4. Türchen

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Zuhause ließ ich mich seufzend auf mein Bett fallen. „Oh Tikki... Kannst du glauben, was heute passiert ist?" „Ähm... Ja?"
Ich kicherte leise. In der Pause hatte ich Alya alles haargenau erzählt und es hatte damit geendet, dass wir quietschend umhergehüpft waren. Wir waren um halb fünf verabredet, wir wollten zusammen auf den Weihnachtsmarkt am Champ de Mars gehen. Vorfreudig stand ich wieder auf und begann, meine Hausaufgaben zu machen. Eigentlich machte ich das immer abends, aber das war die Bedingung meiner Eltern gewesen, damit ich überhaupt durfte.

„Dann wäre das auch geschafft."
Zufrieden schaltete ich mein Notebook aus und drehte mich auf meinem Schreibtischstuhl. Tikki schwebte lächelnd vor mein Gesicht. „Wie wärs, wenn du eine kleine Patrouille machst? Du bist in einer halben Stunde mit Alya verabredet, bis dahin könntest du ja mal nach dem Rechten schauen, oder?"
Ich nickte. „Stimmt, das ist eine gute Idee. Soll ich dir ein paar Kekse mitnehmen?"
Mein Vorschlag erntete begeisterte Zustimmung, also versteckte ich das kleine marienkäferähnliche Geschöpf in meiner selbstgenähten Umhängetasche und stieg die Treppe hinab. In der Küche mopste ich unauffällig eine handvoll Schoko-Cookies und ließ sie zu Tikki in die Tasche gleiten. Dann streifte ich mir Mütze und Schal über und eilte die Treppen zur Bäckerei runter, um meinen Eltern noch tschüss zu sagen.
Nachdem ich dies getan hatte, lief ich ein Stück die Straße entlang, bis ich zu einem Werbeschild kam, hinter dem ich mich verstecken konnte. Ich blickte mich noch einmal um, damit ich sichergehen konnte, dass mich wirklich niemand sah.

Einen Moment später schwang ich mich auch schon von Dach zu Dach, hielt Ausschau nach ungewöhnlichen Dingen, aber zum Glück fand ich nichts. Ich drehte noch eine kleine Extrarunde durch den Park, als ich Alya dort laufen sah. Mir kam eine spontane Idee; sie freute sich doch immer so, wenn sie Ladybug traf. Also landete ich vor ihr und lächelte sie an, während sie mich nur überrascht anstarrte.
„Hey, du bist doch Alya, das Mädchen mit dem Ladyblog, oder?"
Ich grinste in mich hinein, als meine beste Freundin ungläubig murmelte: „Oh Gott, Ladybug weiß wer ich bin... Hey, kannst du ein Foto mit mir machen?"
„Klar", stimmte ich zu und mich überkam Freude, als ich sah, wie glücklich Alya wirkte. Sie machte ein Foto von uns, dann verabschiedete ich mich von ihr und suchte mir ein Versteck, um mich zurückzuverwandeln.
Als langweilige Marinette kam ich wieder hervor und machte mich seufzend auf zum Treffpunkt. Manchmal wünschte ich mir, ich wäre als Marinette so toll wie als Ladybug. Jemand, den man bewundern kann. Alya, Adrien, eigentlich alle... sie lieben Ladybug, aber als Marinette bin ich einfach nichts besonderes mehr.
Fröstelnd zog ich meine Jacke enger um mich und beschleunigte meine Schritte, als mich plötzlich eine Stimme aus meinen Gedanken riss.

„Hey, Marinette!"

Ich blickte in die Richtung, aus der die Stimme kam. „Oh, hey, Nino. Was machst du denn hier?" Der Junge mit den Kopfhörern Kam auf mich zu. „Ich gehe auf den Weihnachtsmarkt, ich bin dort mit Adrien verabredet."
„Cool, da wollten Alya und ich auch- Moment, Adrien?"
Nino nickte nur und wir machten uns zusammen auf den Weg zur Metro, wo Alya bereits bibbernd stand. „Endlich! Ich warte schon seit Ewigkeiten auf dich! Oh, hey Nino!", begrüßte sie uns und ihre Wangen wurden noch ein kleines bisschen röter, als dass man es noch auf die Kälte schieben könnte, weswegen ich ihr ein wissendes Grinsen zuwarf.

Als wir an der Station ausstiegen, kam sofort Adrien auf uns zu. Ich starrte ihn an, er sah so schön aus und... er trug den Schal, den ich ihm geschenkt hatte! Auch, wenn er nicht wusste, dass er von mir war, es freute mich. Wir liefen zu viert ein bisschen über den Weihnachtsmarkt, bis Nino eine Schlittschuhbahn entdeckte.
„Hey Leute!", rief er, „Wie wär's, wenn wir eine Runde fahren?"
Alya und ich stimmten zu, aber Adrien sah etwas unsicher aus. „Ich weiß nicht... Ich glaube ich bleibe lieber am Rand stehen, ihr könnt ja fahren."
Alya runzelte die Stirn. „Nee, das ist doch blöd, wenn du alleine da herumstehst... Aber Marinette meinte vorhin zu mir, dass ihr so kalt wäre", sie zwinkerte mir kurz zu, „vielleicht könnt ihr euch ja Glühpunsch holen, während Nino und ich eine Runde fahren?"
Nino grinste sofort breit und nickte, sein bester Freund sah zu mir. „Klar, ich hätte auch nichts gegen was Warmes. Möchtest du, Marinette?"
Ihn anstarrend, brachte ich es gerade noch fertig, zu nicken. Alya umarmte mich schnell und flüsterte mir dabei ins Ohr: „Bleib einfach cool, unterhalte dich mit ihm oder so. Dank mir später."
Dann schob sie mich in Adriens Richtung und verschwand kichernd mit Nino zur Kasse, um sich Schlittschuhe auszuleihen.
„Kommst du?", riss mich seine Stimme aus meiner Schockstarre.
„J-ja, klar", nervös lachend tippelte ich ihm hinterher, zu einem kleinen Stand, von dem ein köstlicher, winterlicher Geruch ausging.

Merry Christmas!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt