𝑲𝒍𝒂𝒔𝒔𝒆𝒏𝒂𝒖𝒔𝒇𝒍𝒖𝒈 (𝑳𝒆𝒎𝒐𝒏)

1.9K 26 4
                                    

Korrigiert von Quatschi14

PoV Luca

Mit rot verweinten und nassen Augen stand ich auf. Schon seit Tagen ging das so. Vor Tagen hatte mein bester Freund sich das Leben genommen. Sein Freund war durch einen Flugzeugabsturz ums Leben gekommen, woraufhin Luis, mein bester Freund, keinen Sinn mehr im Leben gefunden hatte. Als er zu mir sagte 'hoffentlich sehen wir uns bald wieder' wusste ich nicht, dass er das anders meinte, als ich das damals dachte. Das waren seine letzten Worte in unserer letzten Umarmung. Dann war er weg. Für immer. Ich sah ihn nie als bester Freund an, eher als Bruder. Eine Hälfte von mir. Und diese Hälfte war nun weg. Und als wenn das nicht schon zuviel war, ging ich mit der Klasse in ein KZ wegen Geschichte. Da, wo alles um den Tod ging. Am liebsten hätte ich abgesagt, jedoch wollte ich nicht, dass jemand den wahren Grund kannte und hätte ich abgesagt, hätten mich alle gefragt, was los sei. Jeder hätte irgendeine Ausrede gesucht, jedoch bin ich der schlechteste Lügner der Welt und jeder kann sehen, wenn ich lüge. Ich zog mich um und ging gleich danach in die Küche. Ich konnte nach Luis's Tod nichts mehr essen. Ich nahm ein kleinen Schluck von meinem Getränk, bevor ich mich auf dem Weg zur Bushaltestelle machte. Ich hoffte, dass niemand die Röte in meinen Augen sehen konnte. Mit gesenkten Kopf ging ich los. Als ich die Haustür aufmachte, stand Johannes davor und schaute auf sein Handy. Er schaute jedoch hoch, als ich die Tür zumachte. Er packte sein Handy weg, legte seine Hände an meine Hüfte, zog mich näher zu sich und küsste mich kurz, was ich sofort erwiederte. Er löste sich, nahm meine Hand und gemeinsam gingen wir zur Bushaltestelle. Er schien meine gerötete Augen nicht gesehen zu haben. Ich drückte leicht seine Hand, um seine Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen. Er sah mich leicht fragend an. ,,Sitzt du nachher im Bus schon neben jemanden? Also wenn wir von der Schule aus losfahren?" Er schüttelte leicht sein Kopf. ,,Können wir dann vielleicht sitzen?", fragte ich. Er nickte und lächelte leicht. ,,Kriegt mein Kleiner von mir nicht genug?", fragte er belustigt. Ich nickte einfach. Hätte ich jetzt was gesagt, würde er wissen, dass ich lüge. Ich brauche gerade seine Nähe. Er gab mir die Kraft, die ich momentan brauchte. Ich brauchte ihn einfach. Ein paar Schritte weiter, waren wir schon an der Bushalte. Wir hielten jedoch ein bisschen Abstand, da wir nicht unbedingt wollten, dass alle sehen, dass wir Händchen hielten. Auf dumme Kommentare hatten wir beide keinen Bock. Paar Minuten später kam der Bus, wir stiegen ein und setzten uns nebeneinander. Als wir saßen, nahm er wieder meine Hand, legte jedoch seine Jacke leicht darüber, damit man es nicht sofort erkennen konnte. So saßen wir die ganze Busfahrt über, bis wir in der Schule ankamen und wir in den nächsten Bus steigen mussten. Alle aus der Klasse waren schon drin. Wir setzten uns etwas weiter nach vorne, damit wir auch etwas ungestört waren. Der Lehrer zählte noch mal durch, dann fuhren wir auch schon los. Johannes legte diesmal einen Arm um mich, jedoch so, dass man es nicht sofort erkannte. Ich legte meinen Kopf auf seine Schulter und er zog mich etwas näher zu sich ran. Er legte meinen Kopf auf seinen Schoß, machte sich an seinem Rucksack zu schaffen und küsste mich währenddessen. So konnte es keiner sehen. Als er etwas gefunden hatte, löste er sich wieder und platzierte mein Kopf zurück an seiner Schulter. ,,Schlaf nochmal eine Runde. Du siehst nicht so aus, als hättest du heute Nacht viel geschlafen." Da hatte er nicht ganz unrecht. Ich hatte nur gefühlt eine Stunde geschlafen. Den Rest der Zeit konnte ich nicht schlafen, da ich eher mit trauern beschäftigt war. Keine zwei Minuten später schlief ich auch schon ein.

Sanft wurde an meiner Schulter gerüttelt. ,,Hey, Kleiner, wir sind gleich da", sagte diese Person und gab mir ein kurzen Kuss auf meinen Kopf. Ich machte die Augen auf und sah in die Augen von Johannes. Dieser lächelte mich an und strich mir ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht. Ich lächelte zurück und löste mich nur schwer von ihm. Ich setzte mich wieder auf und wuschelte mir kurz durch die Haare. Nach ein paar Minuten hielten wir auch schon an. Alle stiegen aus und der Lehrer erklärte noch etwas, bevor wir uns zum KZ begaben. Johannes unterhielt sich mit anderen aus der Klasse, weshalb ich alleine weiterging. Wieder fühlte ich mich leer und einsam. Luis war damals immer bei mir. Wir waren unzertrennlich. Und jetzt? Seit dem Tag war ich durchgehend alleine. Meine Eltern waren hauptsächlich bei seinen Eltern, da sie seit diesem Tag Unterstützung brauchten und unsere Eltern ziemlich gut befreundet sind. Das ich seit dem alleine war, war jedem egal. Mein Vater und ich hatten ein wirklich sehr gutes Verhältnis. Jetzt jedoch ließ er mich allein. Der Einzige, den ich noch hatte, war Johannes. Der jedoch hatte auch nicht immer Zeit. Er wusste auch nichts davon, dass Luis tot ist. Niemand wusste es. Wir waren anscheind schon da, da nähmlich alle stehen blieben und ich, da ich in Gedanken versunken war, gegen jemanden gelaufen bin. Ich nuschelte ein leises 'Sorry' und stellte mich etwas weiter nach vorn. Der Typ, der da arbeitet, erklärte uns noch wichtige Sachen und führte uns danach ein bisschen rum. Er erklärte uns, was damals ungefähr stattgefunden hatte. Mir kamen schon die Tränen. Mit den Gedanken war ich die ganze Zeit nur bei Luis. Bevor ich irgendwie in Tränen ausbrechen konnte, ging ich zu Johannes. Dieser stand mit dem Rücken zu mir. Er stand alleine dort, weshalb ich einfach an ihn ranschleichen konnte, ohne das es jemand sah. Langsam ging ich an ihn ran, umarmte ihn von hinten und legte mein Kopf auf seine Schulter. Er zuckte kurz etwas, lächelte mich jedoch an. Er legte seine Hände auf meine, die ich um seinen Bauch geschlungen hatte. Meine Hände nahm er dann weg und drehte sich zu mir. Er guckte sich kurz um, ob jemand in der Nähe war, was aber nicht der Fall war. Er beugte sich kurz zu mir runter und küsste mich, löste sich aber viel zu schnell wieder. Er sah mir noch kurz in die Augen, bis wir uns wieder mit der Klasse treffen mussten. Wir gingen etwas herum, bis wir dann doch zu den ganzen Gedenksteinen gingen. Meine Tränen musste ich ganz stark zurückhalten. Als wir jedoch weiter gingen und überall nur Gedenksteine waren, hielt ich es nicht mehr aus. So unauffällig wie möglich ging ich zurück, wo wir auch hergekommen waren. Dort setzte ich mich gegen eine Wand und ließ meinen Tränen freien Lauf. Gerade war es mir egal, ob jemand das sehen konnte. Nach ner Zeit spürte ich einen Arm um meiner Schulter. Als ich aufsah, sah ich in die schönen braunen Augen von Johannes. In seinen Augen spiegelte sich Mitleid wieder. ,,Was genau ist passiert?", fragte er mich mitfühlend. Ich schüttelte einfach nur den Kopf und weinte stärker. Er legte sein zweiten Arm um mich und zog mich näher an sich. ,,Bitte, Luca rede mit mir. Ich kann dich zwar nicht zwingen, aber ich kann dich nicht so zerrissen sehen. Bitte sag mir was passiert ist.", sagte Johannes sanft zu mir. Ich beruhigte mich etwas und fing dann an zu erzählen: ,,Ich weiß ich hätte es dir viel früher sagen sollen, aber ich konnte es nicht. Als damals der Freund von Luis gestorben ist, verfiel er in Depressionen. Dieser Tod hat ihn sehr mitgenommen. Es ging soweit, dass er sich auch das Leben nahm." Mir rollten ein paar Tränen meine Wangen runter. ,,Meine Eltern sind nicht mehr Zuhause und lassen mich allein. Wenn sie nicht da waren, war Luis immer bei mir. Kein anderer ist mehr bei mir. Du bist der Einzige, mit dem ich noch Zeit verbringe", beendete ich meine Rede. Johannes sah mich mir riesengroßen Augen an. ,,Er ist....tot? Oh Gott, Luca", sagte er leise und drückte mich noch näher an sich. Ich vergrub mein Gesicht an seiner Brust und weinte dort sein T-Shirt nass, während er seinen Kopf auf meinen legte. ,,Wieso hast du nichts gesagt? Wieso frisst du das alles in dich rein? Geht das schon lange so?" Als Antwort nickte ich. Er schüttelte leicht seinen Kopf. ,,Und ich hab das nicht bemerkt. Luca, egal was ist bitte sprich doch mit mir. Ich kann es nicht sehen wie du komplett zerstört am Boden liegst", flüsterte er. Leicht nickte ich. Als ich ihn die Nase hochziehen hörte, schaute ich zu ihm hoch. Auch bei ihm flossen kleine Tränen seine Wange runter. Er hatte sich auch immer sehr gut mit Luis verstanden und die beiden waren schon wie die besten Freunde. Mit meinem Daumen wischte ich seine Tränen weg. Er hatte viel weniger Tränen als ich, weshalb nach kurzer Zeit alle Tränen weg waren. Wieder sah er mir in die Augen. ,,Nachher kommst du mit zu mir. Du brauchst etwas Ablenkung. Außerdem will ich nicht, dass du alleine bist. Ich sag gleich zu Jonas, dass es dir nicht gut geht und ich deswegen bei dir sitzen will. Eigentlich wollte ich erst neben ihm sitzen, aber dir geht es wirklich mega schlecht. Der wird das schon verstehen." Ich nickte und lächelte leicht. Wir wurden unterbrochen, da unser Lehrer zu uns gekommen ist. ,,Luca, warum läufst du einfach weg?", fragte dieser etwas sauer. ,,Entschuldigung, dass ich einfach weggelaufen bin, aber ich hatte vor kurzem einen schweren Verlust und konnte mir das alles gerade nicht länger ansehen", fasste ich kurz zusammen. In seinen erst wütenden Augen spiegelte sich jetzt Mitleid wieder. ,,Hättest du mal etwas gesagt, dann hättest du einfach hier warten können." Bevor ich noch etwas sagen konnte, nahm mir Johannes das Wort ab. ,,Er kann halt nicht darüber sprechen. Selbst wenn er nur sagen würde, dass er einen Verlust hat, hätte er so weinen müssen." Unser Lehrer nickte verständnisvoll. ,,Hälst du die letzte Stunde noch aus? Wir gehen nur noch in das Museum und danach geht es auch schon zum Bus", fragte er mich. Langsam nickte ich. ,,Okay in 10 Minuten sind wir hier fertig. Wartet einfach hier." Nach diesen Worten ging er zurück. Ich sah Johannes wieder in die Augen. ,,Bleibst du bei mir?", fragte ich. Statt einer Antwort küsste er mich. Als er sich löste, sagte er: ,,Ich lass dich jetzt nicht so schnell wieder alleine." Ich lächelte ihn an, was er erwiederte. Bis die Klasse wiederkam, saßen wir an dieser Wand und ich lag in seinen Armen. Zusammen gingen wir durch das Museum. Johannes war die ganze Zeit in meiner Nähe, da aber die ganze Klasse hier war, konnten wir nicht Händchen halten. Wir gingen dann endlich zum Bus. Johannes ging zu Jonas und redete mit ihm. Dieser sah kurz zu mir und nickte dann Johannes zu. Kurz darauf rief Jonas: ,,Ey, Nils, können wir sitzen?" Das schien also geklärt sein. Alle stiegen ein, so auch Johannes und ich. Wir setzten uns hin und er legte sofort seinen Arm um mich und zog mich näher zu sich. Ich lehnte mich gegen ihn und meinen Kopf legte ich auf seine Brust. Die ganze Busfahrt über saßen wir so. Hin und wieder gab er mir ein Kuss auf meinen Kopf. Außerdem waren wir auch ab und zu am Handy. In der Schule angekommen, stiegen alle aus. Alle verabschieden sich von ihren Freunden und gingen nach Hause oder an ihren Bushaltestellen. Da der Bus aber voller war als der davor, konnte wir uns nicht in irgendeiner Art küssen. Wir setzten uns in den Bus, Johannes nahm wieder meine Hand und legte die Jacke drüber. Diesmal jedoch hielt er meine Hand fester als heute Morgen. Als wir dann endlich aussteigen konnten, gingen wir zu Johannes nach Hause. Er schloss die Tür auf, wir gingen rein, zogen unsere Schuhe und Jacken aus und gingen zu Johannes ins Zimmer. Seine Eltern schienen nicht da zu sein. Wir setzten uns auf sein Bett und er sah mich an. ,,Geht es dir besser? Also zumindest ein bisschen besser als vorher?", fragte er mich. ,,Ja und tut mir leid." Jetzt sah er mich fragend an. ,,Wofür entschuldigst du dich?", fragte er daraufhin. ,,Naja, wegen mir konntest du nicht im Bus neben jemand anderem sitzen. Außerdem warst du nur bei mir und konntest dir das nicht zuende angucken. Ich hoffe, ich nerve dich nicht zu doll." Ich drehte mein Kopf zur Seite und sah beschämt zu Boden. ,,Luca, bitte guck mich an", hörte ich Johannes sagen. Langsam drehte ich meinen Kopf zu ihm und sah ihn an. ,,Luca, jetzt mal ehrlich, du bist so ein Idiot. Ich meine, dafür brauchst du dich nicht zu entschuldigen. Ich hätte das alles niemals gemacht, wenn du mir nichts bedeuten würdest. Luis ist tot und deine Eltern lassen dich allein. Du fühlst dich einsam. Glaubst du nicht, dass ich dann alles liegen lasse, damit du nicht so alleine bist? Vor allem, wenn es dir so schlecht geht? Ich würde alles liegen lassen, wenn du in solch einer Situation bist. Ich weiß wie viel dir Luis bedeutet hat und kann dein Verhalten nur verstehen. Und da werde ich dich garantiert nicht auf irgendeiner Art und Weise weiterhin alleine lassen. Zumal ich, nach deiner Aussage, der einzige bin, der momentan noch irgendetwas mit dir macht. Und du nervst mich in keinster Weise. Soll ich dir mal was sagen? Ich mag es, Zeit mit dir zu verbringen. Auch wenn ich anderes nicht machen kann. Wenn du nicht da bist, fühle ich mich so leer. Bist du bei mir, bin ich der glücklichste Mensch der Welt. Jedes mal, wenn du weinst, zerreißt es mich. Jedes mal, wenn du lachst, erwärmt das mein Herz. Wenn du mich umarmst, dann erwärmt das meinen Körper und wenn du mich küsst, kribbelt alles in mir. Deine Hand, die meine immer nimmt und dessen Finger sich mit meinen verschränken. Dein Ohr, was mir immer zuhört. Deine Augen, in denen ich mich immer wieder aufs neue verliere und deine Lippen, die sich jedes mal gegen meine bewegen. Ich liebe einfach dein Dasein. Ich brauche einfach deine Nähe, die tut mir einfach gut. Du tust mir einfach gut. Auch wenn ich es nie sage und auch nicht immer zeige, glaube mir, ich fühle so. Und du nervst mich einfach überhaupt nicht. Im Gegenteil. Es stört mich in keinster Weise. Ich liebe alles an dir. Diese Liebe jedoch kann ich nicht beschreiben. Es gibt einfach keine Worte dafür. Du bist einfach was Besonderes. Und das sag ich nicht einfach so oder um dich aufzumuntern. Ich meine das wirklich ernst. Und bitte hör jetzt auf zu sagen das du nervst. Das stimmt einfach nicht. Und entschuldigen brauchst du dich auch nicht. Dafür liebe ich dich", hielt er seine Rede. Ich konnte nicht anders und fiel ihm um den Hals. ,,Danke", sagte ich leise zu ihm. ,,Und hör auf dich zu bedanken", sagte er. Ich setzte mich auf seinen Schoß und legte meine Lippen auf seine. Bevor er erwidern konnte, löste ich mich allerdings von ihm. ,,Ob du es jetzt willst oder nicht, aber ich werde mich jetzt bei dir bedanken", hauchte ich ihm zu.

𝑶𝒏𝒆 𝑺𝒉𝒐𝒕𝒔 (𝒀𝒂𝒐𝒊)Место, где живут истории. Откройте их для себя