Kapitel 36

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Nervös lief ich auf und ab. Ich wusste nicht, was Jungkook Yoongi erzählt hat, aber es schien nichts gutes zu sein. Yoongi könnte sich ihm auch schon angeschlossen und sich gegen mich gewandt haben. Ich konnte nicht einmal richtig beschreiben, wie ich mich fühlte. Es war eine kuriose Mischung aus Angst, Zweifel, Wut und Trauer. "Jimin. Jetzt beruhige dich wieder. Yoongi wird sich bestimmt nicht von dir abwenden.", versuchte J-Hope mich zu beruhigen. "Wieso soll ich mich jetzt beruhigen, wenn ich kurz davor bin, ihn zu verlieren? Jungkook hat ihm wahrscheinlich schon gezeigt, was damals passiert ist und was ich nicht mehr weiß. Da kann ich jetzt nicht ruhig bleiben!" Es herrschte fünf Minuten lang absolutes Schweigen, bis ich realisierte, was ich da gerade getan habe. Ich habe J-Hope angeschrien, was eigentlich gar nicht meine Art ist. "Tut mit leid." "Schon okay, Jimin. Ich habe nicht nachgedacht." Ich war froh, so treue und verständnisvolle Freunde zu haben. Sie waren immer für mich da und merkten sofort, wenn etwas mit mir nicht stimmte. Dafür war ich ihnen mehr als dankbar. Mega geknickt setzte ich mich auf den kalten Boden. Ich fühlte mich meinen Freunden gegenüber so schlecht. Ich habe nicht nur Yoongi belogen, ich habe auch alle anderen all die Jahre angelogen. Und das nur, weil ich nur an mich gedacht habe. Ich hatte keine Ahnung, wie ich das wieder gut machen konnte. "Und was machen wir, wenn sie gewinnen?", murmelte Namjoon und setzte sich neben mich. Ich zuckte nur mit den Schultern. Plötzlich tauchte wieder dieses helle Licht im Raum auf. Ich musste mir die Hand vor die Augen halten, um nicht geblendet zu werden. Und in der nächsten Sekunde verschwand es. Stattdessen stand jetzt Yoongi im Raum. Ich traute mich gar nicht, ihn anzusprechen. "Yoongi, was ist passiert?", fragte stattdessen Taehyung und ging auf ihn zu. Yoongi atmete tief durch. "Ich weiß jetzt, was mit Seraphina geschehen ist. Nur ...  ich weiß nicht, ob ich es dir sagen soll, Jimin." "Was .... hast du gesehen?", fragte ich zögernd. "Es schien so, als wurde sie in etwas eingesperrt. Weit habe ich aber auch nicht geschaut." "Und was ist mit mir passiert?" "Du wurdest von einer schwarzen Magiekugel getroffen. Mehr kann ich dir aber auch nicht sagen." Er setzte sich neben mich und lehnte seinen Kopf an meine Schulter. "Was hat er dir noch gesagt?" "Jungkook meinte, wenn ich mich ihm anschließe, könnte ich König werden." "Das haben wir alle mitbekommen." "Ich sagte zu ihm, dass ich Zeit brauche, um darüber nachzudenken. Die hat er mir auch gegeben." Jetzt hatte ich natürlich Angst, dass Yoongi sich wirklich Jungkook anschließen wird. Er hatte jedes Recht dazu. Für eine gefühlte Ewigkeit herrschte Stille zwischen uns. Dann fragte ich: "Du hast jedes Recht dazu, mich zu hassen. Warum bist du dann immer noch hier?" Yoongi drehte seinen Kopf in meine Richtung. Eigentlich hätte ich jetzt erwartet, dass er mir irgendwelche Vorwürfe an den Kopf warf, doch das geschah nicht. Stattdessen beugte er sich zu mir vor und küsste mich auf den Mund. Erst war ich total geschockt, doch dann ließ ich den Kuss einfach zu. Ich musste ehrlich zugeben, dass ich Yoongi noch gar nicht oft geküsst hatte. Einmal, um es genau zu nehmen. Dennoch genoss ich den Kuss in vollen Zügen. Es vergingen gefühlte fünf Minuten, bis wir uns wieder voneinander lösten. Mein Herz klopfte bis zum Hals. Es fühlte sich an, als würden tausende Feuerwerksraketen in meiner Brust explodieren. "Verstehst du jetzt, wieso ich mich nicht gegen dich stelle?" Ich schmunzelte. "Vielleicht werde ich es irgendwann verstehen." Wir starrten uns eine gefühlte Ewigkeit nur an. Wenn Jungkook uns jetzt erwischen würde, wäre das nicht so gut. Also taten wir so, als würden wir uns aus dem Weg gehen. Es wäre wahrscheinlich besser so. Und im nächsten Moment wurde der Raum wieder hell erleuchtet. Jungkook stand wieder dort. Wahrscheinlich war er hier, um Yoongi's Antwort auf seine Frage zu hören. Ich gab mir die größe Mühe, Yoongi nicht anzusehen. "Was willst du?", blaffte Yoongi genervt. Jungkook trat ein paar Schritte näher. "Ich bin hier, um zu wissen, wie du dich entschieden hast." Yoongi stand auf. "Ich habe mich schon entschieden." "Denk noch einmal drüber nach. Ich habe dich nicht ausgenutzt und betrogen. Ich bin auch nicht derjenige, der dich anlügt. Komm schon. Sei nicht dumm, Yoongi. Du könntest alleine so viel mehr erreichen, als mit ihm gemeinsam." Jungkook stellte sich hinter ihn. "Wir zwei könnten so viel mehr erreichen." Seinen Stimme klang rauchig und sexy zugleich, was mir einen eiskalten Schauer über den Rücken jagte. Jungkook wollte Yoongi doch nicht etwa so dazu verführen, die Seite zu wechseln. "Wir zwei könnten gemeinsam regieren" Um im nächsten Moment küsste  er Yoongi auf die Wange. Mir zog sich der ganze Magen zusammen und ich war kurz davor, mich zu übergeben. Gleichzeitig verpasste mir dieser Anblick auch einen Stich ins Herz. Jungkook setzte echt alles daran, mich leiden zu sehen. "Yoongi, du könntest ihn einfach vergessen und alles bekommen, was du willst. Reichtum, Anerkennung ..." Er schien zu zögern. "Die wahre Liebe." Jungkook trat näher an Yoongi heran, um ihn zu küssen. Doch Yoongi legte seinen Zeigefinger auf Jungkook's Lippen und drückte ihn von sich weg. "Stop mal. Was denkst du eigentlich, für wen du dich hälst? Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass ich mich auf diese Weise mit dir verbünde?" Jungkook trat schockiert einen Schritt zurück. "Ich werde mich nicht mit dir verbünden. Weder so noch auf irgendeine andere Art." Ich war selbst total schockiert über die eben geschehene Szene. Nicht über Yoongi's Widerstand, sondern über Jungkook's Annährungsversuch. Er hat doch tatsächlich versucht, mir Yoongi direkt vor der Nase wegzuschnappen. Wer zum Teufel macht denn so etwas? Im nächsten Moment fing Jungkook wieder an zu grinsen. "Ich verstehe dich nicht. Warum siehst du nicht, welche Schmerzen er dir zugefügt hat?" Und Yoongi konterte: "Schmerzen? Er war derjenige, der an mich geglaubt hat, als ich dachte, ich wäre nichts wert!" Er trat immer näher an Jungkook heran. Der wiederum ging mehr als nur eine Schritt zurück und wirkte ziemlich eingeschüchtert. "Du bist für mich nichts wert, Jungkook. Du weißt nicht einmal, wie sich wahre Liebe anfühlt. Wahrscheinlich besitzt du nicht einmal ein Herz." Mir fiel vor Erstaunen die Kinnlage runter. Ich wusste, dass Yoongi manchmal etwas kalt zu anderen sein konnte, doch das ist bis jetzt noch nie passiert. Yoongi ist viel selbstbewusster geworden.
"Gut. Wenn du es so haben willst, dann soll es so sein." Mit diesen Worten verschwand Jungkook wieder.

Wings ♡ YoonMin FF✔Where stories live. Discover now