Corrupted Lies - Gefährliches Spiel

KAPITEL 6 [1]

Kapitel 6: Die Vergangenheit ist zurück

R o m

02.07.2016

»Nellys POV«

Meine Gedanken waren ein einziges Chaos. Und damit meinte ich nicht, dass ein Wirbelsturm den gesamten Inhalt einmal weggeweht hätte. Nein, ich wusste einfach nicht woran ich alles denken musste. Es könnte so viel schief gehen. Ich dufte nicht zu lassen, dass wegen mir alles noch einmal den Bach runter lief. Ich hatte genug Leben zerstört. Ich werde immer die Schuld daran tragen, was mit Alec passiert ist. Dieses lebensverändernde Ereignis war gerade erstmal sechs Monate her. Gerüchten zufolge, hatte Melina Alecs Zimmer monatelang nicht verlassen und ertrank in seinem Bett in Selbstmitleid und Schmerz. Ich wollte für sie da sein, nicht nur weil es meine Schuld war, sondern weil sie meine Freundin gewesen war. Doch sie verbannte mich vollkommen aus ihren Leben und schwor Rache. Und jedes einzelne Wort hatte sie damals ernst gemeint. Sie würde mich zerstören, das war ein Versprechen, welches sie mir gab. Als es allmählich an der Zeit wurde loszugehen, rappelte ich mich schnell vom Bett auf und verwarf meine Gedanken. Ich durfte jetzt kein emotionales Wrack sein.

„Welche Straße war das noch mal?", fragte ich, als wir gerade die Lobby verließen. „Die Straße gleich da vorne.", sagte Nick knapp und zeigte dabei in eine Seitengasse. Er nahm sachte meine Hand, übernahm die Führung und zog mich in die Dunkelheit, die so eine Straße mit sich brachte. Da es eine Seitenstraße war, liefen hier nicht sonderlich viele Leute vorbei; so gut wie keine. Der perfekte Ort um ungestört mit jemanden zu reden, dachte ich mir und schaute mich genauer um. Falls etwas schief laufen würde, gab es nur einen Fluchtweg und zwar geradewegs auf die offene Straße. Das könnte sich als ziemlich schwierig erweisen, wenn die Situation brenzlig wird. Da die Seitenstraße zu einer Sackgasse führte, bleibt uns nichts anderes übrig, denn über den geschätzten 4 Meter hohen Zaun, mit Stacheldraht zu klettern, kostet Zeit und würde zu gleich sehr schmerzvoll sein. Sonst fanden wir nichts besonders. Es war kein Zufall, dass sie genau diese Straße ausgesucht hat. Sie wollte, dass wir uns gefangen fühlten.

„Melina muss diesen Brief geschrieben haben, da bin ich mir sicher.", murmelte ich und knetete nervös meine Hände. „Könnte sein, aber wir können uns nicht völlig sicher sein, dass es Melina ist, da der Brief nicht handschriftlich geschrieben wurde.", versuchte er eine Erklärung zu finden, nur um nicht an sie zu denken. Irgendeine andere Erklärung, um zu hoffen, dass alles gut wird. Aber wir beide wussten, dass es nicht so war.

„Wer kennt sonst unsere Namen?", sagte ich voller Ironie. Nick zuckte bloß mit den Schultern. „Man kann nie wissen." Die restliche Zeit verbrachten wir schweigend. Genau um 13:00 Uhr betrat eine schwarz gekleidete Person die Seitenstraße. Mein Blick scannte die Person von oben bis unten ab und auch Nick achtete auf jedes Detail. Der schwarze Hoodie verbarg ihr Gesicht, wodurch ich nicht erkennen konnte wer es war, da sie im Schatten der Gasse unsichtbar wirkt. Erst jetzt bemerkte ich, dass sie Absatzschuhe trug. Noch ein Hinweis, dass es Melina sein könnte, da sie wirklich immer Absatzschuhe trug. Sie stöckelte mit langsamen Schritten auf uns zu. Zwei Meter vor uns blieb sie stehen und streifte sich die Kapuze von ihrem Kopf ab. Lange braune Haare fielen locker auf ihre Schulter und blaue Augen sahen mich durchdringend an. Ich zuckte leicht zusammen, doch Nick bewegte sich keinen Millimeter. Es erstaunte mich, dass es ihn völlig kalt ließ. Da stand sie...Melina. Ich atmete tief ein und aus, ehe ich ihr richtig in die Augen schaute. „Schön das ihr gekommen seid.", sagte Melina ruhig. Zu ruhig für meinen Geschmack. Wir nickten nur. Ich schluckte den dicken Kloß, der sich gebildet hatte, herunter.