6. Blutabnahme

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Gewissenhaft erledigte ich meine Arbeit und desinfizierte anschließend meine Arbeitsfläche, ehe ich langsam aufstand und mich nach Arbeit umsah. Doch da war schlicht und einfach nichts was die Kollegen nicht unter Kontrolle hätten. Ich musste wohl oder übel hoch gehen. Innerlich verfluchte ich die Maschine, die doch tatsächlich eine Dreiviertelstunde brauchte um die Proben fertig zu analysieren.

Ich schüttelte meinen Kopf und ging anschließend über das Treppenhaus hoch auf die Chirurgische Station. Anne wartete schon mit einem breiten Grinsen an der Schwesternstation.

„Ich wusste, dass du kommst", sagte sie und packte mich an den Schultern, ehe sie mich zufrieden musterte. „Dein zukünftiger Freund, oder vielleicht auch nur One-Night-Stand ist bei Patrick im Zimmer. Hier, flirte mit den Jungs ein bisschen. Beziehungsweise, sag mir ob Patrick auf deine Flirtversuche eingeht. Ich will wissen, ob er wirklich nur mit mir flirtet oder doch mit jeder dahergelaufenen Frau", sagte sie und biss sich dabei zweifelnd auf die Unterlippe.

Ich nickte wissend und nahm mir die Utensilien zum Blutabnehmen von dem Tisch an dem Anne sich lehnte. „Gut, deine Tittis sieht man schön und der Arztkittel lässt dich professionell wirken. Ich passe auf, dass nicht der Chef hier vorbei läuft. Nicht dass du Anschiss bekommst. Der ist wegen Kühn total auf der Hut. Er meint, dass irgendwelche Paparazzis oder sonst irgendwelche Menschen, die nichts mit ihm zutun haben, seine Genesung stören. Du zählst übrigens zu diesen Menschen dazu", sagte sie und schickte mich mit einem Schubs in Richtung Zimmertür von Kühn.

Ich verdrehte genervt meine Augen und klopfte zweimal gegen die Zimmertür, ehe ich sie öffnete. Mit einem schmalen Grinsen betrat ich das Zimmer und begrüßte die beiden Herren. Wobei Max mich wohl eher verwirrt musterte, anschließend aber ein keckes Grinsen auf den Lippen hatte.

„Ich bin hier um ihnen Blut abzunehmen. Ihre postoperativen Blutwerte müssen noch kontrolliert werden", sagte ich und wandte mich dabei an Kühn. „Warum macht das nicht meine Ärztin?", fragte er und zog dabei seine Augenbraun zusammen.

„Anne? Also Dr. Altermatt? Sie schickt mich. Sie hat noch andere Patienten um die sie sich kümmern muss", sagte ich und stellte den Blauen Koffer auf den kleinen Nachttisch neben dem Bett ab. „Andere Patienten? Ich dachte ich bin ihr Lieblingspatient", sagte Patrick und klang dabei etwas depressiv. „Da bin ich mir sicher", sagte ich nur und suchte zwischen den Utensilien nach Einweghandschuhen.

Als ich keine fand schloss ich genervt meine Augen und verfluchte Anne. Hatte sie doch tatsächlich die Handschuhe aus dem Koffer genommen. Ich presste meine Lippen zu einem Grinsen und blickte zu Max. „Könntest du mir vielleicht die Handschuhe hinter dir geben?", fragte ich ihn. Er nickte und überreichte mir anschließend die Packung voller blauer Einweghandschuhen. „Dankeschön", bedankte ich mich und streifte mir die Handschuhe über.

„Warum Duzt ihr euch?", fragte Patrick und brachte mich zum Erröten. Kurz warf ich Max einen Blick zu und erkannte ebenfalls, dass ihm die Röte ins Gesicht stieg. „Wir kennen uns. Ein bisschen", antwortete er seinem besten Freund, während ich Patrick ein Band um den Oberarm wickelte und anschließend die Armbeuge Desinfizierte. „Oh, woher kennt ihr euch denn?", fragte er interessiert und die Stimmung in dem Zimmer wurde noch angespannter.

„Jetzt kommt die Nadel, nicht erschrecken", sagte ich um nicht seine Frage zu beantworten und konzentrierte mich auf die Nadel zwischen meinen Fingern. „Ich weiß was jetzt passiert, ich will nur wissen was das zwischen meinem besten Freund und Ihnen ist", sagte er und ich stach ihm in seine Vene.

