Ein Leben wie das von Hannah Montana?
Gibt es nur im Fernsehen.
Einerseits berühmt und begehrt, andererseits ein ganz normaler Teenager?
Völlig unmöglich.
Nur eine erfundene Geschichte?
Ganz und gar nicht.
[24.12.2017 #1 in Romantik]
Molly und Leslie hatten ihre ganze Überzeugungskraft gebraucht, dass ich jetzt tatsächlich in diesem dämlichen Club stand und mich recht verloren umsah. Laut Cassidy würden wir zwar in den VIP-Bereich kommen, wo sie nachher auch hin wollten, aber zuerst schienen alle Mädels tanzen zu wollen. Nur ich hatte nicht so sonderlich große Lust darauf. Meine beiden Freundinnen hatte ich schon längst in der Menge verloren. Wo Cassidy und Emilia steckten interessierte mich nicht sonderlich.
Seit dieser Typ mich vorher auf die Bühne gezogen hatte, spielten meine Gedanken verrückt. Irgendetwas an ihm war so unglaublich vertraut und ob ich es zugeben wollte oder nicht, so unwohl hatte ich mich in seiner Nähe nicht einmal gefühlt. Vielleicht hatte Liam doch nicht so unrecht gehabt. Auch wenn dieser Kerl berühmt war, war er vielleicht nicht mal so ein schlechter Mensch. Nicht jeder war so wie Eric. Und dennoch würde ich meine Meinung über diese Band vermutlich nicht ändern. Dafür war meine Einstellung einfach zu festgefahren.
"Ally, wir wollen jetzt hoch, kommst du?" Wie aus dem nichts war Leslie vor mir aufgetaucht und schrie über die laute Musik hinweg. Schnell nickte ich. Ich hatte die Hoffnung, dass es dort nicht all zu überfüllt war und ehrlich gesagt hatte ich auch nicht unbedingt das Bedürfnis gleich wieder alleine da zu stehen. Meine beste Freundin schnappte sich meine Hand und schlängelte sich mit mir im Schlepptau durch die Menge. Selbstsicher stieg sie eine glänzende Treppe nach oben, an dessen Ende schon Cassidy und Emilia warteten. Ein bulliger Typ sah grimmig auf sein Klemmbrett ehe er uns durch winkte und uns im vorbeilaufen noch ein Bändchen in die Hände drückte. Ich blickte das schwarze Teil an auf dem in neonpinken Buchstaben VIP stand. Da konnte man sich ja richtig besonders fühlen. Achtung Ironie.
Während die anderen Mädels auch hier oben anfingen zu tanzen, lief ich an die Bar, holte mir einen Cocktail und ließ mich auf einen großen lila Sessel plumsen. Mit dem Alkohol nahmen sie es hier auch nicht so genau. Ich blickte auf mein Handy. Noch zwei Stunden, dann wurde ich 18. Eine Freundin von mir, die ich über ein Austauschprogramm meiner Schule vor drei Jahren kennengelernt hatte, hatte mir schon einen ellenlangen Text geschrieben in dem sie mir zum Geburtstag gratulierte. Sie wohnte in Tokio und die Zeitverschiebung war noch nie so ganz ihre Stärke. So kam es auch schon vor, dass sie mich mitten in der Nacht aus dem Bett klingelte und mir davon vorschwärmte, dass ihr Elefant, für den sie scheinbar eine Patenschaft übernommen hatte, schwanger war. Suri war zwar hin und wieder etwas seltsam und verdammt aufgedreht, aber trotz allem wollte ich ihre Freundschaft nicht missen.
"Okay, ich weiß der Spruch ist echt scheiße, aber ich muss dich trotzdem fragen, was so ein hübsches Mädchen wie du hier alleine macht." Erschrocken blickte ich von meinem Handy auf und sah geradewegs in das Gesicht eines grinsenden Jungen. War das nicht einer dieser Band-Typen? Ich zuckte einfach die Schultern ehe ich einen kräftigen Schluck aus meinem Glas nahm. "Ich schätze mal, man sieht mir an, dass ich nicht unbedingt hier sein will." "Kann ich gar nicht nachvollziehen. Willst du mir den Grund nennen?" Verschmitzt grinste der Junge mich an und seine blauen Augen funkelten amüsiert. Machte sich der Depp etwa gerade lustig über mich? Na warte.
"Weißt du, ich hab gehört, dass heute so eine zweitklassige Band hier rum rennt. Und ich steh' einfach nicht so darauf mich im gleichen Raum wie untervögelte Möchtegernplayboys aufzuhalten. In dem Sinne, halt die Ohren steif, ich brauche jetzt erstmal noch 'nen Drink." Augenblicklich klappte ihm die Kinnlade runter und mit großen Glubschaugen sah er mir hinterher als ich aufstand und meinen Weg zur Bar antrat.
Damit hatte er jetzt nicht gerechnet.
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"Happy Birthday, Ally!" Stürmisch sprang Leslie mir um Punkt Mitternacht in die Arme und zog so die Aufmerksamkeit des halben VIP-Bereichs auf uns. Auch der Typ von vorhin sah verwundert zu uns, während sich ein leicht bekleidetes Mädchen auf seinem Schoß räkelte. Da hatte es wohl jemand besonders nötig.
Auch Molly zog mich kurz danach in eine herzliche Umarmung und selbst die Gratulation von Cassidy und Emilia ließ ich widerwillig über mich ergehen. "Dein Geschenk bekommst du später, wir wollten es nicht mitnehmen.", lachte Leslie, woraufhin sie mich in noch eine innige Umarmung zog. "Schon okay, ich hab doch gesagt ihr müsst mir nichts schenken." Abwehrend hob Leslie ihre Hände. "Du weißt, dass ich auf sowas nicht höre."
Wenige Minuten später hatten mich Leslie und Molly tatsächlich dazu gebracht mit ihnen auf die Tanzfläche zu kommen. Cassy und Emilia bissen sich vergeblich die Zähne daran aus die Aufmerksamkeit der Band zu bekommen, was wirklich ab und an ziemlich amüsant war. Mit einem Cocktail in der Hand drehte ich mich lachend um meine eigene Achse und bewegte meine Hüften im Takt zu den hämmernden Bässen. Vielleicht war es doch nicht ganz so schlecht hier her gekommen zu sein. Immerhin waren die Drinks wirklich unglaublich gut und ein wenig Spaß hatte ich dann ja doch.
"Ich hab gehört wir haben ein Geburtstagskind hier." Augenblicklich stoppte ich in meiner Bewegung als ich eine leise, raue Stimme an meinem Ohr wahrnahm und ich spürte wie sich ein Körper nur wenige Zentimeter von mir entfernt im Takt der Musik hin und her bewegte. Ich sah zu meiner besten Freundin, die geschockt hinter mich starrte und ab da war mir klar, wer sich da so dicht hinter mir befand. Langsam drehte ich mich um und blickte in das verschmitzt grinsende Gesicht von diesem Sänger. Das dunkle Licht und der Alkohol den ich intus hatte ließen mich seine Gesichtszüge nur wage erkennen. "Und wenn es so wäre?" Ein Schmunzeln zeichnete sich auf seinen Lippen ab. "Dann hätte ich gerne einen Tanz mit dem Geburtstagskind." Skeptisch musterte ich ihn. "Sag mal hast du es irgendwie auf mich abgesehen? Erst holst du mich gegen meinen Willen auf die Bühne und jetzt das." "Du kannst nicht leugnen, dass dir der Song gefallen hat. Ich könnte mir sogar vorstellen, dass er dich an dich selbst erinnert hat." Ich zog eine Augenbraue nach oben und musterte ihn. "Da bist du aber ganz schön von dir selbst überzeugt. Glaub mir nicht jedes Mädchen fliegt auf dich und deine Freunde." Wieder schmunzelte er. "Ja, Chris hat mir schon von deinem Korb erzählt. Komm schon, ein Tanz und wenn du mir dann ins Gesicht schauen kannst und mir sagst, dass es dir nicht gefallen hat, dann lass ich dich in Ruhe." Skeptisch musterte ich ihn, während er mich herausfordernd ansah.
Ich kannte diesen Jungen vor mir. Nicht aus den Medien, weder aus dem Fernsehen noch aus dem Internet.
Es kam mir vor als würde ich ihn persönlich kennen.
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