5. Anne

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Die Fahrt ins Krankenhaus war schweigend zwischen Max und mir verlaufen. Ich konzentrierte mich auf die schlecht geräumte Straße, während der Skispringer in seinen Gedanken wohl bei seinem Freund im Krankenhaus war.

Irgendwie tat mir Patrick leid. Die Saison war für ihn jetzt sicherlich gelaufen. Das ganze harte Training war jetzt völlig umsonst. Nun ja, immerhin hatte er eine tolle Ärztin, die ihn sicherlich auf andere Gedanken bringen würde. Da war ich mir schon so gut wie Einhundert Prozent sicher.

Nach knapp zehn Minuten erstarb der Motor auf dem Parkplatz und Max und ich stiegen aus. Zusammen gingen wir durch den Haupteingang, wobei ich Ausschau nach Anne hielt. Sie hatte mir vorher eine Nachricht geschrieben, dass sie dort auf mich warten würde.

„Frau Ortner, ich dachte Sie haben Spätschicht", plötzlich die hohe Stimme einer Krankenschwester hinter mir. Überrascht, dass man mich erkannte hatte, drehte ich mich zu der Frau um und nickte: „Habe ich auch. Ich bin nur ein bisschen früher da" „Wenn Sie schon da sind, können Sie ja gleich diese Proben untersuchen. Dr. Berger hat gesagt, Sie sollen nach multiresistenten Keimen schauen. Das übliche halt", sagte sie und drückte mir fünf Röllchen mit Nasenabstrichen in die Hand.

Ich nickte und blickte anschließend auf die Proben in meiner Hand hinunter. „Sieht aus als müsste ich zum Arbeiten anfangen", sagte ich und blickte zu Max auf. „Ich muss mich noch Mal bei dir bedanken. Ein Kollege wird mein Auto vor deiner Haustür wegfahren, damit du dann heute Abend deine Ruhe genießen kannst. Ich bin dir wirklich etwas schuldig", sagte er und grinste dabei schmal auf mich hinab. „Alles gut. Habe ich doch gerne gemacht. Patricks Zimmer ist im zweiten Stock. Zimmer Nummer 164. Machs Gut", verabschiedete ich mich von Max und ging mit einem kleinen Grinsen von ihm weg.

„Wer war der Schnuckelige denn?", fragte plötzlich die bekannte Stimme von Anne neben mir, als ich gerade eine Tür geöffnet hatte und im Treppenhaus hinunter in den Keller gehen wollte. Ich drehte mich zu ihr um und schüttelte meinen Kopf. „Nur jemand der Hilfe gebraucht hat", sagte ich und ging die Treppen hinunter.

„Klar, ist ja nicht so, dass ich euch zusammen herkommen gesehen habe", meinte sie mit ironischem Unterton und verdrehte dabei ihre Augen. „Gut Okay, er stand gestern Abend vor meiner Haustür und hat gefragt ob ich Benzin für ihn habe. Er hat dann die Nacht auf dem Sofa geschlafen", sagte ich und trat in das Labor ein um die Proben geordnet abzulegen.

Anschließend ging ich in den Umkleideraum und zog meine Winterjacke aus. Ich zog meine Arbeitsschuhe an und warf mir den weißen Kittel über. „Aha, deswegen zeigst du heute auch extra viel Ausschnitt oder?", fragte Anne mich und lehnte sich gegen einen Spind. Verwirrt blickte ich an mir herunter und zuckte mit den Schultern. „Wer sieht mich heute denn schon? Ich hatte vor mich im Labor zu verkriechen und den ganzen Tag nicht mehr raus zu kommen", meinte ich und ging wieder zurück zu meinem eigentlichen Arbeitsplatz.

„Tja und da ich gehört habe, dass du ihm die Zimmernummer von Patrick gesagt hast, wirst du jetzt wohl die krönende Aufgabe bekommen meinem Patienten Blut abzunehmen um deinem Schatz näher zu kommen", sagte sie mit einem gewinnenden Grinsen und ließ sich auf dem Stuhl neben mir fallen.

Trocken lachte ich auf. „Vergiss es", sagte ich nur und schraubte dabei eine der Proben auf. Anschließend nahm ich ein weiteres steriles Wattestäbchen aus einem Behälter vor mir und tupfte die Probe damit ab. „Wieso? Du hast doch gelernt wie man Blut abnimmt. Ich brauche sowieso noch die Postoperativen Blutwerte von ihm, also können wir das ja gleich so machen", meinte sie und blickte mich aufmerksam an.

„Das kannst du dir Abschminken", sagte ich und blickte sie dabei kopfschüttelnd an. „Komm schon, deine Vagina muss mal wieder feucht werden", meinte sie und ich riss meine Augen auf. Peinlich berührt schlug ich ihr auf die Schulter und sah mich um, um zu sehen ob nicht doch vielleicht einer meiner Kollegen etwas mitbekommen hatte. Anne lachte nur auf und sagte: „Ich wette da unten hängen schon Spinnenweben" „Du weißt, dass das Anatomisch gar nicht geht. Und jetzt halt die Klappe", sagte ich und schüttelte ungläubig meinen Kopf.

„Ich werde nicht vorher aufhören ehe du ihm Blut abgenommen hast", sagte sie und ich verdrehte genervt meine Augen. Anschließend nickte ich da ich wusste, dass sie mich wohl sonst den ganzen Tag lang bei meiner Arbeit nerven würde.

„Na also, geht doch", sagte sie mit einem strahlenden Lächeln und klatschte begeistert in die Hände. „Ich hasse dich", sagte ich nur total genervt von ihr und wandte mich wieder meinen Proben zu.

„Also, du machst jetzt diese Proben fertig und dann treffen wir uns vor Kühns Zimmer. Du bist ein Schatz", sagte sie mit einem gewinnenden Grinsen und verschwand aus dem Labor.

Ich schüttelte meinen Kopf und spielte kurz mit dem Gedanken, dass ich auch einfach nicht kommen könnte, doch ich wusste, dass Anne wieder hier runter kommen würde und mich anschließend an den Ohren hoch in das Zimmer zerren würde.

Wie ich lernte zu fliegenحيث تعيش القصص. اكتشف الآن