Ich schüttelte nur Lachend meinen Kopf und blickte auf. Wissend, dass Kühn den besten Blick auf meinen Ausschnitt hatte. Doch er blickte mir in die Augen und sah mich fordernd an. „Warum wollen Sie das wissen?", fragte ich stattdessen und fuhr mir mit meiner Zunge über die Lippen. Ich griff nach einem Röllchen und ließ das Blut hineinfließen. „Vielleicht werde ich ja bald auf eine Hochzeit eingeladen", sagte er und ich wechselte das Röllchen. Ich lachte nur auf und warf Max einen Blick zu. Auch er schien nicht sonderlich erfreut über diese Situation zu sein. Warnend warf er seinem Freund einen Blick zu.

Plötzlich wurde die Tür aufgerissen und ich richtete mich automatisch auf. Erschrocken drehte ich mich um und sah dem Chefarzt der Chirurgie entgegen. „Wer sind Sie denn? Und was machen Sie hier?", herrschte mich Dr. Huber an und blickte verwirrt auf die Blutproben in meinen Händen. Eine Ader trat auf seiner Stirn heraus und ich schluckte schwer. Dr. Huber war kurz vor dem Explodieren.

„Dr. Huber, schönen Tag Ihnen. Ich bin vom Labor. Ich habe noch Blut von Herrn Kühn hier gebraucht", sagte ich unschuldig grinsend und erblickte Anne, die hinter den Chefarzt trat und mich mit geröteten Wangen entschuldigend angrinste. „Aha, und warum wenn ich fragen darf? Das Blut könnte auch Dr. Altermatt abnehmen", sagte er und deutete auf die Blondhaarige Ärztin hinter sich.

„I-Ich habe seine Proben unbrauchbar gemacht. Ich wollte Dr. Altermatt nicht mit meiner Tollpatschigkeit nerven", log ich und war froh darüber, dass mir diese Lüge in den Sinn gekommen war. Dr. Huber schien mir allerdings nicht zu glauben. Er nickte nur und sagte mit seiner schneidenden Stimme: „Wenn Sie die Proben fertig analysiert haben kommen Sie in mein Büro. Ich werde ihren Vorgesetzten informieren" Anschließend drehte er sich um und verschwand er aus dem Raum und ließ die Tür mit einem lauten Knall hinter sich zufallen.

Ich schloss meine Augen und schüttelte meinen Kopf. Anne grinste währenddessen unbeholfen. „Ich schwöre dir, wenn ich wegen dir meinen Job los bin, kannst du dich auf etwas gefasst machen", sagte ich mit einem wütenden Unterton und wandte mich wieder Patrick zu um ihn von meiner Blutabnahme zu erlösen.

Wütend warf ich die Utensilien zurück in die Kiste und packte anschließend die Proben. Ich warf Anne einen warnenden Blick zu und wollte mich gerade aus der Tür drücken als sie sagte: „Denkst du bitte daran die Proben von Herrn Kühn als erstes zu machen?" Ich blieb im Türrahmen stehen und sagte: „Wenn du das Mittagessen zahlst, werde ich es mir vielleicht überlegen", sagte ich und verschwand kopfschüttelnd aus dem Zimmer.

Warum zum Teufel hatte ich mich auch auf diese bescheuerte Idee eingelassen? Im Labor machte ich mich sofort daran die Proben zu untersuchen, ehe ich meinen Vorgesetzten erblickte. Dr. Schmidt sah nicht sonderlich erfreut aus, als er auf mich zuging und mich mit einem strengen Blick ansah.

„Stimmt das mit Patrick Kühn?", fragte er mich leise und lehnte sich dabei gegen die desinfizierte Oberfläche des Labors. Ich nickte zaghaft. „Okay, ich habe schon mit Dr. Huber gesprochen, du musst ihn also nicht mehr treffen. Ich kann es aber nicht befürworten was du getan hast, deswegen darfst du heute noch arbeiten, bist aber für die nächste Woche beurlaubt. Ich hoffe du kannst das verstehen", sagte Dr. Schmidt und ich nickte mit zusammen gepressten Lippen.

„Ist Okay, ich weiß dass es falsch war. Ich hätte das nicht tun dürfen", sagte ich schuldig und sah auf den Boden um meine Rolle als Opfer noch etwas zu verdeutlichen. „Schon gut, das nächste Mal fragst du halt Frau Dr. Altermatt. Sind das seine Proben?", fragte er und ich nickte bestätigend. „Die übernehme ich jetzt. Du wirst mit Patrick Kühn nicht mehr in Kontakt kommen", sagte Dr. Schmidt und ich nickte verstehend. „Machen Sie Mittag. Und dann nimmt alles wieder seinen gewohnten lauf, ja?", schaffte er mir an und ich nickte.

Anschließend ging ich aus dem Labor hinaus und zog mein Handy aus der Tasche des Kittels. Anne konnte sich ja so was von auf ein Donnerwetter gefasst machen.

Wie ich lernte zu fliegenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt