Kapitel 56

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Kiana Ledé - One Of Them Days

Can

Ich zucke heftig zusammen und reiße die Augen auf. Shana liegt schlafend neben mir. Ihr geht es gut. Ich dachte, sie blutet. In meinem kurzen Traum hat sie geblutet. Ich will nicht, dass sie blutet. Sie sieh doch so wunderschön aus, wenn sie keine Schmerzen hat. So rein und so verzaubernd. Sanft streiche ich ihr die Haare zurück und küsse ihre Schläfe. Hoffentlich ist es bequem für sie. Shana wirkt so hilflos, wenn sie schläft. Ich hole unter dem Kissen meinen Plastikring hervor und stecke ihn an meinen kleinen Finger, da kommt er fast über die Hälfte. Vorsichtig nähere ich mich Shana und umarme ihren Arm. Ich will sie immer noch auf meinen Schoß legen, ihren Kopf gegen meine Brust legen, damit sie meinem Herzschlag lauschen kann und sich und mich damit beruhigt. Wann wird sie wohl entlassen? Hat sie Schmerzen? Ich muss über sie wachen, damit ich sie sofort retten kann. Ich strecke mich und schaue zu Tür, die aufgemacht wird. Eine Frau in einem schwarzen Rock und weißem Hemd kommt hinein. "Guten Morgen", sagt sie leise. "Morgen", murmele ich noch müde und lege die Decke auf meinen Oberkörper, weil die Schwester kurz drauflugt und Shana mich sonst schlagen würde, wenn ich mich nicht bedecke. "Ich wollte das Frühstück für die Patientin aufnehmen." "Shana verträgt meistens kein Weizenmehl Typ 405, also lieber Dinkelbrötchen mit laktosefreiem Käse und Hähnchen-Mortadella", sage ich. "Okay, wie viele Brötchen möchte sie denn?" Ich schaue kurz zu Shana. "Sie ist ein Vielfraß, vier Stück reichen", murmele ich. "Gut, dann nur noch das Getränk. Wir haben Tee, Kaffee, Orangensaft und Kakao vorhanden." Ich kratze mir den Nacken mit meiner linken Hand. "Kaffee und wenn vorhanden ist laktosefreien Kakao." Sie nickt und tippt alles auf ihrem Tablett ein. "Ich würde dann, wenn die Patientin wach ist, noch einmal hier hinkommen und für das Mittagessen nachfragen. Sonst irgendwelche Wünsche?", fragt sie mich und schielt kurz auf meine Tätowierungen. "Es wäre angenehm, wenn die kleine, blonde Schwester von gestern nicht hier reinkommen würde. Sie ist zu inkompetent, aber sonst gibt es keine weiteren Wünsche, danke." Ich lächele kurz, was sie erröten lässt. Schnell verlässt sie das Zimmer. Ich schaue auf die Uhr, es ist 06:50 Uhr. Die Vorlesungen haben noch nicht begonnen. Ich schreibe einen Kommilitonen an, damit er mich und Shana einträgt. Meistens kommt das Essen um 07:00 Uhr. Ich sollte Shana vielleicht wecken.

"Hey, aufstehen." Ich stupse sie vorsichtig an, doch sie rührt sich nicht. "Shana." Langsam küsse ich ihren Hals, aber Shana schläft wie ein Stein. Moment, sie schläft doch, oder?! Ich taste sofort ihren Puls ab und atme erleichtert aus. Sie schläft nur wie ein Stein. "Gott, Shana", flüstere ich. Etwas aufgebracht sage ich ihren Namen, woraufhin sie unzufrieden murrt und brummt. "Was willst du von mir?", murmelt Shana verschlafen. "Gleich gibt es Frühstück, steh auf." Shana schüttelt ihren Kopf und will sich auf die Seite drehen, woraufhin sie zischt. "Hey, ganz ruhig." Vorsichtig fahre ich über ihren Bauch und dann über ihren Kopf. "Ich kriege langsam Schmerzen", sagt sie. Oh nein. Ich betätige sofort die Fernbedienung, woraufhin die Schwester von gerade eben hineintritt. "Haben Sie Ibuprofen da? Shana bekommt Schmerzen." Sie nickt und kommt wenig später mit der Tablette wieder. Die Wasserflasche nehme ich von meinem Nachttisch und fülle es ganz voll. "Du trinkst zwei Gläser am besten. Nicht, dass deine Magenschleimhaut gereizt wird." Shana nickt und legt den Kopf in den Nacken, um die Tablette zu schlucken. Sofort schenke ich ihr ein weiteres Glas ein, welches sie artig austrinkt. "Du kriegst gleich vier Brötchen mit Hähnchen-Mortadella und Käse - laktosefrei. Und dein Kakao wird auch laktosefrei sein." Zärtlich streiche ich über ihre Wange. Sie lächelt. Ihr Lächeln ist so wunderschön und so ansteckend. "Wusstest du, dass um sieben das Frühstück, um zwölft das Mittagessen und um fünf das Abendbrot kommt, weil man es von den Wirbeln ableitet? Beziehungsweise ist es eine Eselsbrücke, das ist cool. Sieben Halswirbel, zwölft Brustwirbel und fünf Lendenwirbel", erzählt sie lächelnd. Sie liebt es über die Medizin zu reden.

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