Das, in dem ein Krieg ausbricht

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Bist du dir sicher?"

„Ja", sagte sie und doch schwang Unsicherheit in ihrer Stimme mit. Sie war sich unschlüssig, ob ihre Entscheidung richtig war. Ihr Herz schrie laut Ja, während ihr Kopf vehement verneinte. Aber jetzt wo sie ihn wieder hatte, konnte sie ihn nicht einfach gehen lassen. Wer wusste schon, wann – und ob – sie ihn wieder sehen würde.

Sie nippte an ihrem Kakao und musterte ihn. „Es sei denn du willst nicht", merkte sie an. „Kommt drauf an, was du hier zu bieten hast."

Sie schmunzelte bei seiner Erwiderung und ließ die Tasse sinken. „Jede Menge unberührter Natur. Regen und ein unbequemes Sofa."

Liam tippte mit dem Finger gegen das Kinn und musterte sie. „Klingt nicht schlecht. Besonders das Sofa reizt mich." Sie schmunzelte. „Du musst es dir mit Andy teilen."

Er verzog das Gesicht. Sie zog ihre Augenbrauen hoch. „Nicht gut?" Langsam schüttelte er den Kopf. „Kann ich nicht wieder bei dir im Bett schlafen?"

„Nein", sagte sie entschieden und wandte sich von ihm ab. „Aber warum nicht?" Sie hielt inne bei seiner Frage und straffte die Schultern. „Weil es nicht geht, Liam." Er presste die Lippen aufeinander und sah ihr hinterher, wie sie die Küche verließ. „Ich geh duschen. Du könntest in der Zwischenzeit die Küche aufräumen", schlug sie vor und verschwand in ihrem Schlafzimmer. Sie hockte sich auf das Bett und fuhr sich mit den Händen durch das Haar. Leicht senkte sie den Blick und schloss ihre Augen, während sie anfing sich den Nacken zu massieren. Der Tag war gerade einmal einige Stunden alt und schon war sie wieder müde. Sie seufzte leise und griff nach ihrem Handy. Über all den Stress, den Liam und Andy ihr bereitet hatten, war ihr entfallen, dass sie sich auf der Arbeit krank melden musste.

Sie seufzte leise und fuhr sich mit der flachen Hand über das Gesicht. Es war etwas, was sie eigentlich vermeiden wollte. Aber weder Andy noch Liam würden ihr eine Wahl lassen. Ihre Schultern sackten herab und sie wählte die Nummer ihres Ausbildungsbetriebs. Sie schluckte den Kloß in ihrem Hals herunter, während sie darauf wartete, dass am anderen Ende der Leitung jemand abnahm. Es knisterte ein wenig in der Leitung und schließlich wurde das Gespräch angenommen. Annette, ihre Bürokollegin, meldete sich. Jules räusperte sich.

„Hallo. Hier ist Jules."

„Mensch, Jules. Wo steckst du denn?" Ein Vorwurf schwang in der Stimme von Annette mit, was Jules schuldbewusst zusammen zuckend ließ. „Ich ehm... ich bin krank", sagte sie und hüstelte ein wenig. „Ich würde... kann ich..." Sie räusperte noch einmal.

„Oh. Du hörst dich auch nicht gut an. Bleib Zuhause. Ich gebe dem Chef Bescheid. Kurier dich über das Wochenende aus und am Montag bist du wieder da. Es ist nicht so viel los. Das schaffe ich auch alleine."

Jules blinzelte. Erstaunt darüber, dass sich Annette so leicht täuschen ließ. „Danke?" Sie hatte fest damit gerechnet, dass man sie durchschaute und sie ins Büro zitierte. Nun lag ein langes Wochenende vor ihr. Zaghaft lächelte sie und versuchte das schlechte Gewissen von sich zu schieben.

„Alles in Ordnung?" Sie hob den Blick und musterte Liam, der im Türrahmen stand. Schwach zuckte sie mit den Schultern um dann das Handy zur Seite zu legen. „Geht schon", antwortete sie ihm. Sie erhob sich von ihrem Bett und schob sich an ihm vorbei aus dem Schlafzimmer. „Jules, wenn es dir unangenehm ist, dass ich hier bin, dann musst du es nur sagen und ich verschwinde", sagte er ruhig. Sie hielt inne, drehte sich langsam zu ihm um damit sie ihn ansehen konnte. „Ich weiß." Tief holte sie Luft und schluckte den Kloß in ihrem Hals runter. „Und ich weiß nicht, ob ich möchte, dass du bleibst", gestand sie ihm offen, woraufhin er fragend seine Augenbraue in die Höhe zog. Es überforderte sie. Mit Andy alleine wäre sie zurecht gekommen. Aber nicht mit Liam, der sie in vielerlei Hinsicht aus der Spur brachte und gepaart mit Andy würde sie sich vollkommen verlieren.

Changing DirectionsWhere stories live. Discover now