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Taehyung POV

„Ich will nicht, dass du gehst", schmollte ich, während Jungkook versuchte sich in meiner Umklammerung seine Jacke und Schal anzuziehen. Er schenkte mir als Antwort lediglich ein Lächeln und gab mir einen Kuss auf die Stirn, ehe er meine Arme von seinen Schultern löste und sich der Haustür zuwandte.

„Ich beeile mich, Tae. Ich bin bestimmt nicht lange weg."

Ich schmollte weiterhin und schob beleidigt meine Unterlippe vor, verschränkte passend dazu die Arme vor der Brust und schniefte aus. „Wie kannst du mich nur an Heiligabend alleine lassen. Ich habe so viele, schöne Sachen geplant."

Bei meinen Worten drehte Jungkook sich noch einmal um, das Bedauern war ihm regelrecht ins Gesicht geschrieben und seit gestern fragte ich mich, was an diesem Tag so wichtig sein könnte als unsere Zweisamkeit. Er kam noch einmal auf mich zu, umschloss mein Gesicht mit seinen Händen und drückte mir einen festen Kuss auf, den ich sehnsüchtig erwiderte.

„Es tut mir leid", hauchte er an meine Lippen und seine Augen glitzerten entschuldigend, ehe er sich ein wenig zurücklehnte und mir nun komplett ins Gesicht sah.

„Wenn es dir so leid tut, dann bleib doch einfach hier", erwiderte ich bockig und war nicht gewillt, nachzugeben. Ich hatte mir den heutigen Tag in der letzten Zeit komplett ausgemalt und nun brachte er das alles mit seinem ach so wichtigen Termin durcheinander.

Jungkook seufzte, schloss die Augen und rieb sich einmal über die Nasenwurzel, bevor er durch meine Haare strich und nun einen Kuss auf meiner Schläfe platzierte. „Das geht nicht, Tae. Aber ich werde mich beeilen. Ich liebe dich."

Er ließ mich los und ging nun endgültig durch die Haustür, ließ mich allein. Ich hatte nichts gegen das Alleinsein, ganz im Gegenteil, manchmal war es wirklich angenehm und dadurch, dass wir zusammenlebten zur Seltenheit geworden. Doch gerade am heiligen Abend war ich so auf Zweisamkeit und Zärtlichkeiten angewiesen, die er mir jetzt ja nun leider nicht gab.

Seufzend ließ ich die Schultern hängen und ging in die Küche, um das Essen für heute vorzubereiten. Wenn er schon nicht bei mir war, konnte ich ihm wenigstens so eine Überraschung bereiten.

Mehrere Stunden verbrachte ich damit, dieses Gericht zu zaubern, was eigentlich meine Fähigkeiten im Kochen überstieg, ich aber dennoch nicht aufgegeben wollte. Für Jungkook. Wie schafften die Europäer es bloß, sich innerhalb kürzester Zeit gleichzeitig um so viele Dinge zu kümmern?

Erst kochten mir die Kartoffeln über, dann das Gemüse und beinahe hätte ich vergessen die Ente im Backofen zu befeuchten, sodass sie schon leicht dunkel gebacken war. Mensch Taehyung, da hattest du dir ja wieder ein Ziel gesetzt.
Als es dann endlich alles fertig war, der Tisch dekoriert und ich leise Musik aufgelegt habe, hörte ich den Schlüssel im Schloss drehen und Jungkook in die Wohnung treten. Freudig lief ich in den Flur, um ihn zu empfangen, wunderte mich kurz über seine verwuschelten Haare, aber vermutlich lag das einfach an dem Wetter draußen. Ich erkannte kleine Schneeflocken in seinem schwarzen Haar, die ich kichernd entfernte, ehe er mich in seine Arme schloss und ich seinen Geruch einatmen konnte. Aber warum zur Hölle roch er nach Frauenparfüm?

„Tae, das riecht gut. Hast du etwa gekocht?"

Ich nickte eifrig und zog ihn hinter mir her, ihm stand sichtlich die Kinnlade unten, als er den gedeckten Tisch betrachtete. „Wow...ich uhm, also das ist wirklich lieb."

„Für mein Baby nur das Beste", hauchte ich und gab ihm einen leichten Kuss auf die Schläfe, ließ ihn sich hinsetzen und begann ihm etwas aufzufüllen.

„Wir essen europäisch?", fragte er nach und ergriff das Besteck.

Ich nickte nur, wünschte ihm einen ‚Guten Appetit' und schweigend begannen wir zu essen. Doch mein Misstrauen wich nicht, ich wollte ihm vertrauen, aber es war offensichtlich, dass er irgendwo gewesen war, was er mir nicht sagen wollte. Und diese verwuschelten Haare und das an ihm haftende Frauenparfüm trugen nicht gerade positiv dazu bei. Jungkook würde mich nicht betrügen, oder? Erst recht doch nicht mit einer Frau. Er war doch schwul, so wie ich.

„Jungkook", sprach ich ihn also nach einigen Minuten schweigenden Essens an und erlangte somit seine Aufmerksamkeit. „Wo bist du gewesen?"

Er verschluckte sich beinahe an seinem nächsten Happen und spülte mit einem Glas Wasser hinterher. Diese Reaktion war eindeutig, ich hatte ihn bei irgendetwas ertappt und würde jetzt ganz sicher nicht aufgeben.

„Tae, das kann ich nicht-"

„Betrügst du mich etwa?", fiel ich dann ohne mit der Wimper zu zucken mit der Tür ins Haus und wenn er noch eine Gabel genommen hätte, hätte er sich vermutlich wieder verschluckt.

„Was? Nein, wie kommst du-"

„Du riechst eindeutig nach weiblichem Parfüm und deine Haare waren beim Reinkommen verdächtig unordentlich. Was verschweigst du mir, Jungkook?"

Wir beide hatten nun aufgehört zu essen, dieses Gespräch war deutlich wichtiger als alles andere und ich fühlte mich in dem Moment so verletzt wie noch nie.
Jungkooks Augen weiteten sich erschrocken, ehe er aufstand und zu mir kam. Er hockte sich auf meine Höhe und strich mit seinen Fingerspitzen über meine Wange, wodurch mir ein wohliger Seufzer entwich.

„Tae, das ist Blödsinn. Ich liebe dich über alles, nur dich. Ich kann es dir nur nicht verraten, weil es eine Überraschung ist, weißt du?"

Ich nickte kaum merklich, was ihm aber als Antwort reichte, denn er schloss mich in eine enge Umarmung und verweilte so wenige Minuten mit mir. Wie gesagt, ich vertraute Jungkook, ich glaubte ihm und auch wenn es absurd schien, wollte ich ihn in diesem Augenblick so sehr wie noch nie. Also stand ich auf, nahm seine Hand in meine und steuerte das Schlafzimmer an.

„Jetzt erwartet dich Überraschung Nummer zwei."

𝐑𝐚𝐧𝐝𝐨𝐦 𝐌𝐞𝐞𝐭│ᴛᴀᴇɢɢᴜᴋ ✓Where stories live. Discover now