Kapitel 27

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Vor 3 Monaten

So, das war der letzte Koffer. Ich war endlich fertig mit packen. Ich war bereit zu gehen. Bereit mein Zuhause zu verlassen. Bereit neu anzufangen... das dachte ich jedenfalls.

Ich ging zu meinem Schreibtisch rüber und nahm mir das einzige Foto, welches da stand. Dann setzte ich mich am Rand meines Bettes und starrte es an. Ich wusste nicht, wie lange ich einfach da saß und das Foto anguckte. Je länger ich es anguckte, desto mehr Tränen liefen meiner Wange runter.

Ich konnte mich noch an diesem Tag auf dem Foto erinnern, als wäre es erst heute Morgen geschossen worden. Es war einer der besten Tage meines Lebens gewesen.

Naja, deshalb waren Fotos schließlich da, oder? Sie waren eine Rückfahrkarte, eine Erinnerung zu dem Zeitpunkt als das Leben mal nicht scheiße war.

Ein Klopfen riss mich aus meinen Gedanken und ich wischte mir schnell die Tränen weg. An meiner Tür stand mein Grandpa.

,,Wie geht es dir Kleines?", fragte er ruhig.

Ich wollte darüber reden. Verdammt. Ich wollte Kreischen. Ich wollte Schreien. Aber alles was ich machen konnte war flüstern: ,,Es geht mir gut."

Mein Grandpa kam zu mir rüber und setze sich neben mich. Er sah furchtbar traurig aus. Wahrscheinlich, weil er wusste dass es nicht wahr ist.

,,Und wie geht es dir wirklich?"

Aufeinmal konnte ich die Tränen nicht zurückhalten. Ich wollte nicht weinen, aber es ging nicht anders. Ich konnte nicht mehr damit aufhören. Es war alles zuviel.

,,Ich habe Angst.", flüsterte ich während mein Grandpa mich umarmte. Ich lehnte mein Kopf an seiner Schulter und zerstörte gerade seinen Anzug mit meinen Tränen.

,,Wieso?"

,,Weil ich weiss, dass ich nicht für immer kämpfen kann."

Plötzlich zog Grandpa sich etwas zurück, legte seine Hände auf meinen Wangen und hob mein Kopf, sodass ich ihn in den Augen sah.

Er wischte mir die Tränen weg und sagte sanft: ,,Vertraue dir selbst. Du hast vieles überlebt und überlebst was auch immer noch kommen wird. Eine Königin verwandelt Schmerz immer in Macht."

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Gegenwart

Gerade ging der Spanischkurs zuende. Spanisch war mein Lieblingsfach, aber ich konnte mich heute einfach nicht darauf konzentrieren. Ich hatte auch keine Ahnung mehr, was die Lehrerin gesagt hat.

Ich hörte ja sowieso nicht zu, wenn ein Lehrer redete. Wieso auch? Ich konnte einfach meinen Nachbarn fragen, falls wir irgendetwas machen sollten. Wozu sind die Tischnachbarn denn sonst da?

Jedoch gab es diesmal aber einen Grund, weshalb ich nicht zuhörte. Ich musste die ganze Zeit an Alex denken. Es tat mir leid, dass er das erleben musste, aber es ging nicht anders. Früher oder später hätte er es doch sowieso erfahren. So unvorsichtig, wie Tori und Ryder auch waren, wäre es wahrscheinlich früher geschehen.

Was lernt man jetzt daraus? Halte dich von der Liebe fern, außer er sieht aus wie Matthew Daddario.

Ich war schon fast an meinem Schließfach angekommen, als mich irgendjemand dagegen stoß. Nett, wirklich sehr nett. Wieso wurde ich die ganze Zeit, gegen irgendwelche Schließfächer gestoßen? Hatte ich mich etwa auch auf meiner Stirn tattoowieren lassen? Stand da ,,Bitte gegen einen Schließfach schubsen" drauf?

Ich öffnete meine Augen und wen sah ich? Natürlich war es meine Lieblingsperson im ganzen Universum. Meine beste Freundin. Kendra.

,,Wenn du mich nicht sofort los lässt, dann stecken dich meine Anwälte in den Knast, noch bevor du Fake sagen kannst.", drohte ich ihr und schubste sie von mir weg.

Jetzt wo ich nochmal darüber nachdachte, hätte ich vielleicht doch nicht mit Karate aufhören sollen und jetzt wo ich nochmal darüber nachdachte, war es doch die richtige Entscheidung gewesen. Meine Serien waren mir sehr viel wichtiger als Sport.

Sie stolperte einige Schritte nach hinten und strich sich dann mit ihren viel zu langen fake Nägeln eine Strähne aus dem Gesicht. Sie sah sehr wütend aus. Nicht auf die ,,Du-hast-mein-Eis-gegessen-Art", sondern auf die ,,Ich-bringe-dich-um-Art". Was hatte ich denn jetzt schon wieder getan?

Man, wieso war das Universum denn immer gegen mich? Hatte ich in meinem früheren Leben jemanden umgebracht oder so? Irgendjemand gefoltert? Vergewaltigt? War ich vielleicht ein kleiner Stein gewesen, der immer auf irgendeiner Art und Weise in den Schuhen andere Leute reingelang? Um so ein Karma zu verdienen, war ich bestimmt ein Stein.

,,Ich habe dir doch gesagt, dass du dich von ihm fernhalten sollst. Habe ich das nicht deutlich genug gemacht?"

Ernsthaft? Damon? Schon wieder? Mein Gott, war sie besessen oder was? Als ob es keine anderen gutaussehenden Jungs auf diesem Planeten geben würde. Das wurde langsam lächerlich. Wo waren Sam und Dean Winchester, um diesen Besessenheitsdämon zu vertreiben?

,,Ich habe keine Ahnung, wovon du redest.", sagte ich seufzen. Wann ist mein Leben nur so anstrengend geworden? Nein, anstrengend war es schon immer. Nervig. Das war das Wort, das ich suchte.

,,Ach ja? Und was ist das hier?", fragte sie wütend und hielt mir ihr Handy vor mein Gesicht. Auf dem Handy war ein Artikel von irgendeinem Klatschmagazin. 

,,Achtung Leute. Heute morgen wurde Faye Black mit einem neuen Typen gesichtet, als die beiden ein Hotel verließen. Hat die Königin endlich ihren König gefunden?"

Verdammt. 

I threw soup over Mr.BadboyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt