Louis ist so nett und meine Bedenken so unbedeutend, nachdem der Alkohol meinen Kopf erreicht hat. Und deshalb kann ich auch gar nichts dafür, als aus dem „einen Glas" plötzlich zwei werden. Und dann drei.
Aber ganz ehrlich – was soll schon passieren? Ob ich nun betrunken bin oder nicht, ändert rein gar nichts an meinen Vorsätzen.
Unser Abend verläuft bisher ziemlich ruhig: Wir liegen auf dem Rücken, starren die Decke an und reden einfach nur. Louis hat schon ungefähr zehn Mal gesagt, dass er froh ist, dass ich da bin und selbst, wenn wir gerade über Essen reden, oder darüber, was wir an Zuhause vermissen, schafft er es immer wieder, es zu wiederholen.
Je mehr wir trinken desto blödsinniger werden unsere Gesprächsthemen. Wir unterbrechen uns gegenseitig und manchmal uns selbst und als ich gerade laut überlege, was sich auf Hotelzimmer reimt, sagt Louis plötzlich meinen Namen und ich sehe ihn verwirrt an. „Was?"
„Wir sind nicht betrunken genug." Er sagt das, als wäre es völlig klar und ein wirkliches Problem, das wir ändern müssen.
„Findest du?"
Er nickt.
Später sitzen wir auf dem Boden im Schneidersitz, einander zugewandt und ich weiß nicht genau, wie wir hier hingekommen sind, aber zwischen uns liegt eine Flasche und ich habe jetzt deutlich mehr Alkohol im Blut als noch vor zwanzig Minuten. Louis dreht die Flasche und sie zeigt auf mich. „Du musst", sagt er.
„Ich habe die Spielregeln vergessen."
„Schon wieder?" Ein Seufzen. Er füllt Flüssigkeit in ein Glas. „Harry, Trinkspiele sind ganz einfach. Man muss trinken. Mehr ist es wirklich nicht."
Ich runzele die Stirn. „Aber Flaschendrehen ist doch kein Trinkspiel. Beim Flaschendrehen küsst man sich."
„Nicht bei unseren Spielregeln." Er reicht mir das Glas und ich entleere es in meinem Mund, schlucke den brennenden Wodka runter, der mittlerweile gar nicht mehr so schlecht schmeckt.
Irgendwann liege ich auf dem Boden und starre die Deckenlampe an. Mir ist heiß. Ich bin nackt bis auf die Boxershorts und aus irgendwelchen Gründen will sich mein Körper nicht abkühlen. Louis sagt, das ist der Alkohol. Er steht jetzt vor dem Ventilator. „Das Scheißding will nicht angehen."
„Vielleicht musst du den Stecker reinstecken." Ich weiß das, ohne hinzugucken. Louis sucht und findet den Stecker und kurz darauf ertönt ein leises Surren und kühle Luft flutet durch den Raum. Wir seufzen erleichtert und nach ein paar Minuten habe ich wieder genug Kraft um aufzustehen.
Louis zieht mich hoch und wir stellen uns vor den Ventilator und drehen uns um unsere eigene Achse, heben die Arme, bis uns kalt wird. Wir finden den Ausknopf nicht mehr und ziehen den Stecker einfach wieder raus.
„Bett", murmele ich und reibe mir meinen kalten Arm.
Er stimmt zu und wir klettern unter die Decke.
Später schauen wir auf YouTube alte Interviews. Warum weiß ich nicht mehr. „Du sahst aus wie ein zwölfjähriger Junge."
„Sagt der mit der Justin Bieber Frisur."
Kurz darauf beginnt Louis mein sechszehnjähriges Ich zu imitieren, redet übertrieben tief und langsam: „Meeeeein Naaaaame ist Haaarry Styyyyyles."
Ich muss lachen und werfe ihm ein Kissen ins Gesicht, woraufhin er sich auf mich stürzt und wir uns lachend über die Matratze rollen, aber beide zu faul sind, um es lange auszuhalten. Louis setzt sich auf meinen Bauch, macht es sich dort richtig gemütlich und scheint auch nicht mehr weggehen zu wollen. Er sieht zurück zum Bildschirm und verfolgt das Video für ein paar Sekunden, während ich ihn beobachte, weil ich gerade vergessen habe, was dagegen spricht.

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I want all that is not mine
FanfictionHarry ist in Louis verliebt. Er weiß es. Louis weiß es. Die Band weiß es. Ach seien wir ehrlich, eigentlich weiß es die ganze Welt. #5 larry (06.05.21)