Chapter 33

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[ Flashback ]

Ich saß auf dem Stuhl und hörte dem Arzt zu. Ich war 9 Jahre alt. Ein kleines Kind, dass noch vieles vor sich hatte, doch der Arzt zerstörte alles in nur einem Satz.

"Kira wird nichtmehr 20 Jahre alt werden", ich sah stumm zu meinen Eltern. Mum die weinend in Vaters Armen lag. Der Arzt, der mich anschaute.

"Kira, es tut mir Leid, aber du musst das verstehen, okay?"
"Du musst jetzt stark sein!", lächelte der Arzt mich aufmunternd an. Sonst könnten es wohl nichtmal 15 Jahre werden, was? Ich lächelte tapfer und nickte zum Arzt hin.
Er streichelte mich einmal auf mein Kopf und ich sah derweil zu meinen Eltern. Doch die Fragen, die diese stellten, bekam ich garnicht mehr mit.
Ich werde sterben. Ich werde sterben und ich kann nichts tun.
Ich werde mir dabei zusehen, wie ich verotte.
Meine Eltern waren völlig aufgelöst und als ich im Krankenzimmerbett lag, waren sie jeden Tag bei mir. Immer sagten sie, dass wir einen Weg finden werden. Ich lächelte sie einfach nur an und versuchte tapfer zusein. Schließlich wollte ich sie nicht zusätzlich mit meiner Trauer belasten. Ich musste ihnen zeigen, dass es mir gut ging. Das alles gut sei, auch wenn es nicht so war.

"Mum, Dad", beide drehten sich zu mir.

"Ein Bitte habe ich", sie nickten beide.

"Das bleibt unser Geheimnis", lächelte ich und sie sahen geschockt ihre Tochter an.

"Erzählt Sam nichts davon, okay?", beide nickten.
"Erzählt keinem davon, okay?", wieder nickten beide.

"Lasst uns ihnen einfach... Lügen erzählen, okay?", Mum und Dad sahen sich einfach nur an.

"Wenn du so willst, mein Schatz", ich lächelte und bedankte mich. Dann sah ich aus dem Fenster. Wir hatten die schlechte Naricht bekommen und ich hatte das Gefühl mein Leben fing jetzt erst so richtig an. Ich fiel in keine Trauer. Ich schmückte stattdessen mein Leben mit Lügen. 

[ Flashback Ende ]

Seit jenem Tag habe ich nichtmehr geweint. Mein Lächeln war jeden Tag present. Seit jenem Tag habe ich nurnoch in der Gegenwart gelebt.
Seit jenem Tag habe ich Lügen über Lügen erzählt. Nur um vor der Wahrheit wegzurennen. Vor allem wegzurennen. Ich wollte vor meinem Schicksal weglaufen, doch es holt mich später so oder so wieder ein.
Ich sah zu Sam, wie er immernoch an meinem Bett schlief. Ich bat Mum und Dad mich nicht mein ganzes Leben lang im Krankenhaus zu behalten. Ich wollte noch weitere Tage zur Schule gehen.
Nach einiger Zeit wachte auch Sam auf und ich lächelte ihn an. Er freute sich mich auf zusehen und fragte was los gewesen sei.

"Mir gehts viel besser, Sam", lachte ich und er sah mich fragend an.

"Ich bin doch schon fast wieder auf den Beinen", verschönigte ich es.

"Sag mal Kira", Sam stand auf und stellte sich vor das Fenster.

"Wielange willst du mich noch anlügen?", lächelte er und drehte sich zu mir um.

"Denkst du ich bin blöd?", er lächelte immernoch.

"Ich hab dein Spiel mitgespielt. Solange Zeit", ich sah zu ihm hin, vollkommen ernst.

"Ich tat soviele Male auf dumm", er lächelte einfach weiter.

"Ich hatte am Anfang wirklich geglaubt, du hattest in der Schule einfach einen Zusammenstoß mit Jemanden", er grinste und sah aus dem Fenster. Doch seine Miene verdunkelte sich, als ob er sich an etwas erinnern könnte.

"Ich wollte mir mal dein Schulbuch ausleihen und hab in jeder Schublade geguckt, weil du die Bücher irgendwo in deinen tausenden da hattest. Ich wollte wirklich nicht schnüffeln, doch in einer Schublade fand ich ein Zettel", er drehte sich zu mir um.

"Das du tot krank bist", als er dies sagte, drehte er sich wieder zum Fenster.

"Weißt du wie mein Herz zerbrochen ist? Unsere Eltern wussten davon und du. Ich war der Einzige aus unserem Haus der nicht eingeweiht wurde"

"Weißt du wie ich mich gefühlt habe?!", er drehte sich energisch zu mir um und ich sah wie er Tränen in den Augen hatte.

"Könntest du mir erklären, warum du mich angelogen hast!?"
"Warum du mir nie was gesagt hast? Warum du immer gegrinst hast!? Warum du nicht mit mir geredet hast?"
"Der Zettel war 6 Jahre alt! Solange hattet ihr mich angelogen! Nein warte, es war ja länger, mein- ganzes Leben lang? Das trifft es eher!", er weinte und schrie mich dabei an. Ich sah derweil auf meine Hände und lächelte dann zu ihm hoch.

"Ich wollte dich doch nur beschützen", lächelte ich ihn an und er lachte mich an.

"Beschützen?", er lachte so sehr, dass er sich an das Bett abstüzte.

"Vor was den?", er sah mich an.

"Vor der Wahrheit", sagte ich ernst und er stand vor mir, vor dem Bett.

"Und du denkst, dass ich das bis du hier endest, nicht mitbekommen hätte?", ich nickte.

"Und was hättest du mir erzählt, wenn du hier liegen würdest- im Krankenhaus?"
"Die Wahrheit ist nicht zu verleugnen, nichtmal mit deinen ganzen Lügen", fügte mein Bruder hinzu.

"Das was ich den anderen auch erzählt hatte", ich blieb vollkommend ernst, genauso wie er. 

"Das es dir gut geht? Nur ein kleiner Schwächeanfall?", ich nickte.

"Und dann? Wenn du gestorben wärst?", ich sah aus dem Fenster.

"Die Frage ist eher, und dann? Wenn ich bald sterben werde?", ich sah wieder zu ihm, wie seine Augen geschockt mich ansahen und ebenfalls glässig wurden. Keiner verkraftet sie eigentlich wirklich. Sie alle sagen mir, ich solle sie nicht anlügen. Ich solle Ihnen die Wahrheit sagen. Und wenn man es tut?
Was bringt es? Können sie mir helfen? Verändert das irgendwas? Verändert das mein Schicksal?
Sie schauen nur. Sie schauen nur und man merkt, wie man Sie gerade verletzt hat. Verletzt mit der Wahrheit, die keiner verkraftet.

"Das ist die Wahrheit. Ich werde bald sterben, Sam. Mir geht es für die Verhältnisse eigentlich ganz gut, weil ich mit Schmerzmitteln zugepumpt werde", ich sah ihm ernst ins Gesicht und ich sah wie eine Träne sein Auge verließ.

"Du hättest es so aufkeinenfall herausbekommen sollen", ich seufzte und hielt mir meinen Kopf.

"Erst wenn ich an deinem Grab stehen würde?", fragte er heiser und ich zuckte mit meinen Schultern.

"Wer weiß?", ich sah hinaus aus dem Fenster.

"Ich erkenn dich nichtmehr...", murmelte er und ich seufzte.

"Du hättest dich aus dem Staub gemacht und mich mit den ganzen Fragen allein gelassen, stimmts?", ich biss die Zähne zusammen.

"Du hättest gedacht, ich habs ihm nicht gesagt, jetzt erklärt sich alles von selber?"
"Ich hab ihn dadurch nur geschützt?"
"Es ist nichtmehr mein Problem?"

Ich kniff die Augen zu. Kurzerhand nahm ich die Vase neben meinem Bett und schmiss sie, extra an ihm vorbei. Man hörte ein lautes Plärren und ich sah Sam mit einem verzweifelten Blick an.







































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