtundzwanzig-

200 15 1
                                    

Langsam aber sicher Taute der Schnee um Hogwarts herum auf und das Erste, was ich damit in Verbindung brachten war die Scheune. Wir verbringen wieder fast jeden Abend damit darin zusammen zu sitzen und einfach nur zu reden. Vor allem jetzt, wo Lily immer mehr Chasen James zu zeigen, dass sie ihn hasst verpasst. Letztens hat sie sogar vorgeschlagen zusammen wieder dort hin zu gehen.
Gerade sitze ich alleine in einem Sessel und lese ein Buch. Es tut gut mal nicht von Schülern umgeben zu sein und einfach nur die Stille zu hören.
Ich lese über einen neuen Charakter, als die Stille vom auf- und zugehen der Türe gestört wird. Dann höre ich, wie jemand gegen etwas mit voller wucht tirtt und kann nur hoffen, dass es keine Box mit Tier war.
Ich schaue die Leiter hinunter und sehe Sirius, völlig aufgelöst. Er hat Tränen in den Augen, aber keine Tränen aus Trauer oder Angst, sondern Tränen aus Wut. Es lag nichts anderes als Wut in seinen Augen.
Als er mich sieht versucht er die Tränen runter zu schlucken. Es gelingt ihm, aber die Wut dahinter kann er nicht verbergen. Ich sehe, wie er kurz zögert und überlegt wieder raus zu stürmen, aber er entschied sich dagegen.
"Was machst du denn hier?" frägt er statdessen. Als erklärung zeige ich ihm nur mein Buch.
"Ist alles in Ordnung?" will ich wissen. Auch er antwortet knapp mit einem Kopfschütteln und klettert die Leiter hoch.
"Willst du darüber reden?" mache ich weiter, aber er schüttelt erneut mit dem Kopf.
Als er oben ankommt setzt er sich einfach zu mir auf den Boden.
Ich frage nicht weiter nach. Ich kenne ihn jetzt schon lange genug um zu wissen, dass er wirklich nicht darüber sprechen will. Also fange ich ein neues Thema an.
"Ich habe dich heute noch gar nicht gesehen. Peter, James und Remus auch nicht." stelle ich fest "Wo wart ihr?" Dass das kein so guter Themawechsel war erkenne ich, als ich sehe, dass er nachdenkt, was er antworten soll. "Wir hatten zu tun" sucht er sich die ungläubigste Ausrede aus.
Also sucht er sich ein neues Thema aus und so landen wir in einem langen Gespräch.
Irgendwann schaue ich auf die Uhr. "Wir sollten vielleicht mal wieder zurück. Ich glaube es ist schon dunkel." Als ob ihm erst jetzt bewusst wird, wie lange wir geredet haben, reißt er seine Augen auf und zieht meinen Arm mit der Uhr daran zu sich um selbst einen Blick darauf zu werfen.
"Scheiße!" flucht er und klettert schnell die Treppe runter. "Wir sollten hier verschwinden. Schnell"
Verwundert über seinen Sinneswandel steige ich ebenfalls die Leiter runter. Auf der fünften Sprosse von unten rutsche ich aus und falle direkt auf Sirius, der darunter steht und reise ihn zu Boden.
Zuerst verzieht er sein Gesicht schmerzvoll, aber dann müssen wir beide lachen.
Außerdem, habe ich schon erwähnt, wie schön seine Augen sind? Habe ich schon erwähnt, wie weich sein Haar ausschaut, wenn man nahe genug ist? Und habe ich schon erwähnt, dass er wirklich und ich meine wirklich heiß ist?
Ich weiß nicht genau wann, aber irgendwann passierte es einfach. Ich verliere mich in seinen Augen und dann zieht er mich zu sich und legt seine Lippen auf meinen. Verdammt, kann dieser Junge Küssen!
Ich schließe meine Augen und vergess die Scheune. Seine Lippen fühlen sich unglaublich weich an. In meinem Bauch sind tausende Schmetterlinge und als er in den Kuss grinst wünsche ich mir, dass es nie aufhört. Aber dann realisiere ich, was ich gerade tue und schubs ihn von mir weg.
Ich weiß nicht, wie ich reagieren soll und bevor ich es verhindern kann liegt meine Hand auf seiner Backe. Dann renne ich aus der Scheune.
Sirius laute schreie kommen deutlich bei mir an, aber ich drehe mich nicht um. Er kann mich doch nicht einfach küssen! Was erlaubt er sich eigentlich?
Ich renne einen Stück von der Scheune weg, als sich mir plötzlich jemand in den Weg stellt. Zuerst denke ich, dass mich Sirius aufgeholt hat und will ihn schon anschreien, aber dann erkenne ich, dass das vor mir alles andere als Sirius ist.
Vor mir bäumt sich ein riesiges, behaartes, angsteinflößendes, Zähne fletschendes Biest auf, das mich bedrohlich aus seinen orangen Augen anschaut und gefhährlich knurrt.
Von Fern höre ich Sirius erneut meinen Namen rufen, aber ich bekomme keinen Laut über meine Lippen. Es fühlt sich an, als ob meine Füße auf den Boden geklebt wurden. Ich kann mich nicht mehr bewegen und furchtbare Angst steigt in mir auf.
Hinter der Gestalt sehe ich den Vollmond durch die Baumkronen scheinen und jetzt kriege ich richtige Panik. Ich habe noch nie einen Werwolf gesehen, aber ich bin mir zu hundertprozent sicher, dass vor mir einer steht.
Es kommt einen Schritt auf mich und beugt sich zu mir vor. Gerade in dem Moment trifft ihn etwas am Kopf.
Einen Augenblick lang verliert es seine Aufmerksamkeit an mir und dieser Augenblick reicht um mich zu fangen und einfach los zu rennen.
Ich achte nicht darauf, wohin. Ich renne einfach so schnell ich kann. So schnell ich kann weg von hier. Weg von diesem Tier.
Aber dieser eine Moment war schnell vorbei und es dauert nicht lang, bis es wieder hinter mir her ist. Ich schreie wie am Spieß und renne noch schneller. Jetzt bereue ich es nie versucht zu haben meine Kondition aufzubauen. meine Lungen brennen wie Feuer und schnell bekomme ich Seitenstechen. Hinter mir kann ich deutlich das laute Atmen des Werwolfes hören, abrer ich kann einfach nicht mehr schneller rennen.
Dann packt es mich an meinem Bein und zieht mich auf den Boden. Ich schreie wieder auf. Dieses mal vor Schmerz. Voller Panik schaue ich auf mein Bein runter. Seine Klauen haben sich in mein Fleisch gekrallt. Blut kommt an die Luft und strömt über meine Waden.
Als ich aufschaue blicke ich direkt in zwei aggressive Augen. Ich weiß, dass Werwölfe Menschen sind, aber in diesen Augen liegt ganz sicher nichts menschliches.
Langsam ziehe ich mich rückwärtes nach hinten. Es bäugt sich über mich und ich lege schützend die Hände über meinen Kopf. Das wars, ist das einzige, an das ich denke, als sein knurren in meinen Ohren hallt.
Aber dann springt etwas aus dem Gebüsch und reißt den Werwolf von mir. Verwirrt blicke ich auf und traue meinen Augen nicht. Ein großer schwazer Hund rauft sich mit einem Werwolf. Neben den zwei mitlerweihle kämpfenden Tieren läuft eine Ratte hin und her, als ob sie nicht wüsste, was sie tun sollte. Als wäre das alles noch nicht schräg genug wäre springt ein Hirsch aus dem Gebüsch und schaut mich an.
Mir kommen seine braunen Augen merkwürdig vertraut vor. Er nickt auf seinen Rückten, als wollte er, dass ich mich drauf setze, aber ich kann nicht aufstehen.
Der Hirsch verstand und legt sich hin. Ich kletter auf seinen Rücken und erst als er aufsteht frage ich mich, warum ich einem Hirsch vertraue. Die Antwort schießt mir keine Sekunde später in den Kopf: Weil ich sonst von einem Werwolf aufgefressen werde, der sich gerade mit einem großen schwarzen Hund und einer hilflose Ratte abfinden muss.
Ich wäre fast wieder runter gefallen, als der Hirsch lossprintet. Ich kann nicht leugnen, dass seine Kondition um Welten besser ist als meine.
Ich traue mich nicht zurück zu schauen und vergrabe mein Gesicht in das Fell des Tieres. Als ich aufschaue erkenne ich bereits das Ende des Waldes. Er bringt mich bis zu den Toren Hogwarts. Dann lässt er mich wieder runter und rennt zurück.
Ich habe keine Kraft mich hoch zu ziehen. Ich zittere vor Angst und mein Bein hört nicht auf zu bluten. Den Schmerz spüre ich um ehrlich zu sein gar nicht mehr wirklich. In den letzten Monaten habe ich so viel Schmerz ausgehalten, dass das nicht mal annähernd an meine Erfahrungen kommt.
Wenn ich genau hinschaue sehe ich, wie jemand aus dem Wald kommt. Ich bekomme wieder panik und will mich aufrappeln, aber dann kommt es näher und ich erkenne Sirius.
Sein Tshirt ist zerissen und seine Bauchmuskeln sind deutlich zu sehen. In anderen Situationen hätte ich wahrscheinlich nicht aufhören können zu starren, aber gerade bin ich zu sehr von dem Blut abgelengt, das aus einigen Wunden an Armen und Beinen tropft.
Ich habe gar nicht bemerkt, dass sich Tränen in meinen Augen gesammelt haben. Erst, als er sich zu mir runter beugt und über meine Wangen wischt kommt mir, dass meine Augen schon lange übergelaufen sind.
"Da... Sirius, da..." ich kriege keinen richtigen Satz raus. Die Panik sitzt mir immer noch in den Knochen. Er umarmt mich und hält mich fest in seinen Armen. In diesem Moment bin ich ihm so dankbar dafür.
"Schhh" flüstert er in mein Ohr und strichelt mir sanft über den Kopf "Ich weiß. Es ist weg. Und ich verspreche dir, es wird dir nie, nie wieder antun" schniefend weihne ich sein Tshirt voll "Es tut mir so leid" murmelt er noch in meine Haare, aber ich mache mir keine Gedanken darüber. Mein Kopf ist gerade voller Gedanken.
Aus Angst vor der Antwort (die ich glaube bereits zu kennen) traue ich mich nicht ihn zu fragen, woher er seine Wunden hat. Ich will es nicht aus seinem Mund hören.
Er schiebt mich sanft von sich um meine Wunde am Bein anzuschauen.
Er zieht seinen Zauberstab, fährt damit darüber und murmelt etwas unverständliches. Die Haut an meinem Bein zieht sich zusammen und schließ das klaffende Loch.
Das gleiche tut er mit seinen eigenen Wunden. Nur eine an seinem Oberarm scheint zu groß zu sein um sie mit einem einfachen Zauber heilen zu lassen. "Wir müssen dich zu Madam Pomfrey bringen" sage ich besorgt. Meine Tasche ist mir, als ich den Werwolf gesehen habe, von der Schulter gerutscht. Darin wäre sicherlich ein richtiger Zaubertrank gewesen.
Sirius schüttelt den Kopf und eine Sträne fällt ihm ins Gesicht "Du musst zuerst ins Bett. Ich kann später gehen."
Ich protestiere, aber er hört nicht auf mich. Irgendwann gebe ich auf und laufe mit ihm in den Gemeinschaftsraum. Auf dem Weg sagt niemand etwas. Ich bin immer noch voller Schock und Sirius scheint in Gedanken versunken.
Als ich in meinem Zimmer ankomme schlafen die anderen schon. Kein Wunder.
Es fühlt sich gut an Abends im Bett zu liegen und zu wissen, das man jetzt sicher ist und dass nichts mehr passieren kann. Trotzdem brauche ich eine gefühlte Ewigkeit um einzuschalfen.


Rumtreiber, Muggel und die anderen Dinge in Hogwarts (Rumtreiber ff)Where stories live. Discover now